Sie zahlen am meisten nach Brüssel. Stimmt. Und sie sind auch sonst überall die Größten, „die Mehrsten“ und die Wichtigsten. Angesichts existierender und heraufziehender Rechtsregierungen in Europa wir Bundeskanzlerin Merkel die Funktion des demokratischen Korrektivs zugeschoben. Gar nicht auszudenken, wenn sie nicht wiedergewählt würde.
Ja, Deutschland ist wichtig und die Bundesregierung ist es auch. Allerdings entgeht demjenigen, der immer nur deutsche Presse liest und deutsche TV Nachrichten sieht, dass Deutschland sich innerhalb der Eurozone nicht solidarisch verhält. In der Griechenlandkrise haben sich deutsche Politiker zu den Gralshütern der Einhaltung der Stabilitätskriterien aufgemandelt und geflissentlich vergessen, dass Deutschland mehrmals dagegen verstoßen hatte.
Wenn es den deutschen Interessen genehm ist, dann darf die Inflationsschraube durchaus ein wenig gelockert werden, sonst aber ist nur der Gedanke daran schon Teufelszeug.
Es darf ja nicht vergessen werden, dass die Krise in den sogenannten PIGS Staaten (Portugal, Italien, Griechenland Spanien) auch dadurch entstanden ist, dass zumal deutsche Banken schrankenlos Kredite in diese Länder gepumpt haben. Das hat den Konsum und die Investition stark angekurbelt.
Und dreimal darf der geneigte Leser raten, wer denn in Europa Konsum- und Investitionsgüter herstellt? Erraten!
Jeder Euro, den Deutschland zur Rettung Griechenlands mitbezahlt, ist eine Kleinigkeit gemessen an dem, was die deutsche Wirtschaft und in Folge der deutsche Fiskus am Griechenlandexport verdient haben. Gleiches gilt für Spanien, Italien und Portugal.
Aber unterdessen war Deutschland daran interessiert, die Inflation im Euroraum klein zu halten und deshalb kam es in den anderen Euro Ländern zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich in erster Linie in großer Arbeitslosigkeit bemerkbar machten.
Während in einigen Euro Ländern die Jugendarbeitslosigkeit auf 50% stieg, sang man in Deutschland das Lied: “Wir haben ja noch China, trallala.“
Vom stabilen Euro profitiert in erster Linie Deutschland und deshalb wird durchgesetzt, dass es unter keinen Umständen irgendwo einen Schuldenschnitt gibt, obwohl alle genau wissen, dass die Schulden mancher Länder niemals zurückbezahlt werden können. Sie wirken als Hemmschuh für eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung, und unter gesund verstehe ich, dass alle, die Arbeit suchen, auch welche finden.
In Deutschland wird vergessen, dass der eigene Wohlstand auch damit erkauft wird, dass in anderen Ländern verlorene Generationen (im Plural) existieren. Menschen also, die keinerlei Perspektive haben, durch eigenes Tun zu überleben, zu prosperieren und keine Ahnung davon haben, was es ist, ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.
Davon erfährt man wenig, wenn man sich aus deutschen Quellen informiert. In den übrigen Ländern aber wächst der Unmut. Man merkt dort, dass die eigene Politik nicht mehr selbstbestimmt ist. „La Merkel“ ist dann die Personifizierung des Übels und Deutschland ist gemeint.
In seiner Geschichte war Deutschland lange Zeit ein zerstrittener Haufen kleinerer und größerer Staaten. Und das war gut so, denn jedes Mal, wenn Deutschland geeint war, wurde es zur Gefahr für seine europäischen Nachbarn.
Es ist bitter, aber es ist ein großes Stück Wahrheit dran, wenn man sich anhört, was Aldo Moro, François Mauriac und andere gescheite Menschen über Deutschland vor der Wiedervereinigung gesagt haben:
„Ich liebe Deutschland. Ich liebe es sogar so sehr, dass ich froh bin, dass es zwei davon gibt.“
Es wird zunehmend Aufgabe deutscher Politik sein, neben der Wahrung der eigenen Interessen auch die der europäischen Partner im Blickfeld zu haben.
Bring das mal einen AfD Wähler bei!