Verfassungsrecht für Flüchtlinge VII

Im Wedding gibt es das Café Al Salam. Es wurde von Syrern gegründet, die zum Teil schon mehr als zehn Jahre in Deutschland leben und dient als unverbindlicher und billiger Treffpunkt für alle diejenigen, die erst kürzlich nach Berlin gekommen und naturgemäß orientierungslos sind.

Dorthin wurde ich eingeladen, den Vortrag über die von er deutschen Verfassung garantierten Grundrechte zu halten. Es kamen mehrere Juristen, Agronomen, ein Arzt, ein Offizier, ein Informatiker und ein Analphabet. Alle sprachen ausnahmslos ein wenig deutsch, der Informatiker beherrschte es fast fließend. Er berichtete, er habe eine Freundin aus Baden-Württemberg und nun lerne er nicht nur schwäbisch, sondern alle deutschen Dialekte. Als ich ihn auf fränkisch ansprach, antwortete er auf fränkisch. Ich bin fast vom Stuhl gefallen.

Natürlich ging es, wie immer, um den Eindruck, als Moslem nicht gleichberechtigt behandelt zu werden:

„Warum baut der deutsche Staat für uns keine Moscheen? Für die Christen baut er Kirchen:“

Ich hatte ja mal bei Professor von Camphausen Kirchenrecht belegt, dennoch fiel es mir schwer, die Trennung von Staat und Kirche im Zusammenhang mit der Kirchensteuer rüberzubringen. Immerhin fruchtete der Gedanke, dass es besser sei, die Gläubigen finanzierten sich selbst, als dass der türkische Staat die Imame schickt und der König von Saudi-Arabien die Moscheen bezahlt.

Stereotypen sind auch die wiederkehrenden Erklärungen, dass der Islam alles eigentlich ganz anders meint wie zum Beispiel die Rechte der Frau, die Verschleierung, die Gewalt etc. Das ist dann der Moment, darzulegen, wie wichtig eine autonome Finanzierung ist, denn es wird nie gelingen, en Islam zu reformieren, wenn er zur Zementierung gegebener Machtstrukturen benutzt wird. Das verstand insbesondere der Offizier, der von seinem Vater in die Armee gepresst worden war und dann desertierte, weil er nicht auf seine eigenen Leute schießen wollte.

Es kommen auch manchmal skurrile Fragen, zum Beispiel, ob der Vater dem 19jährigen Sohn das Rauchen verbieten dürfe.

Das Kopftuch ist immer ein Thema. Diesmal fiel mir dazu ein, es wäre in unserer Zivilisation halt schwer, Kleidung als Teil des Glaubens zu erkennen, denn Glaube sei etwas für die Seele und die habe keine Kleider.

Ich weiß nicht, ob das verstanden wurde, so wie ich bezweifle, dass ein Moslem in Deutschland versteht, weshalb die Kirchenglocken läuten dürfen, der Muezzin aber nur innerhalb der Moschee zum Gebet rufen darf. Das ist objektiv eine Ungleichbehandlung, aber es ist eben zweifelhaft, ob den Moslems damit gedient ist, durch den Ruf des Muezzins noch mehr Angst, Misstrauen bis zu Hass gegen den Islam zu provozieren.

Für mich ist diese Vortragsreihe immer auch ein Zusammenstoß mit der kruden Realität, denn was ich da erzähle, sind Idealvorstellungen des menschlichen Zusammenlebens. Korruption, Missgunst, Hass, Kriminalität und behördliches Fehlverhalten kommen im Grundgesetz nicht vor, im Leben der Flüchtlinge aber alltäglich.

Auf dem letzten Blatt des Power-Point Vortrages steht mein Name und dass mir das copyright gehört. Gestern fragte mich einer der Anwesenden, was denn das „von“ da verloren habe. Ich versuchte, es in schlichten Worten zu erklären und plötzlich brach wirkliches Interesse hervor. Der Frager wollte die Rangordnung der Aristokratie wissen, holte einen Zettel raus und listete von oben nach unten auf: Kaiser, König, Herzog, Fürst, Graf, Baron.

Absurder kann der Mensch sich nicht vorkommen als ich gestern. Am Ende wurde ich auch noch gebeten, zu erklären, was das Zeug da oben über den Wappen zu bedeuten habe. Neun Zacken, sieben Zacken, so richtig führt dieses Wissen auch nicht zur Integration.

 

 

 

Der Wasser Adel

Adam Schmidt fuhr einen blauen Hanomag Laster, auf dessen Bordwänden in altdeutscher Schrift zu lesen war: Rotenhan Bräu, Rentweinsdorf.

Er fuhr sehr langsam, nahm jede alte Frau mit, die vom Bahnhof heimschlurfte, fragte jeden Wandersmann, ob er mitfahren wolle. Jeder kannte ihn, er kannte jeden und war wohl der bestinformierte Mann des ehemaligen Landkreises Ebern.

Er hieß der „Wasser Ådel“, weil alle Adams in Franken Ådel genannt werden, ein fast dänisches Å. Warum Wasser? Für den Franken ist alles, was nicht Bier oder Wein ist, Wasser. Und weil der Wasser Ådel eben auch Limo von Haus zu Haus verkaufte, war er eben der Wasser Ådel.

Seine Frau Karolina, die Schmidt’s Kalina, war wie er selbst ein Original. Sie kehrte den Planplatz zwischen Kirche und Schloss und was ihr Mann aus dem Landkreis mit heimbrachte, vervollständigte sie durch ihr profundes Wissen über das Hin und Her im Dorf.

Sie hatten zwei Söhne. Der ältere hatte, solange ich mich erinnern kann, eine beeindruckende Wampe. Er liebte das Bier und den roten Eingelegten, da bleibt die Wampe nicht aus. „Wenn mer ner hindn aa nuch aaner rauswachsed“ kommentierte er seine Leibesfülle.

In jungen und wohl noch ansehnlicheren Jahren heiratete er eine Katholikin. Das war schon seltsam genug, denn darüber hinaus war sie auch noch die Tochter von Flüchtlingen. Sie sprach kein fränkisch und das ganze Dorf fragte sich bang, wie die beiden sich wohl unterhielten, die non verbale Kommunikation war damals noch nicht erfunden worden.

Die alten und die jungen Schmidts wohnten sehr beengt in einem kleinen Haus im Oberdorf, und da die Kalina a Guschn wie a Schwerd hatte, und der Ådel auch nicht auf’s Maul gefallen war, trugen sie ihre durchaus verbale Kommunikation lautstark aus. Mitten im Streit hielt die Kalina inne, deutete auf die Wand zum Nachbarzimmer und meinte: „Ned so laud, die es doch ned gawohnd“. Worauf der Ådel antwortete: „Die werd‘s gawohnd“, und der Streit ging munter weiter.

Der zweite Sohn war sehr groß und heißt daher bis heute im Dorf nur „der Zwaasdöggerd“.

In dem kleinen Haus wohnte auch noch der Kunz’n Jörch, irgendwie verwandt mit den Schmidts. Er konnte die Bibel auswendig und die Psalmen rückwärts. Zum Ausgleich wusch er sich nicht. Als er sich eines Tages den Oberschenkelhals brach und in Ebern ins Krankenhaus eingeliefert wurde, steckten ihn die Nonnen in die Badewanne. Am nächsten Tag war er tot. Immer wenn wir uns nicht waschen wollten, wurde der Kunz’n Jörch bemüht, um uns die Folgen mangelnder Reinlichkeit vor Augen zu führen.

Die Kalina wollte von mir schon al kleinem Buben immer wissen, wen ich denn mal heiraten würde. Meine stete Antwort: „Iich heier amol ned!“ Und sie ebenso stet: „Södda Vöchl ham schon merra gapfüffn.“ Sie sollte Recht behalten.

Eines Tages wurde im Dorf ein Fest gefeiert. Zu fortgeschrittener Stunde sprach der Schmidts Ådel meinen Vater an. Seine Kalina hatte er am Arm: „Herr Baron, ham denn Sie den Abschussblan scho gamachd?“

Mein Vater antwortete, der Abschussplan sei nicht nur fertig, er sei auch schon bei der unteren Jagdbehörde in Ebern abgegeben worden. Darauf der Ådel:

„Schood derfür, sunsd hädd ich Sie nämlich gabähdn, äss Sie mei Alda aa mid draufsetzn.“

Abtreibung

Es gibt wohl auf der ganzen Welt niemanden, der gerne abtreibt.

Die Entscheidungsfindung ist traumatisch und der Eingriff selbst ist erst recht traumatisch.

Dennoch ist der Entschluss, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, eine höchstpersönliche Entscheidung, die in erster Linie die betroffene Frau angeht, und wenn sie in einer Beziehung lebt, auch ihren Mann angeht.

Der säkulare Staat hat sich da nicht einzumischen, er darf aber natürlich beratend zur Seite stehen.

Die Frage der Legitimität der Abtreibung wird heute ausschließlich unter religiösen Gesichtspunkten diskutiert, man verbrämt das unter dem Oberbegriff Ethik.

Allerdings sind weder Ethik noch Religion allgemein verbindlich.

Das aber wird von konservativen Christen jenseits und diesseits des Atlantiks immer lautstärker postuliert. Wie kommen die eigentlich dazu?

Neulich habe ich im Internet den folgenden Satz gefunden:

„Wer findet, dass ein befruchtetes Ei mehr wert ist als ein Flüchtlingskind, der darf nichtmehr behaupten, dass seine Beweggründe religiös begründet sind“.

Dieser Satz wurde populär nur einige Tage, nachdem ein Foto die Runde machte, auf dem sechs Männer um den 45. Präsidenten herumstehen und dieser ein Dekret unterschreibt, wodurch staatliche Beihilfen zu Abtreibung gekürzt werden.

Ich wiederhole: Niemand treibt gerne ab. Aber es gibt Lebenssituationen, die eine Frau mit einem befruchteten Ei im Bauch zu dem Entschluss kommen lassen, die Austragung dieses beginnenden Lebens abzubrechen. Das hat mit Religion nur dann etwas zu tun, wenn man religiös ist.

Wir leben aber nun einmal in einem Land, in dem der Glaube an Gott freiwillig ist. Dessen ungeachtet ist es natürlich gut und sinnvoll, der Frau, die in der beschriebenen schrecklichen Situation der Entscheidungsfindung lebt, beratend zur Seite zu stehen, ja, wo das möglich ist, zu versuchen, den Abbruch zu verhindern.

Es liegt in der Natur der Sache, dass in den Beratungszentren in erster Linie Frauen arbeiten. Es liegt aber in keiner Weise in der Natur der Sache, dass diejenigen, die in der Öffentlichkeit die Abtreibungsdebatte führen, mehrheitlich Männer sind. Ich habe den Eindruck, dass all die US Senatoren, Moralapostel, Pfarrer, Politiker und Gschaftlhuber, die sich zu diesem Thema immer wieder zu Wort melden, zu Hause eine Frau haben, die die Problematik doch etwas differenzierter sieht.

Das Recht, abzutreiben, ist ein essentielles, wenn auch schmerzliches Recht, das eine Demokratie gewähren muss. Wer religiös argumentierend dieses Recht in Frage stellt, befindet sich intellektuell auf der gleichen Stufe wie all die Muslime, die nach Deutschland kommen und finden, sie müssten sich nicht an die hiesigen Gesetze halten, weil ihre religiösen Vorschriften den weltlichen Normen vorgingen.

Daher nochmal: Religion geht nur den etwas an, der ihr anhängt. Aus ihr Weiterungen abzuleiten, die für die Allgemeinheit gelten, ist schiere Übergriffigkeit.

 

 

Justitia hilf!

Angst ist kein guter Ratgeber und Bedrückt sein auch nicht. Ich muss aber zugeben, dass ich mich nicht erinnere, je mit solcher Sorge in die Zukunft gesehen zu haben, wie derzeit.

Was in den USA passiert, ist en vollkommenes Novum. Bisher konnte man durchaus beobachten, dass jeder Regierende, jede Exekutive in einem demokratischen Land mal abtastet, bis wohin sie die Legislative gewähren lässt, wann sie „HALT“ schreit.

Seit dem 20. Januar 2017 gibt es in den USA eine Regierung, die sich einen feuchten Kehricht um die Verfassung schert. Ja, deren Mitarbeiter sogar offen zugeben, Auftrag bekommen zu haben, wie man zum Beispiel das Verfassungsgebot er Nichtdiskriminierung umgeht.

Sieht man davon ab, die Sinnhaftigkeit einer Mauer zu hinterfragen, sieht man davon ab, dass es in erster Linie Männer sind, die sich zu Beschützern und Vormunden des weiblichen Unterleibs aufspielen, sieht man davon ab, dass Millionen von Menschen der Zugang zu öffentlicher medizinischer Versorgung abgeschnitten wurde, sieht man davon ab, dass „America first“ unterdessen einen Zusatz bekommen hat, nämlich „Christians first“, dann ist und bleibt es nach vier vor extrem besorgniserregend, dass sich die Regierung des mächtigsten Staates des demokratischen Westens nicht zu blöde ist, Menschen in offen verfassungswidriger Weise zu diskriminieren.

Und nebenbei, „Schiss hamse auch hoch“ denn Muslims aus Saudi-Arabien und Ägypten sind von der Diskriminierung ausgenommen. Das sind wichtige Staaten. Aber Sudan? Jemen? Syrien? Somalia? Libyen? Irak? Iran? Außer dem letzten Land sind das Staaten die am Boden liegen oder nie irgendwie Bedeutung hatten. Den Stiefel einem Löwen in den Nacken treten, das erfordert Mut – aber eine Hauskatze?

Trotz ihrer Unbedeutendheit haben diese Länder eine Bevölkerung, die, vielleicht sollte man daran erinnern, aus Menschen bestehen. Das sind arme, zum Teil notleidenden Menschen. Diese sind für Hass und Propaganda besonders empfänglich. Wer glaubt denn bitteschön, dass Diskriminierung ein Mittel zur Eindämmung des Radikalismus wäre?

Was mich so fassungslos macht, ist die unsägliche, gehässige Dämlichkeit, die plötzlich Regierungsdoktrin wird.

Gelogen wurde schon immer, besonders in der Politik. Es ist also nichts Neues, was da in den USA passiert. Neu ist, dass dieser Präsident kaum etwas verlautbaren lässt, was entweder glatt gelogen ist oder ab er eine vollkommene Unkenntnis der der Realitäten zeigt.

Derzeit sieht es so aus, als erwachten die verfassungstreuen Amerikaner gerade aus ihrer Schockstarre nach dem Wahlausgang. Niemand bezweifelt, dass der 45. Präsident legitim und legal in sein Amt gewählt wurde. Nur, was er jetzt tut und unternimmt, das ist zum großen Teil weder legitim und legal.

Dass sich die USA immer hinter ihrem Präsidenten scharen, ist gute demokratische Tradition. Nichtsdestotrotz werden es die US-Bürger sein müssen, die dem gewählten Präsidenten Einhalt gebieten, indem sie die Gerichte anrufen.

Jetzt kommt die Stunde der großen Juristen, die so oft in Hollywood Filmen glorifiziert wurden. Der Supreme Court ist gefragt.

 

Unsere Werte

Es ist nun eine Woche her, dass Donald Trump der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist. Wenig Zeit, fürwahr!

Aber was hat er doch schon alles geleistet! Ein Gigant im Zupacken! Ein Gigant in der Kunst der Lösungsfindung! Wenn wir nur in den anderen Ländern der westlichen Demokratien solche Politiker hätten, dann sähe es bei uns und bei unseren europäischen Freunden anders aus.

Anders, ja, aber besser?

Donald Trump hat in dieser Woche gar nichts geleistet, aber er hat sich viel geleistet. Reden wir nicht vom Mauerbau, reden wir nicht von der teilweisen Abschaffung von Obamacare, reden wir nicht von seinen frauenfeindlichen Macho Eskapaden, sondern denken wir nur an Eines:

Donald Trump findet Folterungen gut und würde nichts dagegen tun, wenn seine Minister das Zufügen von Schmerz oder Panik als Mittel zur Wahrheitsfindung wiedereinführen würden. Das sagte er heute in einem TV Interview.

Was er vom Schutz der Grenzen, von der sozialen Absicherung seiner Mitbürger oder was er vom Schutz ungeborenen Lebens hält, das alles befindet sich im Rahmen der Gestaltungsfreiheit, die ein Präsident haben muss. Man kann da seiner Meinung sein oder nicht, und wenn man es nicht ist, muss man ihn als demokratischen Gegner mit demokratischen Mitteln bekämpfen.

Wenn Trump allerdings die Folter gutheißt dann hat er damit die Grenze überschritten, die von allen westlichen Demokratien in Stein gemeißelt wurde:

Die Würde des Menschen ist unantastbar!

Erdogan, Assad, Putin, Orban, die arabischen Potentaten und die vielen, vielen Diktatoren auf dieser Welt hören bei jedem Staatsbesuch aus Europa die Mahnung, sie müssten sich aber bitteschön schon ein Bisserl um die Menschenrechte kümmern, weil sonst wär das eben nix mit Kooperation, EU-Beitritt und Entwicklungshilfe.

Die europäishen Politiker sitzen auf einem hohen moralischen Roß. Dank den USA übrigens. Denn es ist unbestreitbar, dass nach dem zweiten Weltkrieg die Demokratie in Europa ohne den Einfluss der USA nicht so nachhaltig hätte Fuß fassen können. Da müssen wir wirklich dankbar sein.

Der Foltersündenrückfall des Präsidenten wird leider in den USA kaum politische Folgen haben, denn alle, die im US Kongress sitzen, wussten von den Fällen des „water boarding“ und haben nichts dagegen getan. Diese Leute werden den ersten und auch den zweiten Stein nicht werfen. Umso mehr sind nun die Bündnispartner in der NATO gefragt, den „Mut vor Fürstenthronen“, den sie vor afrikanischen Despoten herausholen, auch vor dem Egomanen in Washington DC zu zeigen.

Es kann doch nicht sein, dass wir von den Einen etwas verlangen, was wir von Trump nicht einzufordern wagen.

Die Politik des feuchten Hosenbodens hat noch nie zu wirklichen Erfolgen geführt, bei Trump wird das erst recht nichts bringen. So wie es jetzt aussieht, hat sich gegen seine Spinnereien und krassen Verletzungen des demokratischen Konsenses in den USA noch keine Opposition formiert. Umso mehr muss nun Europa mit einer Stimme klarmachen, dass eine atlantische Zusammenarbeit nur auf der Basis dessen möglich ist, was die USA nach 1945 so kraftvoll und nachhaltig nach Europa gebracht haben:

„We the People of the United States, in Order to form a more perfect Union, establish Justice, insure domestic Tranquility, provide for the common defence, promote the general Welfare, and secure the Blessings of Liberty to ourselves and our Posterity, do ordain and establish this Constitution of the United States of America“.

 

Bamberg

Als Kind war Bamberg für mich die Stadt aller Städte, ja eigentlich die einzige Stadt, ich kannte nämlich keine andere. Es war die Nachkriegszeit. Damals war es für mich gar keine „Zeit“ es war halt so. Normal war der Mann vor dem Schuhhaus Zeller am Grünen Markt. Er hatte keine Beine mehr und stand auf seinen Stümpfen in einer Art unten zugenähter Lederhose. Er verkaufte Schnürsenkel und Schuhcreme. Er war genauso groß wie ich.

Dass der Krieg noch nicht lange her war, merkte man auch an der Vorzugsbehandlung, die mein Vater genoss, denn fast alle Bamberger Stadtpolizisten waren Feldwebel in seinem Regiment gewesen. Ich sehe noch, wie sein kleiner VW an erheblich ansehnlicheren Autos vorbei auf den Parkplatz gelotst wurde. Beim Einfahren salutierte der Polizist.

Als meine Mutter einmal reumütig auf der Wache erschien, um einen Strafzettel zu bezahlen, kam sofort ein übergewichtiger Polizist aus dem Hinterzimmer und stauchte den jungen Kollegen am Tresen zusammen: “Die Fraa vo unnern Riddmastä bezohld in Bamberch kanna Strafzeddl.“

Ein Paradies war natürlich das Geschäft von Spielwaren Albrecht in der Austraße. Wir drückten unsere Nasen am Schaufenster platt und bewunderten Steiftiere, Leiterwagen und Modellautos. Gegenüber im Gasthaus zum Specht wurde immer zu Mittag gegessen, weil dort Rotenhan Bräu ausgeschenkt wurde.

Nach dem Mittagessen war ein Besuch bei Onkel Anton an der Reihe. Der wohnt noch heute im Dom droben auf dem Berg. Er war von 1434 bis 1459 Bischof in Bamberg. Sein Epitaph befindet sich am dritten östlichen Pfeiler. Dort hat sich der Arme immer so schrecklich gelangweilt und war froh, wenn wir Kinder ihn am Fuß kitzelten.

Später kamen wir am Schlengerla vorbei. Dort lag einmal ein Mann auf der Straße, umringt von keifenden Weibern: „A Zamgsuffnä, a Sünd un a Schand, wie mer so viel saufn ka, der wenn hamkummd, wenn des meiner wär!“ So ging das einige Zeit hin und her. Mein Vater stand daneben und in eine Keifpause hinein sagte er: „Wenn man euch Weibern so zuhört, bleibt einen ja nur noch der Suff.“ Wir fanden Zuflucht beim Juwelier Triebel an der unteren Brücke, sonst wären wir alle miteinander gelyncht worden.

Regelmäßig musste auch „der Gürtlerschen“ ein Besuch abgestattet werden. Sie führte einen Antiquitätenhandel, eigentlich aber war es ein besserer Trödelmarkt. Bei zweifelhafter Ware meinte sie immer „De is ned andigg, des is höxdens andünn.“ Sie wollte immer rausbekommen, wer unser Vater war. Einmal fragte sie unsere Mutter. „Na, wer glauben Sie denn, dass er ist?“ fragte sie zurück: „Endwedä a Baron oder a jüdischer Rechdsanwald.“

Oft mussten wir zum Schönleinsplatz, dort befand sich Puppenklinik, wo die malträtierten Gefährten meiner Schwester geheilt wurden. Danach ging’s zum Flurbereinigungsamt gleich daneben. Dort gab es einen Aufzug, man stelle sich das vor!

Während Vater Dinge erledigte, fuhren wir unermüdlich Aufzug und waren bald „amtsbekannt“: „Än Rodnhan sei Bagasch is widä do.“

Wenn wir ganz brav waren, gab es in der Konditorei Riffelmacher an der Oberen Brücke heiße Schokolade mit Schlagsahne. Das Gefühl der kühlen Sahne auf der Oberlippe, und dann die kochend heiße Schokolade, ich träume noch heute davon.

Das Auto parkte damals auf dem Maximiliansplatz, die Tiefgarage wurde erst viel später gebaut. Aber den Häddie, den gab es schon – ein Blick in die große weite Welt. „Bei’n Häddie“ gab es alles, was unsere Phantasie ersehnte und natürlich noch viel mehr. Dorthin gingen wir mit unserer Mutter. Mit dem Vater gingen wir immer zu Waffen Schmidt, bevor wir ins Auto stiegen. Dort wurden Patronen für die Gewehre gekauft und dort bekam ich auch mein erstes Taschenmesser. An der Wand hing ein Zettel: „Von innen beschmutzte Lederhosen können zur Reparatur nicht angenommen werden!“

Moishe Pischeles

Es stehen drei Juden im polnischen Stedl zusammen. Da kommt gravitätisch streitend ein vornehmer Herr im schweren Zobelmantel vorbei.

„Das ist Maurice de la Fontaine, ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann“, sagt Schmul.

„Naja“ entgegnet Herschel, „er hat sich heraufgearbeitet, als wir gemeinsam die Banklehre machten, hieß er noch Moriz Wasserstrahl.“

„Nu“, meint Aaron, „ich hab‘ ihn noch gekannt als Moishe Pischeles“.

Wie fast alle jiddischen Witze hat auch dieser eine Vorgeschichte: Als die polnischen Juden durch die andauernden Teilungen des Landes mal preußisch, mal russisch, mal österreichisch wurden, reichte der Vatername, etwa Moses Abrahamsohn, nicht mehr aus, „richtige“ Nachnamen mussten her. Die jeweiligen Beamten aber machten sich einen Spaß daraus, den jüdischen Neubürgern blöde, spaßige oder erniedrigende Nachnamen zu geben.

Nur zu gut ist zu verstehen, dass viele Juden, sobald sie es sich durch sozialen Aufstieg leisten konnten, diese Namen loswerden wollten. So war es im vorvergangenen Jahrhundert üblich geworden, den Nachnamen zu ändern, zu „dignifizieren“, wofür der obige Witz ein wunderbares Beispiel ist.

Der reiche Schatz an jiddischen Witzen ist in jüdischen Familien stets präsent, und so ist und war es üblich, Menschen durch ein Witzzitat als Person darzustellen, auch dann wenn die äußeren Umstände wirklich nicht danach waren. Als in einem KZ einer der Gefangenen ein Orchester aufbauen wollte, hieß er selbstverständlich sofort Moishe Kalisch. Und das kam so.

Samuel Seligmann, er wohnt im polnischen Stedl, besucht seine zu Geld gekommene Verwandtschaft, die sich in Breslau assimiliert hat, das heißt, man hat jüdische Gepflogenheiten durch solche der christlichen Umgebung ersetzt. So veranstaltet man im Haus der Verwandten eine Soiree, ein Quartett spielt Mozart. Samuel steht verloren in einer Ecke, da erbarmt sich seiner eine der eingeladenen Damen und fragt ihn: „Sind sie musikalisch?“ „Nein, ich bin nicht der Moishe Kalisch, ich bin der Samuel Seligmann.“

Und noch eine wunderbare Geschichte: Max Liebermann hat die Familie des Bankiers Soundso portraitiert. Als das Bild fertig ist, ergeht Einladung und „tout Berlin“ erscheint in der Villa des Herrn Generaldirektors. Man steht vor dem Gemälde, auf dem der Hausherr samt Frau, Kindern und dem Schoßhund der Hausfrau dargestellt sind. Vor Ehrfurcht erschauernd steht die Menge der Gäste schweigend vor dem Meisterwerk. Da tropfen in die Stille die kargen Worte: „Der Tate ist gesind, der Hund ist gesind…“ Schallendes Gelächter, das Bild wurde nie wieder öffentlich gezeigt.

Dahinter verbirgt sich der folgende Witz:

Abe Mendelsohn fährt nach Frankfurt, er muss zum Arzt. Der sagt ihm, er benötige eine Urinprobe. Er möge in die Apotheke gehen, dort werde man das Weitere veranlassen. In der Apotheke gibt man dem Mann ein Fläschchen, in das er bitteschön hineinpinkeln möge. Im Übrigen koste das zwanzig Mark. Abe findet das teuer und bittet sich Bedenkzeit aus. Einige Tage später kommt er zurück und übergibt dem Apotheker zusammen mit einem Zwanzigmarkschein das bis oben gefüllte Fläschchen. Er werde auf das Ergebnis warten. Am Abend kommt er wieder und erfährt vom Apotheker zu seiner Freude, alles sei in Ordnung. Abe stürzt darauf zum Telegrafenamt und kabelt nach Hause: „Die Mame ist gesind, der Tate ist gesind, der Joschele ist gesind, der Hund ist gesind.“
Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele Mitmenschen in Deutschland gar nicht wissen, welchen reichen Schatz an Kultur, an Esprit und an Weisheit wir durch den Holocaust zerstört haben.

 

Denn wo die Begriffe fehlen…

…stellt schnell ein neues Wort zur rechten Zeit sich ein.

Ja, was wären wir ohne unseren guten alten Goethe?

Bisher wurde dieses Zitat benutzt, wenn Mord auf einmal „Endlösung“ hieß, wenn Massenentlassungen plötzlich „Freistellungen“ waren oder wenn die Propagierung des Schießbefehls an deutschen Grenzen „ausrutschen auf der Computermaus“ genannt wurde.

Ein bisher gebräuchliches Wort wurde durch ein neues ersetzt, das den ursprünglichen Sinn vernebelte, ihm aber nichts von dem nahm, was es wirklich ausdrücken wollte. Jetzt sind wir einen Schritt weitergekommen, und, jeder hat es gemerkt, es handelt sich um einen Fort-Schritt.

Eine Rose ist eine Rose, eine Rose ist eine Rose. Das galt bis 2016. Dann kamen 2017 und Theresa May, die, mutig geworden durch überseeische Ereignisse, klarmachte, dass „Brexit heißt Brexit“ nicht etwa „Brexit heißt Brexit“ bedeutet, sondern „Ihr könnt uns alle mal.“ Damit blieb sie noch im Geltungsbereich des Goethe-Zitats.

Nun aber hat gestern Kellyane Convay, eine Beraterin des 45. Präsidenten die Deutungshoheit über Goethe an sich gerissen und gesagt: „Ab jetzt ist das wie folgt zu verstehen: Denn wo die Bilder nicht behagen stellt schnell ein alternativer Fakt sich ein.“

Ich finde das faszinierend: Der in meiner Groß-Familie so gepflegte subjektive Umgang mit der Wahrheit wird zur staatstragenden Doktrin zum Axiom einer „new brave era“

Wenn wir uns gerade daran gewöhnt haben, dass wir aus dem Zeitalter des Faktischen entwachsen sind und uns die Zeit der postfaktischen Wahrnehmung dieser Welt, dieser Zeit und ihrer Läufte zueigen gemacht haben, dann öffnet die Dame aus Washington DC ein großes Tor, und wir befinden uns – schwupp – in der in der atemberaubenden Welt der alternativen Fakten.

Das wird ein Leben! Steuerschulden? Liebes Finanzamt, ich verfüge da über alternative Fakten. Liebling, das war nicht die nette Nachbarin mit mir im Bett, alternativfaktisch, war das garniemand, und mein Personalausweis sagt nur zufällig, ich hieße Hans, eigentlich heiße und bin ich Napoleon. Für Letzteres kam man früher in die Klapsmühle, heute kann man mit so einer Wahrnehmung der Tatsachen einen US Präsidenten beraten.

Der ist übrigens ein Genie: Obwohl er ein Mann ist kann er zwei Sachen gleichzeitig: Eine plumpe, beleidigende Antrittsrede halten und bis 1.500.000 zählen. Wow!

Aber zurück zu den Fakten, beziehungsweise zu deren Alternative. Wir haben es hier mit einem Oxymoron zu tun (Meine Schulzeit war zu teuer, als dass ich mir das hier verkneifen könnte)

So, jetzt ist es gesagt, und wir können zum Normaldeutsch zurückfinden: Alterative Fakten, das ist ein schwarzer Schimmel. Das geht nicht. Das weiß auch Doña Kellyane. Was sie mit „alternative facts“ faktisch meint, also jetzt mal primärfaktisch, dann sind das „Anschauungsweisen“. Nur postuliert sie halt, dass die Anschauungsweise des 45. Präsidenten so zu behandeln sei, als wäre sie tatsachenschaffend.

Trost und Hilfe bieten wie so oft die Weisheit und der Pragmatismus der Franken:

„Ich glaab, äs zwa Pfund Rindfläsch a guda Subbn gibd“

That‘s fact, Mr. President!

 

Mid die Schrödn auf’n Hos’nbod’n

Die Jagd spielt in Franken eine riesige Rolle. Im Winter sind ganze Dörfer wie ausgestorben, weil die einen als Schützen, die andren als Treiber mit „naus die Jachd“ gehen. Zurück bleiben Vorschulkinder, stillende Mütter und Bettlägerige. Wer nicht zum Treiben oder zum Schießen gebraucht wird, dem fällt die wichtige Aufgabe zu, Bratwörschd, Lindensuppe und Bier für die Mittagspause vorzubereiten.

Für eine anständige Jagd muss es bitter kalt sein, dann kommt das Wild nicht so leicht aus der Dickung und entsprechend langsamer kommt es dem Schützen vor die Flinte oder Büchse.

„Büchse? Damit schießt man doch Rehe?“

„Ja.“

„Aber Drückjagden sind doch verboten!“

„Ja und?“

„Unn ausser diesen“, sechd der Bedä, „wenn a Sau kummt, mußt a Büchsn dabei ham.“

Die Kälte dient in erster Linie als Begründung für den doch erheblichen Schnapskonsum vor, während und nach jedem Trieb.

Während die Schützen auf der einen Seite des Waldes zu Fuß Stellung bezogen, wurden die Treiber auf Wagen, die ein Traktor zog und auf denen Strohballen als Sitzbänke dienten, auf die andere Seite gezogen. Es war schneidend kalt, zwangsläufig gingen Schnapsflaschen und Thermokannen umher. Mit auf dem Wagen saß auch Frantek, ein aus dem Krieg übrig gebliebener polnischer Zwangsarbeiter. Einer der Mittreiber fragte den Unverheirateten:

„Frandegg, wie mecht mer a gscheids Kind?“

Frantek verdrehte die Augen, blieb jedoch die Antwort schuldig, die sofort nachgeliefert wurde:
„Nüchdern und mid viel Liebe, mechd mer des! Unn, Frandegg, wie mecht ma a dumms Kind?“ Wieder keine Antwort und darauf:

„Freech a mol dein Vaddä!“ Grohlendes Gelächter.

Frantek hatte einen hellblauen Opel Kadett mit dem fuhr er jeden Samstag ins Puff nach Würzburg. Insgeheim wurde er von den Männern des Dorfes beneidet, weil er diese Ausflüge ohne jegliche Heimlichtuerei unternahm. „Brauch ich Auto für irgendwas, oder?“

Besonders am Nachmittag ging es bei den Jagden zunehmend lockerer zu: Schnaps, Bratwürschd, Bier und „nuch a Schnäbsla“ machten träge und man nahm es nicht mehr so genau mit den Vorschriften, besonders bei den Hasenjagden, wo man mit feinem Schrot die Beute erlegte.

Und es begab sich, dass ein Schütze dem Schorsch versehentlich eine Ladung Schrot auf dem Hosenboden dessen Lederhose entlud. Das war nicht gefährlich, geschmerzt hat es aber doch.

Und so brach der Schorsch das Treiben ab, drehte um und stürzte Rache suchend auf den Mordsschützen zu. Der blieb ganz ruhig stehen und schaute dem Wütenden in die Augen.

Als dessen heißer Atem schon zu spüren war, hob der Schütze die Hand und sagte:

„Schorschla, du wennst kann Spaß verstehsd, bleist daham!“

Das NPD Urteil und die Theorie der „cuatro gatos“.

Großes Entsetzen wegen des Urteils zum NPD Verbot. Die wichtigsten Kommentatoren des Landes schütteln den Kopf. Der informierte Bürger ist entsetzt, sieht gar das Andenken der Opfer des Nationalsozialismus befleckt.

Das Verfassungsgericht hat die Sauerei nicht verboten! Für Viele reduziert sich das Urteil auf diesen sehr verständlichen Satz. Ja, diese Nazis dürfen mit ihrer Sauerei fortfahren.

Aber halten wir die Empörung doch bitte getrennt von dem, was das Verfassungsgericht geurteilt hat.

Es stand zur Entscheidung ob das Grundrecht auf Meinungsfreiheit (Artikel 5 GG) höher steht, als das Recht des Staates, sich vor verfassungsfeindlichen Parteien zu schützen (Art 21 GG).

Ob und wie eine Partei verboten werden kann, regelt das Parteiengesetz. Aus der Systematik wird schon klar, dass das Recht der Meinungsfreiheit, wie gesagt ein Grundrecht, höher steht als das, was das Parteiengesetz regelt.

Die Demokratie muss also schon ganz schön in Gefahr sein, damit eine Partei verboten werden kann.

Die NPD ist das, was man in Spanien „cuatro gatos“, vier Katzen nennt. Also eine durchaus überschaubare Anzahl von Menschen. Diese verfechten verfassungsfeindliche Ziele, okay. Aber sie alle zusammen sind derzeit keine Gefahr für Demokratie und Rechtsstaat.

Wie wichtig ist doch das Wort „derzeit“!

Wenn ich einer von der AfD wäre, würde mich das Urteil ganz erheblich erschrecken: Die Afd ist nicht bedeutungslos, und dass in ihr Verfassungsfeinde arbeiten, ist gerade nach dem Auftritt des AfD Mannes Höcke in Dresden am 17. Januar mehr als offenbar.

Für mich ganz ganz deutlich hat das Verfassungsgericht hier einen Hinweis gegeben:

„Solange verfassungsfeindliches Tun von „cuatro gatos“ betrieben wird, ist das zwar nicht toll, rechtfertigt aber unser Eingreifen nicht. In einer Zeit heranwachsender neuer rechter Kräfte kündigen wir aber jetzt schon an, dass für den Fall dass Verfassungsfeindlichkeit und Bedeutung zusammenkommen, wir sehr wohl einem Antrag auf Verfassungsverbot nachkommen werden“.

Das ist ein beruhigender, ein wunderbarer Eingriff in die Tagespolitik. Seien wir froh, dass wir in einem Land mit einem solch starken Verfassungsgericht, in einem Land mit so gefestigter Demokratie, einem Rechtsstaat leben, der die Ruhe bewahrt.

Vive le Verfassungsgericht!