Immanuel Kant, ein ganz schlimmer Finger

„Handle stets so, dass die Maxime deines Willens jederzeit als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.“

Da steht er nun der kategorische Imperativ. Er tut das seit dem Jahr 1785. Alle finden, der Kant, ja Recht hat er schon, nur ist es halt so eine Sache, diesen komplizierten Gedanken auch umzusetzen.

Der zentrale Gedanke ist „die Maxime deines Willens“. Was ist das denn bitteschön?

Kant, und das nimmt man ihm vielerorts übel, geht davon aus, dass der Mensch ein vernunftbegabtes Wesen ist, dass durch die pure Anstrengung seiner Denkfähigkeit zu eigenständigen Ergebnissen, eigenständigen Maximen kommen kann.

Ja, wo kämen wir denn da hin?

Eigenständiges Denken ist der Feind jeden Kollektivs. Parteien, Vereine, Kirchen, Fußballklubs und Familien haben alle ein gemeinsames Prinzip: Durch die Bündelung von gemeinsamen Interessen, Überzeugungen oder Zielen, wird selbständiges Denken weitgehend überflüssig. Die Lehre, die Ideologie, das Ziel oder die Hoffnung sind so klar definiert, dass es leicht wird, verhältnismäßig kritiklos, manchmal sogar gedankenlos dem Guru, dem Präsidenten, dem Idol oder dem Alphatier zu folgen. Die Maxime des eigenen Willens wird ersetzt durch das Gemeinsame.

Dagegen ist a priori nichts einzuwenden. Irgendwo möchte man sich ja auch zu Hause fühlen.

Problematisch wird die Sache stets dann, wenn das Vereinende von dessen Gefolgsleuten zum „Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung“ erhoben wird.

Dass das Diktatoren so machen ist klar, dass die Kommunisten das machten ist mega-klar. Dass die Religion dazu missbraucht wird, wissen wir längst. Aber ist uns auch klar, dass das auch hierzulande so geschieht?

In dieser Woche wurde plötzlich die Ehe von den konservativen Christen gekidnappt und für göttlich erklärt. Es blieb ihnen auch wenig anderes als die Entführung, denn die Ehe wurde nicht von Gott gestiftet und ist auch per se nichts Heiliges. Für viele Christen ist sie allerdings schon etwas Heiliges. Das ist ja auch gut so. Aber dürfen Christen so tun, als gelte das für alle?

Die Diskussion um die Ehe für alle hat wieder einmal exemplarisch gezeigt, dass viele meiner lieben Mitchristen immer noch postulieren, dass das göttliche Gesetz über dem weltlichen Gesetz steht. Damit verlangen sie aber, und wir wollen mal hoffen, dass sie das gar nicht merken, nach nichts anderem als nach dem Gottesstaat. Wozu das führt sehen wir in Nahost.

Kants Verdienst war es, den Willen des Menschen losgelöst von Gott oder anderen Autoritäten zu definieren. Zeitgeist der Aufklärung eben.

Glücklicherweise leben wir in einem säkulären Staat, einem säkulären Rechtsstatt sogar. Warum ist es so schwer zu verstehen, dass jeder hier und glauben kann, was er will? Warum ist es so schwer zu verstehen, dass weder Einzelne noch Kollektive das Recht oder gar den Anspruch haben, verlangen zu dürfen, dass der Staat nach ihren Überzeugungen organisiert wird?

Und warum ist es schwer zu verstehen, dass selbst christliche Politiker Gesetze verabschieden müssen, die nicht den eigenen aber den Bedürfnissen anderer gerecht werden müssen. Maxime sind dabei die Menschenwürde und das Recht auf freie Persönlichkeitsgestaltung.

Deswegen ist es in einer von Christen mit regierten Demokratie vollkommen richtig und verfassungskonform, eine vernünftige Abtreibungsregelung geschaffen zu haben und deshalb war es auch vollkommen richtig, dass 75 Politiker aus der Unionsfraktion für die Ehe für alle gestimmt haben.

Alles was die Menschenwürde beeinträchtigt (§ 1 BGB: „Die Rechtsfähigkeit des Menschen beginnt mit der Vollendung der Geburt“), alles was die freie Entfaltung der Persönlichkeit behindert, ist verfassungswidrig.

Das ist jetzt einmal leicht zu verstehen, oder?

 

Menschenwürde, auf ein Neues!

Jeder Mensch hat das Recht, gegen die Ehe für alle zu sein, sei es aus religiösen oder ethischen Gründen womöglich auch, weil er seinen Vorurteilen frönt. Richtschnüre gibt es da genug. Der Gesetzgeber aber hat nur eine Richtschnur und die ist das Grundgesetz.

Dort lesen wir in Artikel 1, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und im darauffolgenden Artikel, dass jeder Mensch das Recht hat, seine Persönlichkeit frei zu entfalten, es sei denn er verletzt damit Rechte seiner Mitmenschen oder das Sittengesetz.

Früher war es einfach, da verstieß gleichgeschlechtliche Liebe gegen die guten Sitten und der § 175 des Strafgesetzbuches beschützte eben diese guten Sitten. Nachdem die Strafvorschrift nun schon seit Jahren abgeschafft wurde und auch die eingetragene Lebenspartnerschaft längst Bestandteil unseres zivilen Miteinanderlebens geworden ist, gibt es keinen Grund mehr, die Ehe für alle nicht zuzulassen.

Niemand wird bestreiten, dass Liebe und Sexualität essentielle Belange der Entfaltung der Persönlichkeit sind. Warum also gewährt man den einen die Ehe, die unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung steht, den anderen aber nicht?

Es wäre des Schweißes der Edlen wert, einmal darüber nachzudenken, woher es kommt, dass seit alters her die Mächtigen gegen nicht mehrheitsfähige Praktiken der Liebe sind. Ohne lange nachforschen zu müssen, kommt man darauf, dass das zum guten Teil daran liegt, dass die Staaten immer darauf bedacht waren, dass sich ihre Untertanen hübsch vermehrten. Man brauchte Soldaten und Steuerzahler. Deshalb wurde der gleichgeschlechtlichen Sexualität der Bestandteil „Liebe“ schlichtweg abgesprochen, um sie so auf sittenwidrige Geilheit reduzieren zu können.

Dies wurde seit Jahrhunderten wiederholt, und wir wissen, dass es just die Wiederholung ist, die Behauptungen zu Wahrheiten werden lassen. Wir alle wurden noch so erzogen, dass wir selbstverständlich davon ausgingen, Homosexualität sei eine verabscheuungswürdige Verirrung, die durch Zusammenreißen heilbar sei. Viele denken das heute noch, und man kann es ihnen nicht übel nehmen, denn es gibt keine Verpflichtung für Otto Normalverbraucher, Inhalte der eigenen Erziehung zu überdenken.

Diese Verpflichtung gibt es aber für all diejenigen, denen wir im Sinne unserer Verfassung staatliches Handeln übertragen haben. Bei der Auslegung der Verfassung und bei der Ausübung eines politischen Mandats ist einzig und allein Recht und Gesetz sowie das eigene Gewissen gefragt. Und da ist es dann schon notwendig, nachzuforschen, weshalb gerade in konservativen Kreisen das Gewissen etwas gegen die Homo Ehe hat.

Warum eigentlich? Schadet sie dem Staat? Schadet sie dem Zusammenleben? Schadet sie unseren Kindern?

Wenn man diese Fragen bejaht, dann hätte man sich schon gegen die eingetragene Lebensgemeinschaft wehren müssen. Was ist an der Ehe qualitativ anders?

Gott hat die Ehe eingesetzt, heißt es dann. Das ist natürlich Quatsch, denn Julius Caesar war verheiratet und wusste von unserem Gott nichts. Die Ehe wurde nicht von Gott gestiftet, vielmehr ist sie ein Instrument des „ordre public“ seit es Menschen gibt.

Der kleine Satz der Kanzlerin, man solle diese Frage zu einer Gewissensentscheidung machen, man solle also den Fraktionszwang aufheben, hat nun eine Lawine ins Rollen gebracht, durch die die Ehe für alle mit den Stimmen aus allen im Bundestag vertretenen Parteien zum Gesetz werden wird, nicht allen Stimmen, aber mit Stimmen aus allen Parteien. Das lässt hoffen.

Und noch etwas: Natürlich sind Kriege in der Welt, Hungersnöte, die Gefahr eines Atomkrieges und der Klimaschutz wichtigere Themen. Warum aber sollte man, wenn man es denn kann, weniger Wichtiges nicht klären, wenn man am Wichtigen weltweit scheitert?

Und was hat das mit der Menschenwürde zu tun? Die Würde des Menschen ist sein eigenes Leben. Zum Leben gehört das Streben nach Glück und Sicherheit. Wer verheiratet ist, weiß, dass die Ehe kein Garant für Glück und Sicherheit ist. Sie kann es aber sein. Dies einem Teil unserer Mitbürger zu verwehren, ist schlicht verfassungswidrig.

Theater, aber warum so?

Theater, aber warum so?

In letzter Zeit waren meine Frau und ich zwei Mal in Theater. Im Berliner Ensemble sahen wir „Die Räuber“ von einem gewissen Friedrich Schilller. Das Stück hatte mit dem, was wir von „unserem“ Schiller kennen, wenig zu tun. Offenbar hatte es jemand „auf heute“ umgeschrieben. Schillers Sprachkunst ging dabei verloren. Karl von Moor und seine Getreuen mutierten zu einer Mischung aus Gewerkschaftlern und DDR Widerständlern.

Nur die abgrundtiefe Bosheit des Franz von Moor, war noch zu spüren: Er saß zu Beginn im Rollstuhl und mimte, er habe Parkinson. Als man ihn bereits bedauerte, sprang er auf und war quietschlebendig. So wusste nun auch der Blödeste: Obacht, der Kerl ist mies! Später betrog er seinen Vater und obendrein seinen Bruder um dessen Erbe und öffnete den Hosenstall vor Amalia, die aber Karl liebt. Etwas später, als seine Bosheit ins schier Unermessliche gesteigert war, stand er plötzlich nackt auf der Bühne, er, sein Charakter und seine Ziele waren entblößt. Die Buben und Mädchen aus den zusehenden Schulklassen kicherten.

Später kam es zum Verrat eines der Mitglieder aus Karls Bande, daraufhin wurde der Bösewicht auch ausgezogen, um zu zeigen, dass er jetzt nicht mehr dazu gehört.

Der Vorhang fiel, es war Pause. Außer den Schulklassen, die über das Erlebte einen Besinnungsaufsatz würden schreiben mußten, überlegten alle, ob sie nicht besser gehen sollten? Nur ein gebildeter alter Herr in der Reihe vor uns rief: „Halt, Amalia muss doch noch umgebracht werden!“ Auch dies konnte uns nicht aufhalten, wir gingen.

Am vergangenen Wochenende sahen wir in Nürnberg „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch. Wer kennte nicht dieses Stück aus der neunten Klasse Deutschunterricht? Ein Stück, das mit der Zeit an Realitätsbezug nur noch zugenommen hat, ein Stück, das uns im Unterbewusstsein durchs Leben begleitet hat.

Der Regisseur hatte die Handlung auf die Latten des Dachbodens des Biedermännischen Dachbodens verlegt. Anna, das Dienstmädchen und die Eheleute Biedermann turnten auf den Latten herum, Frau Biedermann fiel sogar herunter und verletzte sich offenbar schmerzhaft. Die Arme humpelte fortan. Die Brandstifter Schmitz und Eisenring turnten nicht, dafür schrien sie. Alle anderen Rollen waren weggelassen, womöglich aus Gründen des Budgets.

Der Regisseur hat sich ganz offenbar alle Mühe gegeben, jede Erinnerung daran, wie wir uns das Stück als Schüler gedacht hatten, im Keim zu ersticken.

Wir sind aus beiden Theatervorführungen enttäuscht, sogar zornig herausgekommen. Schuld daran waren die Regisseure, die so dick ihre eigene Deutung des jeweiligen Werkes aufgetragen hatten, dass für eigene Interpretationen kein Raum mehr blieb.  „Ich sehe die Sache so, denk darüber nach, nicht aber darüber, was der Autor gemeint haben könnte.“

Das ist nicht nur anmaßend, es ist auch verschreckend. Der Regisseur soll nicht seine Deutungshoheit plakatieren, vielmehr soll er sie so nuanciert einsetzen, dass der Theaterbesucher Lust hat, sich eigene Gedanken zu machen, statt sich über die Gedanken des Regisseurs Gedanken machen zu müssen.

Im Nürnberger Fall kommt hinzu, dass ein verantwortungsvoller Regisseur seine Leut nicht auf 15 cm breiten Balken ein paar Meter über der Bühne balancieren lassen sollte. Er hat ja schließlich eine gewisse Sorgfaltspflicht. Diese hat er übrigens nicht nur in Bezug auf die ihm anvertrauten Schauspieler, sondern auch seinem Publikum gegenüber. Die Zuschauer zahlen, und das sollte man nicht vergessen, den Teil des Etats unserer Bühnen, der nicht vom Steuerzahler subventioniert wird.

 

Brexit macht traurig.

Bis vor zwei Jahren war Großbritannien ein blühendes Land mit überproportionalem Wachstum, stabiler Währung und handlungsfähiger Regierung.

Dann haben mit Cameron und May nun schon zwei Mal Premierminister Ihrer Majestät unverantwortlich und aus politischem Eigennutz in die Kloake gegriffen. Nie dagewesene Lügen von Politikern und von Teilen der Presse haben den Wähler dazu gebracht, so abzustimmen, dass das Land nun geschwächt, gespalten, lächerlich und richtungslos vor der Welt dasteht.

Und dann brennt auch noch ein Hochhaus ab und die Regierungschefin macht alles, um dieses Unglück zum Symbol ihrer mangelnden Empathie und der Lage des Landes werden zu lassen.

Der Brexit ist natürlich eine Scheidung, und bei diesen Vorgängen kommen nun wahrlich nicht die edelsten Eigenschaften der Menschen zum Vorschein. Das ist bei Scheidungen zwischen Menschen schon schlimm und folgenschwer genug. Bei Scheidungen zwischen Staaten, sind alle Beteiligten gut beraten, so freundlich und fair, wie nur irgend möglich, miteinander umzugehen.

Das Problem des schwächelnden vereinigten Königreichs ist ja das, dass dort, wo ein Staat eine Machtposition nichtmehr ausfüllen kann, ein anderer nachrückt. Wer das sein wird, weiß derzeit niemand.

Sicher ist nur, dass Großbritannien für Europa schon immer sehr wichtig war und dies natürlich weiterhin ist. Wir erinnern uns alle aus dem Geschichtsunterricht daran, dass es britische Politik über Jahrhunderte war, in Europa ausgleichend zu wirken. Ohne die Beharrlichkeit des britischen Volkes, das hierin Winston Churchill gefolgt ist, wäre der zweite Weltkrieg womöglich anders ausgegangen. Was dann passiert wäre, kann man sich gar nicht schrecklich genug vorstellen.

Die Scheidung von Großbritannien ist gerade für meine Generation so schmerzlich, weil unsere „Menschwerdung“ ohne GB und London sicherlich ganz anders verlaufen wäre. Wer von uns verdankt der Unbekümmertheit der Jugend Europas, die sich im Sommer auf dem Piccadilly Circus traf, nicht den entscheidenden Impuls zur eigenen Emanzipation? Was wären unsere jungen Jahre ohne die Beatles, ohne die Stones, ohne Rod Steward und ohne Jethro Tull? Zwar trugen wir Jeans, aber alles andere was wir anzogen, war in der Carnaby Street kreiert worden. Wer von uns hätte nicht die entscheidenden Impulse in den Theatern am Haymarket, Strand oder in Soho genossen? Schon allein deshalb, weil es in Deutschland damals überhaupt nichts Vergleichbares gab. Was dort geboten wurde, war nicht elitäre Hochkultur, sondern hohe Gebrauchskultur, pars pro toto: Andrew Lloyds Webber.

Nun erleben zu müssen, dass ein für Europa so wichtiger Partner nicht nur weggeht, sondern dabei auch noch taumelt, macht mich nicht nur betrübt, sondern in erster Linie besorgt.

Wo soll das hinführen, wenn das Unterhaus ein Tummelplatz verantwortungsloser Ehrgeizlinge wird?

Wo soll das hinführen, wenn im Wahlkampf eine Premierministerin den Gedanken auch nur zulässt, die Grundrechte einzuschränken?

Wo soll das hinführen, wenn in einer Demokratie die Lüge zum legitimen Mittel der Auseinandersetzung erhoben wird?

Wo soll das hinführen, wenn Politiker ihre Entscheidungen zuerst danach abklopfen, ob sie ihnen persönlich nutzen?

Heute sollen die Brexit Verhandlungen in Brüssel beginnen. Wie man hört, hat die EU Seite das vergangene Jahr dazu genutzt, sich vorzubereiten. Downing Street hat diese Zeit verplempert, so dass es am Ende sogar einleuchtend erschien, wenn die Regierungschefin meinte, keine Einigung sei besser als eine schlechte Einigung.

Winston Churchil, der sich gerade intensiv im Grabe umdreht, hat einmal das Folgende gesagt:

„Perhaps it is better to be irresponsible and right than resonsible and wrong.“

Heute würde er sagen: „Those fellows are irresonsible and wrong“.

Und Sir Winston hat noch etwas gesagt:

„We hope to see a Europe where men of every country will think of being a European as of belonging to their native land, and wherever they go in this wide domain will truly feel, „Here I am an home.“

Angesichts der Lage macht dieser Satz richtig traurig.

Religionsunterricht in Franken

Einmal in der Woche kam der Pfarrer in die Schule, die damals noch Volksschule hieß, und unterrichtete Religion. Er begann immer mit der Frage, wer am vergangenen Sonntag nicht in der Kirche gewesen war. Er wusste es ganz genau, aber er wollte das Schuldbekenntnis des Übeltäters. Irgendeiner meldete sich dann immer und wurde nach dem Grund gefragt.

„Meina Schuh warn ned gabudsd“ kam häufig. Aber auch „Die Omma war grang, und mich hat kanner mid könn ganemm.“ „Ja, geht denn von Euch niemand außer der Großmutter in die Kirche?“ donnerte der Pfarrer. Es war eine einzige Demütigung, die stets damit schloss, dass Hochwürden die rhetorische Frage stellte: „Ja glaubt ihr denn, wir sperren die Kirche auf, damit niemand kommt?“ Alle duckte sich in der Schulbank, denn wer ihm unangenehm auffiel, der bekam durchaus auch mal eine mit der Kante des Lineals auf die Hände. Er war der Einzige, der uns in der Schule schlug. Die Eltern sahen es ihm nach, weil sie selber ihre Kinder schlugen und weil der Pfarrer bis 1953 in russischer Gefangenschaft gesessen hatte. Als er nach Hause kam, gebar seine Frau noch ein Kind, das im Dorf nur „der Spätheimkehrer“ hieß.

Neben Chorälen mussten wir natürlich das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis ausserlawendich lernen. Im Credo hieß es damals noch „von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.“ Der Pfarrer fragte uns, woher denn der Herr Jesus kommen würde. Der Günder meldete sich und sagte, wie aus der Pistole geschossen: „Aus’n Wald.“ Wie er denn darauf käme, war die Rückfrage, worauf der Günder für alle verständlich nachschob: „No, vo die Dannen hald!“

Beliebt waren der Bedrus und der Baulus, zumal der Kurddi mit Nachnamen auch Baulus hieß. „Aber der Deufl, des is fei a Fregger, der versuchd immer unnern Herrn Jesus, des find ich für gemein“, stellte die Renaade fest.

Zu den Feindbildern gehörten selbstredend auch Herodes, Judas Ischariot und natürlich der Dunnerkeils Kaim. Der Kaims Walter war der Haarschneider im Dorf. Dass der Brudermörder in meiner Kinderbibel Kain hieß, hielt ich für einen Druckfehler.

Als wir die zehn Gebote ausserlawendich lernen mussten, kam es zu heißen Diskussionen, weil wir der Ansicht waren, das neunte und zehnte Gebot seien doch ziemlich ähnlich, man hätte das Haus auch mit Weib, Knecht, Magd, Rind und Esel in ein Gebot packen können. Aber da stellte der Siggi quasi ex cathedra fest: „Wie sichdn des aus? Neun Gebode! Un wenn in die Bibl sded, äses zehna sänn, nacher had unner Herrgodd hald nuch aans müss mach.“

Doggder Maddin Ludder spielte natürlich eine riesige Rolle. Vom Heiligen Geist konnte man ihn dadurch unterscheiden, das Ersterer als Lamm über dem Altar schwebte und Letzterer mit dem Tintenfass gegen den Deufl, den Fregger, geworfen hatte. Ansonsten nervte er, weil wir jetzt zu den Geboten auch noch die Ausleechung von Doggder Maddin Ludder auserlawndich lernen mussten.

Wirklich geblieben ist mir vom Reformator aus meiner Zeit in der Volksschule nur dieser Spruch:

Doggder Maddin Ludder ging mid seiner Frau

Auf die grüne… und dann musste man den Nächstbesten kneifen, der dann „au“ ächzte. Die das Spielchen schon kannten, versauten einem den Spaß, indem sie trotz Schmerzen „Wiese“ sagten.

 

ABC Schule in Franken

Frau Wagner war meine erste Lehrerin. Sie war mit dem Konditor Wagner in Ebern verheiratet und kam immer mit dem Rad nach Rentweinsdorf. Damals wurde der Marktplatz in Ebern neu gepflastert und unsere Lehrerin stöhnte immer, die Arbeiter, die die Steine verlegten, wüssten wenigstens, was sie am Tag geschafft hätten, sie aber wisse nie, wie viel sie in unsere Holzköpfe hineingebracht habe. Wir hatten es aber auch schwer, denn plötzlich wurden wir mit der Tatsache konfrontiert, dass es außer dem b,d,g auch noch ein harddes b, ein harddes d und ein harrdes g gab. Und an der Wand hing ein großes Schild, auf dem das Wort „tut“ durchgestrichen war. Wie wollte man denn einen Satz bilden, in dem kein „tut“ vorkam? „Der Bedä, wo hinder die Bosd wohna dud“… von vorn bis hinten plötzlich alles falsch.

Später bekamen wir ein Follein Frange als Lehrerin. Sie kam aus Norddeutschland, also weidä drohm wie Bad Brüggenau und sie verstand uns nicht. Nach den Sommerferien kam sie wieder und hieß auf einmal Frau Bandelon. Wir konnten uns den Namen nicht merken und mein Freund Berthold meitne trocken: „S wär bessä, wenn sa Lufballom häserd.“

Rechnen beschränkte sich mehr oder weniger auf und-rechnen und weg-rechnen und ging so von statten: „Irene, wie viel fehlt von 7 auf 10?“ Mädchen, die es nicht wussten, drehten am Schürzer, Buben, die es nicht wussten, spielten mit den Aufschlägen ihrer kurzen Lederhose, so dass die dort gelagerten Popel rausfielen. Wenn Gefahr bestand, dass man gleich aufgerufen würde, hob man die Hand und rief, „Frollein, ich muss amol ausdrädn“. Zu diesem Zweck musste man um das Schulhaus herumgehen. An der Rückseite befand sich ein Verschlag mit geneigter Regenrinne. Händewaschen konnte man dort nicht. Wie zum Hohn hing an der Tür zum Klassenzimmer ein Plakat, auf dem wir entzifferten: „Nach dem Stuhlgang, vor dem Essen, Hände waschen nicht vergessen!“ Lesen konnten wir es, verstanden haben wir es nicht, weil Stühle bekanntlich nicht gehen können.

Einmal im Jahr kam der Bilzmarddl. Er brachte uns bei, welche Pilze giftig sind und welche nicht. Er machte es an der Knolle fest, die mit waren giftig, die ohne nicht, oder auch umgekehrt. Dann hob er ein Bild hoch und fragte: „Is der Fregger ädserd gifdich oder ned?“ Und wir antworteten im Chor. „Dieser Bilz ist gifdich, weil er eine Gnolle had.“

Und natürlich kam auch der Niggelaus. Alle hatten Angst vor ihm, nur ich nicht, denn er hatte den umgedrehten gefütterten Pelzmantel meines Vaters an, den umgedrehten Fußsack meines Großvaters auf dem Kopf und auch sonst war er meinem Vater sehr ähnlich.

Natürlich lernten wir auch die Himmelsrichtungen: Osten ist hinter Treinfeld, nach Süden geht’s auf Bamberch, Westen ist hinter Salmsdorf und Norden ist hinter Ebern. Noch heute orientiere ich mich danach, was mich nicht immer auf der direttissima ans Ziel bringt, wie ich zugeben muss.

Später bekamen wir es mit der deutschen Grammatik zu tun, etwa der Beugung von Tu-Wörtern. Wir wurden aufgerufen und mussten ein bestimmtes Verb beugen: „Renate, beuge das Wort schlachten.“ Und die Renade beuchde: Er schlachded, er schlachdedde, er had geschlachded, starg gebeuchd.“ Dann kam ein anderer Schüler mit dem Wort schimpfen dran und der beuchde: „Schimbfen, er schambfde, er had geschumbfen, sehr sdarg gebeuchd.“

Das Erwachen auf dem Gymnasium war grausam. Ich war plötzlich der dümmste in der Klasse. Neulich fand ich einen Brief der Pree, der Klassenlehrerin der Sextaner im Landheim Schondorf, in dem sie meinen Eltern riet, davon abzusehen, mich bis zum Abitur zu quälen…

 

Menschenwürde nach dem Tod

Menschenwürde nach dem Tod

Die Frage, wie man mit einem Mitmenschen nach dessen Tod umgehen soll, beschäftigt die Menschheit schon immer. Für mich am eindrücklichsten ist die Erzählung von Antigone, die ihren Bruder Polyneikos beerdigt, obwohl König Kreon von Theben dies verboten hat, um ihm somit den Zutritt zum Hades zu verwehren. Sie bezahlt ihre Missetat mit dem Tod.

Nur wer anständig begraben ist, kommt auch in den Himmel, das ist noch heute die Überzeugung der Mehrheit und die der Muslime sowieso.

Es ist interessant, dass nach dem Attentat von London die Imane der Stadt verkündet haben, den drei muslimischen Attentätern ein religiöses Begräbnis mit den vorgeschriebenen Gebeten zu verweigern.

Die Zustimmung war groß, endlich gehen auch die Anhänger des Islam gegen die vor, die die Religion missbrauchen, ja schänden, indem sie behaupten im Namen Allahs zu handeln.

Offenbar haben die Applaudierenden ebenso wenig nachgedacht wie die Imane selbst, denn die Verweigerung eines anständigen Begräbnisses zielt direkt gegen die Menschenwürde, die wie allgemein bekannt, unantastbar ist.

Der Straftäter hat einen fairen Prozess zu bekommen. Das bestreitet niemand. Aber wie verhält es sich mit dem erschossenen Terroristen, der die letzten Minuten seines Lebens mordend und menschenverachtend verbracht hat?

Die Würde des Menschen gebietet es, dass mit dem Tod eines Menschen Rache, Häme und Vergeltung aufzuhören haben.

Es ist so symptomatisch, dass eine der ersten Regungen des Islam gegen den Terror in seinem Namen, nicht von Gedanken der Menschenwürde, des Rechtsstaates und der Demokratie getragen werden. Der publikumswirksame „hipe“ ist wichtiger als die Basis unseres Zusammenlebens

Allerdings ist es auch kein Wunder, dass so etwas geschieht, da wir miterleben müssen, dass im britischen Wahlkampf die Menschenrechte zur Disposition gestellt werden.

Wehret den Anfängen!

Hat Trump Recht?

Der Berliner Kreis der CDU hat verlauten lassen, statt gegen den 45. Präsidenten zu argumentieren, sei es besser, sich auf das zu besinnen, was man aus dem Klimawandel an Positivem sehen könnte.

Natürlich hat der Klimawandel auch Vorteile, schon mal den, dass für die Inselbewohner im Pazifik, deren Heimat überflutet werden wird, Weidegrund in Grönland frei wird. Natürlich hat der Klimawandel auch den Vorteil, dass man bald in Baden-Württemberg statt Wein Pfirsiche, vielleicht sogar Orangen wird ernten können.

Man muss sich das mal vorstellen: Da sitzen die Leute vom Berliner Kreis zusammen und denken nachhaltig darüber nach, wie man den Ausstieg aus den Pariser Verträgen positiv bewerten könne. Nicht etwa, weil positive Bewertungen auf der Hand lägen, sondern, weil man der konservativen Gefolgschaft Argumentationshilfen geben muss. Wenn ich meinen Wählern keinen bull shit vorsetze, glauben sie den bull shit, den andere ihnen vorsetzen, sprich die AfD. Der Berliner Kreis hat mit seiner Verlautbarung nun für jeden deutlich gemacht, was viele konservative Politiker von ihren Wählern halten: Je weniger die nachdenken, desto besser!

Damit schaden diese Leute nachhaltig dem konservativen Gedankengut, das ja entgegen der Meinung Vieler nicht nur und nicht immer rückwärtsgewandt ist.

Perfider als die Plumpheit des Berliner Kreises ist ein Artikel in der Basler Zeitung. Dort wird unter dem Titel „Trump hat Recht“ gesagt, es sei für Politiker einfach, für die Pariser Verträge zu sein, weil damit den Wählern suggeriert werde, man gehöre zu den Guten. Wenn, wie der Artikel zu erkennen gibt, das ganze Umweltsgedöns zur kommenden Jahrhundertwende sich als Bluff erweisen wird, sind die jetzigen Befürworter des Pariser Vertrages längst tot. Im Übrigen sei der Pariser Vertrag sowieso schlecht, weil ein Kompromiss unter 195 Staaten, von denen die wenigsten demokratisch seien, sowieso ein fauler Handel sein müsse.

Natürlich ist das Pariser Klimaschutzabkommen nicht perfekt. Aber wir haben nur dieses! Immerhin ist es gelungen, mit 195 Staaten ins Gespräch zu kommen und einen Kompromiss zu finden.

Nun treffen sich die Repräsentanten dieser Staaten regelmäßig. Allein das ist ein Erfolg. Es ist doch so, dass die Mehrheit der Bewohner dieser Erde subjektiv die Folgen des Klimawandels überhaupt nicht wahrnimmt. Jetzt, nach dem Pariser Abkommen, erfahren sie wenigstens aus dem Fernsehen davon.

Und noch etwas: Trump kann nicht Recht haben, weil er mit seiner Entscheidung, den Vertrag von Paris zu kündigen, allen sagt: „Ich schere mich um das Völkerrecht einen Dreck, Leute, wenn ihr das auch so seht, meinen Segen habt ihr!“

Trump tut so, als beginne die Zeit neu, seit er die Amtsgeschäfte übernommen hat. Alles was vorher gut und richtig war, ist es nun nicht mehr. Alles steht zur Disposition, er braucht ja nur was zu unterschreiben. Und so finden sich die USA auf einmal in einem Club wieder, der aus Syrien, Nicaragua und den USA selbst besteht, Paris Gegner alle drei. Wäre ich Ami, ich würde mich schämen. Ich schäme mich aber auch so, einfach deshalb, weil ich zusehen muss, wie der Rechtsstaat, die Demokratie und die Völkerverständigung, an denen seit dem Ende des zweiten Weltkrieges beharrlich gearbeitet wurde, plötzlich unwichtig geworden sind.

Wenn ein Präsident der derzeitigen Hegemonialmacht dieses Planeten sagt, er trage Verantwortung für die Leute in Pittsburgh, nicht aber für die in Paris, dann zeigt das nicht nur Ignoranz, sondern, und das ist schlimmer, es zeigt auch, dass dieser Präsident noch überhaupt nicht begriffen hat, was sein Posten ihm abfordert.

Peinlich und widerlich die Leute, die jetzt auf dessen Boot aufspringen. Die versprechen sich doch davon was, oder?

 

 

 

 

 

Ihr könnt unsere Hurensöhne werden

Ihr könnt unsere Hurensöhne werden

Als auf dem amerikanischen Kontinent außer in den USA und Kanada sich fast ausschließlich Diktatoren tummelten, war das Credo der US-Außenpolitik einfach: „He is a son of a bitch, but he is our son of a bitch!“

Handels-, Sicherheits- und Machtpolitik waren wichtig. Einen Gedanken daran zu verschwenden, was die Hurensöhne mit ihrem Volk anstellten, wäre da nur hinderlich gewesen.

Viel belächelt war Jimmy Carter der erste US-Präsident, dem es wichtig war, dass diejenigen mit denen er sprach, wenn sie schon die Menschenrechte nicht achteten, so doch wenigstens ein paar unangenehme Minuten lang erdulden mussten, wie er ihnen die Leviten las.

Seither gehört es zum Pflichtprogramm demokratischer Politiker, dass sie beim Besuch ihrer nicht ganz so demokratischen Kollegen auf die Einhaltung der Menschenrechte drängen. Viel hilft es nicht, aber steter Tropfen höhlt den Stein, auch dann, wenn man oft den Eindruck hat, die Bundeskanzlerin mahne den Diktator XY nur deshalb, weil es zu Hause gut ankommt.

Es ist den USA zu verdanken, dass die Wahrung der Menschenrechte nach 1945 in Europa in die Verfassungen geschrieben wurde, und dass in der UNO darauf geachtet wurde, dass die Mitglieder wenigstes die Charta dieser Rechte unterschrieben.

Die Generation meines Vaters hat noch belächelt, dass die Sieger, und allen voran die USA, mit ihrem „way of life“ hausieren gingen. „Das wird nicht klappen, es gibt eben Gesellschaften, die funktionieren nicht in Freiheit. Warum sollen wir die missionieren?“ Gleichzeitig wurde massiv gespendet für die Missionierung Neu-Guineas etc.

Ich bin sicher, dass es nie gelingen wird, dass überall auf der Welt die Menschenrechte geachtet werden. Dennoch muss es unser Anspruch bleiben, daran zu arbeiten. „The pursuit of happiness“ wird in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung beschworen. Wie aber kann man glücklich sein in einem Land, in dem gefoltert wird, wo es keine freie Presse gibt, wo Gewerkschaften verboten sind, wo sich Wenige auf Kosten der Vielen bereichern, wo Bürgerkrieg herrscht?

Nun hat der 45. Präsident in seiner viel beachteten Rede in Riad vor fünfzig Potentaten aus der Region gesagt, er sei nicht gekommen, um ihnen zu erklären, wie sie leben sollten. Allgemein wurde das so verstanden, dass er seinen Geschäftspartnern nicht weiter mit den Menschenrechten auf die Nerven gehen wolle.

Man fragt sich unwillkürlich, was der Präsident von den Menschenrechten im Inland hält, wenn er den Anspruch auf sie im Ausland fallen lässt?

„Immerhin dient es dem Geschäft“ atmen die Bosse auf.

Der Verdacht breitet sich immer mehr aus, dass der 45. Präsident gar keine Politik macht. Es geht ihm nur ums Geschäft. Er ruft den Potentaten dieser Welt zu: „Ihr könnt unsere Hurensöhne werden! Lasst Euch nicht weiter von den europäischen Prinzipienreitern ärgern! Buy american, we do not care a dime about human rights, we just care about dimes!“

Das widerspricht allem, wofür die USA seit über 200 Jahren stehen. Das widerspricht allem, wofür sich die Gründerväter eingesetzt haben. Das ist zutiefst unamerikanisch.

 

The Right to Vote as an Achievement

The Right to Vote as an Achievement

After the democracies of classical antiquity in Greece and Rome, it took a long time until people were once again convinced that ancestry provides no guarantee for brains or leadership qualities. Especially Europe was repeatedly forced to put up with nutty, half-demented, mentally ill, and just plain stupid rulers. Sometimes the subjects didn’t even notice, sometimes they paid for it with their lives. The outbreak of World War I speaks volumes in this respect.

Afterwards, the European peoples agreed that if you have kings at all, they shouldn’t really have any say. They were given the post of moral authority, which, it has to be said, most of them fill quite professionally.

Following the example of the U.S., the old continent also began to elect those governing, and that on the whole went well, with one disastrous exception: Adolf Hitler. He came to power through democratic elections, but then he paid no attention to the separation of powers, rule of law, decency and morality. He found a parliament that just watched passively and, worse, empowered him to ignore it.

The consequence was World War II. Afterwards, the peoples were more convinced than ever that they should choose those who would govern, and supervise and check them. A fourth estate, initially viewed with suspicion, joined the executive, legislative, and judiciary branches. That was the free press that controlled all the branches of government. Since then, it has often enough proven that the other three don’t exert mutual control – the checks and balances – as effectively as it had been hoped.

That we elect our politicians, that nobody can assume an office of power without democratic legitimation, is an achievement that that required long struggles.

Now for more than 100 days we have a man in the White House who has managed to flout all democratic rules and customs.

How is that possible?

Recently I read an interesting interview, where a British political scientist said that for more than a hundred years, Bernie Sanders was the first American politician who tried to become President of the United States without attempting to buy his way into office.

The man was right. The many millions of campaign donations for the highest office in the land demonstrate one thing: the voting “little man” is, at best, regarded as a source of votes whose needs and interests are of little concern.

Is that worthy of a democracy?

I increasingly think we should stop regarding the U.S. as a democracy anymore. At the moment, not event the checks and balances work, which are supposed to guarantee the functioning of a democracy between elections.

The Americans see their country as the “land of the free.” One keeps hearing: “We can do what ever we want here.”

But who wants to encounter a policeman on a dark street over there? Who wants to be under suspicion of having committed a crime? Who wants to subject himself to arbitrary restrictions on entering the country? Who wants to live in a country where there are repeated and increasingly violent race conflicts? Who wants to lose his life in Iraq because the government lied to the UN Security Council?

From a European perspective, it appears that the mechanisms that keep a democracy alive and alert don’t work anymore in the U.S.

I’m writing from a European perspective, and I certainly wouldn’t say that all is well and good over here either.

But we must stay alert! Many citizens over here don’t appreciate anymore that elections are an accomplishment for which people fought and struggled long and hard. In several European countries, we have recently experienced that elections can have unexpected, close or indeed rather worrying results.

The people are the sovereign. But the sovereign is the entire people. Those who don’t vote, or who follow a pied piper, have surrendered their sovereignty.

That’s what people in the U.S. are now learning the hard way.