Immer dann, wenn die Realität des gelebten Lebens in deutlichem Kontrast zu dem steht, was uns die Regierenden einflüstern, entsteht eine neue Kultur des Witzes.
Die Kommunistischen Staaten waren im vergangenen Jahrhundert wahre Brutstätten für den politischen Witz.
Gestern las ich in der spanischen Zeitung „El País“ einen Artikel, in dem vorausgesagt wurde, dass wir kurz davor stehen, wieder in eine fruchtbare Epoche des Witzes einzutreten. Diesmal befindet sich die Zentrale allerdings nicht in Moskau sondern in Washington DC.
Es ist ja auch wirklich absurd, eigentlich ist es sogar undenkbar, was da gerade in den USA passiert:
Unliebsame Journalisten werden von den Pressenkonferenzen im Weißen Haus ausgeschlossen, ja wo sind wir denn?
Der 45.Präsident spielt die beleidigte Leberwurst und geht nicht zum Dinner der im Weißen Haus akkreditierten Korrespondenten. Das kann man sich nicht ausdenken, man kann sich nur an den Kopf fassen, wenn man sieht, auf welches Sandkastenniveau die Politik gesunken ist.
Das Schlimme ist, dass sich der Herr In Washington über kurz oder lang innenpolitisch eine blutige Nase holen wird, und dann macht er, was bisher alle Machthaber in so einer Situation gemacht haben: Er stürzt sich auf die Außenpolitik.
Que Dios nos coje confesados. Will heißen: wenn das geschieht, ist es besser, wenn wir vorher gebeichtet haben und uns auf das Schlimmste einstellen.
Doch zurück zum Politwitz. Ein wunderbarer, der punktgenau auch auf unseren Blondschopf passt. Er stammt noch aus Moskau: Was ist der Unterschied zwischen einem kapitalistischen Märchen du einem kommunistischen Märchen?
Das kapitalistische beginnt mit „Es war einmal“ und das kommunistische beginnt mit „Es wird einmal sein“.
So werden wir auch haufenweise Witze hören über die verbreiteten „fake news“ der US Regierung, die ja gleichzeitig behauptet, alles andere sei „fake news“. Bald wird man nichtmehr unterscheiden können, was Tatsache ist und was nicht.
Beispiel: Was ist falscher? Wenn Trump lügt oder wenn er die Wahrheit sagt? Antwort: Wenn er die Wahrheit sagt.
Auf welchem Niveau wir uns befinden, sehen wir daran, woher er seine Infos angeblich hat: 5.000.000 nicht berechtigte Menschen hätten gewählt. Hat ihm Bernhard Langer beim Golf erzählt. Terror in Schweden. „Hab ich bei Fox gesehen“. Flüchtlingsdesaster in Deutschland: „Hab ich von Joe.“
Man muss diesen Mann respektieren, weil er demokratisch gewählt worden ist und weil er erschreckend viel Macht hat. Aber kann man ihn ernst nehmen?