Der Torfbrand in Meppen ist eine Umweltkatastrophe sondergleichen. Torf ist ja im Grunde nichts anderes als Braunkohle. Gerade verbrennen dort Tonnen und Abertonnen, allerdings, anders als in Grevenbroich, unkontrolliert und ungefiltert.
Wenn das ein Naturereignis wäre, Selbstentzündung, Blitzschlag oder so, wäre die Sache leider nicht besser, in Meppen handelt es sich allerdings zu allem Überfluss auch noch um ein „man made disaster“.
Wenn in Hintertupfing der Bauer Obertupfer das Stroh auf seinem Feld verbrennt und das Feuer auf den benachbarten Wald übergreift, steht am anderen Tag in der Zeitung der Bauer O. aus H. hat einen Waldbrand verursacht.
Vom Torfbrand weiß man nur, dass ihn „die Bundeswehr“ ausgelöst hat. Besteht unsere Armee aus Robotern? Gibt es keine Namen? Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Unbekannt. Das bedeutet doch nur eines: Die Bundeswehr hat die Befehlskette, an deren Ende einer die Rakete abgeschossen hat, noch nicht herausgerückt.
Das riecht sehr stark nach Staat im Staate. Schon die Vorgehensweise der Bundeswehr zeigt, dass man sich offenbar nicht eingebunden fühlt in das, was den Rest der Gesellschaft außerhalb des Militärs ausmacht. Wie anders ist es zu erklären, dass man die freiwillige Feuerwehr Meppen und Umgebung nicht um Hilfe bittet, wenn das eigene Löschfahrzeug kaputt ist? Will man mit Zivilisten nichts zu tun haben, ihnen gar die ach so geheimen Raketenabschussvorrichtungen nicht zeigen?
Offenbar haben wir es hier mal wieder damit zu tun, dass eine verschworene Gemeinschaft denkt, sie laufe parallel zur übrigen Gesellschaft. Wir hatten das ja schon einmal erlebt, bei der katholischen Kirche, die doch tatsächlich glaubte, die Straftaten, die ihre Priester begangen hatten, intern regeln zu können.
Offenbar denkt man das bei der Bundeswehr auch. Richtig wäre es gewesen, die Verantwortlichen für den Ausbruch des Moorbrandes bei der Staatsanwaltschaft zu melden, da der dringende Verdacht auf fahrlässige Brandstiftung etc etc besteht. So wäre es mit dem Bauern O. aus H. auch geschehen. Was unterscheidet den Bauern Obertupfer vom Hauptmann Müller? Möglicherweise kann man von einem Hauptmann einen schärferen Blick auf die Bedürfnisse des Gemeinwohls erwarten. Wir wurden eines Besseren belehrt
Falsch verstandener Korpsgeist führte zum „mauern“ und was gesamtgesellschaftlich noch viel schlimmer ist, zu einem nunmehr unkontrollierbaren Großbrand. Man muss sich das vorstellen: 1.200 Hektar brennen, nicht aber einfach an der Oberfläche, sondern ein paar Meter tief. Das ist kein zweidimensionaler Brand, sondern ein dreidimensionaler.
Schön, dass sich die Bundesverteidigungsministerin bei der Bevölkerung entschuldigt hat. Schöner wäre es gewesen, wenn sie auch nach außen hin nicht nur Untersuchungen angekündigt hätte, sondern auch erwähnt hätte, dass das disziplinarrechtliche und strafrechtliche Folgen haben werde.
Drei Wochen nach Ausbruch des Brandes äußert sich die Dame erstmals. Dass man sie nicht informiert hat, kann ich mir nicht vorstellen. Dass sie so lange geschwiegen hat, zeigt, dass offenbar auch sie Teil des Korpsgeistes geworden ist. Es ist doch bezeichnend, dass ihr erster Presseauftritt zu Meppen im Freizeithabit an ihrem privaten Wohnort aufgenommen wurde. Offenbar haben ihr – dem Bundeswehrcocon entkommen – dort der Ehemann und die Kinder die Meinung gegeigt.