Wenn die gegenwärtige Viruskrise vorüber sein wird, gibt es hoffentlich ganz viele Genesene und ganz wenig Verstorbene, allerdings ist jetzt schon klar, es wir ein Kranker übrigbleiben. Das ist die Europäische Union.
Sie ist nicht vorhanden in der Bewältigung der weltweiten Pandemie. Nachrichtentechnisch scheint es so, als habe der Ministerpräsident des Saarlandes in dieser Sache mehr zu vermelden als die ansonsten so machtvollen EU-Kommissare. Das hat natürlich einen Grund, und zwar den der Kompetenzen.
Die EU hat keine gesetzliche Befugnisse, um handelnd in die Bewältigung der Coronakrise eingreifen zu können.
Das ist bedauerlich, aber es ist symptomatisch: Europa, wahrscheinlich die gesamte Welt, haben sich angewöhnt, das Gesundheitssystem in den Boden zu sparen. Man hat einfach darauf vertraut, dass der medizinische Fortschritt derart allumspannend ist, dass in seiner Folge die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen, die stationär behandelt werden müssen, immer geringer wird.
Erst im vergangenen Jahr hat der Bundesgesundheitsminister haufenweise die Schließung von Krankenhäusern angeordnet. Ich nehme an, dass er sich aus Ärger über diesen Fehler nun die Finger wund beißt.
Unser aller Bewusstsein hat sich schlicht und ergreifend vom Gesundheitswesen abgewendet. Jaja, das ist wichtig und da arbeiten auch fleißige und kompetente Leute. Diese aber anständig zu bezahlen, das war in der öffentlichen Wahrnehmung unter dem Diktat des verordneten Sparzwanges, nun wirklich keine Priorität.
Um zur EU zurückzukommen: Dass man ihre keine Gesundheitskompetenzen verliehen hat, zeigt in aller Deutlichkeit, welche Gewichtung unser aller Gesundheit in den Augen der Politik hat.
Um es polemisch auszudrücken: Der Bananenbieger war in Brüssel wichtiger als der Arzt.
Nach Beendigung der Pandemie werden wir alle wissen, wie immens wichtig es ist, ein Sanitätswesen zu haben, dass stets auf alles vorbereitet ist und das so attraktiv ist, dass genügend junge Leute in die Pflegeberufe gehen.
Ich kann und werde hier keine Vorschläge machen, denn ich bin kein Fachmann. Eines aber weiß ich: Die Coronakrise gibt uns die Gelegenheit, unsere Götter zu revidieren. Vielleicht ist es gesellschaftlich doch nicht so alternativlos, ständig unter dem Primat der Wirtschaft zu leben. Die kann ja doch auf die Dauer nur gedeihen, wenn sie von psychisch und physisch Gesunden betrieben wird.
Und, das klingt jetzt schon ein wenig futuristisch: Wenn der Staat es berechtigterweise für richtig befunden hat, eine tatenlose Wirtschaft und eine zum Nichtstun verdonnerte Bevölkerung über diese Wochen, vielleicht Monate zu bringen, dann ist es an der Zeit, über das bedingungslose Grundeinkommen nachzudenken.
Bislang wurde das von den Wirtschaftsgottsöberschten als Flausen von solchen diffamiert, die sowieso nicht arbeiten wollen.
Diese Tage haben gezeigt, dass die Frage der Arbeit nicht vom Willen allein abhängt.
Fazit eins: Wenn ein Virus grenzüberschreitend arbeitet, muss das die EU Kommission auch tun können.
Fazit zwei: Es muss uns etwas einfallen, Gesundheit als wirklich wichtig zu verstehen. Wie wichtig sie ist, wissen nur die, die sie die Gesundheit verloren haben. Gesundheit ist mehr als das, was man sich auf vorgedruckten Karten zu Weihnachten wünscht.