Auf Ibiza in den 80er Jahren war jeder sein eigener Architekt, Klempner und ganz besonders Heizungsingenieur. Das klingt abwegig, aber wer je einen Winter auf Ibiza verbracht hat, der weiß wirklich, was es heißt, bis auf die Knochen zu frieren.
Jeder konnte alles und hauptsächlich, jeder traute sich alles zu. Was dabei herauskam war Pfusch, una chapuza, und denjenigen, der dies verbrochen hatte, den nannte man Don Chapuzas.
Ich erinnere mich an einen Tüftler, der sich dachte, einen Kamin aus Kupferröhren zu bauen, sei dann sinnvoll, wenn diese Röhren mit Wasser gefüllt würden. Da heißes Wasser leichter ist als kaltes, war ihm klar, dass er somit die oben liegenden Schlafräume würde wärmen können. Zu seinem großen Erstaunen, hatte das das Wasser damals offenbar auf Ibiza noch nicht mitbekommen, und die obere Etage blieb kalt. Dafür war das Erdgeschoss stets verräuchert, weil der Kamin ausschließlich aus Kupferröhren gebaut hatte. Eines Tage war er unvorsichtig und sagte zu seiner Frau, sie sähe nicht nur aus wie ein geräucherter Schinken, sie röche auch so. Daraufhin drohte sie mit Scheidung und stellte eine kuriose Bedingung, wenn er dies verhindern wolle: „Ich lass mich scheiden, oder du umbaust den Kamin von drei Seiten mit hitzereflektierenden Steinen mit einem richtigen Abzug. Also machte sich Don Chapuzas an die Arbeit und bald schon war nicht nur das Klima des Erdgeschosses sondern auch das der Ehe bereinigt. Der obere Stock blieb aber weiter kalt. Am Ende baute der dipl. ing. (privat) gegen alle seine physikalischen Überzeugungen verstoßend eine Umwälzpumpe ein und tatsächlich gelang es so, die nasse Winterkälte halbwegs aus den Schlafräumen zu vertreiben.
Ich war natürlich auch ein Don Chapuzas vor dem Herrn. Meine Spezialität waren Pumpen. Zunächst fand ich, es sei eine Schande, dass das Wasser unserer Sickergrube einfach so im Boden verschwand. Also baute ich ein Auffangbecken, in dem ich das mehr oder weniger gereinigte Abwasser sammelte um dann mittels einer versenkbaren Pumpe mit dem Inhalt all die Hecken und Fruchtbäume zu wässern, die ich gepflanzt hatte, die aber nicht vom Hintern weg wuchsen. Jedes Mal, wenn ich meine lieben Pflanzen pflegte, stank es unsäglich. Keiner der Nachbarn hat je protestiert, man hatte vollstes Verständnis für mein Abwassermanagement.
Als die Pflanzen ergrünten, fand ich, dass wir uns unabhängig machen müssten von den andauernden „cortes de agua“ Unterbrechungen der Wasserzufuhr. Ich kaufte eine weitere Pumpe, mehrere Rückschlagventile, setzte einen Tank auf´s Dach und siehe da, wir hatten nun stets Wasser und noch dazu zum immer gleichen Druck. Was ich nicht bedacht hatte, waren die häufigen „cortes de luz“ die Unterbrechungen der Stromzufuhr. Das passierte meistens zur Unzeit und so musste ich oft mäßig bekleidet bei Wind und Sturm nach draußen, um den Hahn wieder auf „normal“ zu stellen. Dann schoss das Wasser mit dem üblichen Überdruck wieder direkt in die Leitungen, die dies übel nahmen. Eines Tages stellten wir fest, dass eine erst gestern angebrachte Gasflasche schon wieder leer war. Unter dem Küchenboden, war eine Wasserleitung geborsten. Wir brachen ein Stück Küchenboden in Größe eines Grabsteines auf, und ich ersetzte die defekte Wasserleitung. „Das bleibt jetzt auf Probe zwei Wochen offen,“ forderte meine Frau. Das gab mir Zeit, passende Bodenplatten zu finden, um das Loch wieder zu schließen. Ich fand aber keine, das Modell war ausgelaufen. Wenn schon denn schon, dann machen wir das Loch halt mit grünen Kacheln zu.
Wenn Gäste fragten, was sich denn unter diesen Steinen verberge, sagten wir, das sei unser Familiengrab.