Ein Schweißfuß kommt selten allein.

Diese empirisch unterlegte Weisheit war nie so wahr wie derzeit: Erst die Pandemie, die der Welt Kosten in ungeahnter Höhe aufgelastet hat, und nun der Krieg, pardon, die militärische Spezialaktion, in der Ukraine, die der Welt mit einem Schlag klarmacht, wie wichtig dieses bisher unbeachtete Land für die Weltwirtschaft ist. Wer wusste schon, dass dort Sonnenblumen, Weizen und Äpfel in so großem Maße angebaut werden, dass der Ausfall der Ernte ein Problem für die Welternährung wird? Dass 50 % des Neongases aus Mariupol kommt?

Dass Russland uns mit Energie versorgt, wussten wir und erinnern uns an Adenauer, der gesagt hat, die Soffjets seien zwar durchaus fragwürdig, aber sie seien zuverlässige Handelspartner. Und darüber hinaus hatte sich die Bundeskanzlerin furchtlos gezeigt, sogar vor Putins Kötern. Sowas imponiert dem.

Der annektierte munter die Krim und, seien wir ehrlich, Donezk und Lugansk, bombardierte für Assad dessen Städte und killte die halbe Bevölkerung von Grosny. Das tat seiner Reputation nur wenig Abbruch. Man redete mit ihm und drückte seine Hand.

Jetzt ist es anders: Es sind nicht Moslems, die unter seinem Bombenhagel sterben, und soo wichtig waren Tschetschenien und Syrien für den reicht gedeckten Mittagstisch in Europa auch wieder nicht.

Jetzt aber stört er, er stört so richtig. Er gefährdet unseren Popanz, das Wirtschaftswachstum.

Wenn unsere Wirtschaft nicht wächst, bricht das System zusammen, unter anderem deshalb, weil wir dann unsere immensen Schulden nichtmehr bedienen können. Das zeigt, wie weit wir uns von den Prinzipien der schwäbischen Hausfrau entfernt haben:

Ein Eisschrank wird erst dann gekauft, wenn wir das Geld dafür haben. Weil unser System aber auf pump gebaut ist, ist es so fragil, so angreifbar. Die kleinste Störung kann alles durcheinanderwirbeln.

Das Problem ist, dass in den vergangenen Jahrzehnten alles vom Selbstversorger auf den Zugang zum Geld umgewandelt wurde. Vor 50 Jahren hätte der zugedrehte Gashahn niemanden mit Furcht erfüllt. Man hatte einen Bullerofen, der mit heimischen Briketts oder Brennholz aus dem Wald beheizt wurde. Wer kennt noch das Wort „Holzlese“? Mein Vater stand im Saal des Dorfgasthofes und versteigerte für billiges Geld „Lose“. Das waren klar abgesteckte Gebiete im Wald, wo der Loskäufer alles herumliegende Holz sammeln konnte. Vergessen! Wer hat schon noch einen Bullerofen? Unsere Heizungen werden mit irgendwas gefüttert, und das bekommt nur, wer ein gutes Einkommen hat.

Ich weiß, das ist alles umweltpolitisch ein Problem. Dennoch. Krisis heißt auf Griechisch auch Chance. Das wissen auch die Politiker. Dennoch leisten es sich die in Berlin einen feuchten Hosenboden herzuzeigen, statt die Einfuhr von Putin-Gas und Putin-Öl zu stoppen.

Es muss diesem Herrn klargemacht werden, dass er es nun endlich geschafft hat, weltweit ein Paria zu sein. Oder denkt irgendjemand, dass die Bevölkerung es tolerieren würde, wenn ihre gewählten Repräsentanten ihm irgendwann, aus welchen opportunistischen Grünen auch immer, noch einmal die Hand reichen?

Putin kann den Krieg gewinnen oder verlieren. Solange er im Kreml herrscht, bleibt Russland isoliert (so hoffe ich jedenfalls).

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