500 Menschen, eine Menge?
Wenn 500 Menschen auf einem Haufen stehen, dann ist das schon eine ansehnliche Menge. Wenn man bedenkt, dass statistisch gesehen einer davon, ein nicht bestimmtes Geschlecht hat, dann ist das bestürzend viel.
Es ist sogar besonders viel, wenn man bedenkt, dass die Mehrheit von uns, auch ich, bisher an diese Mitmenschen noch keinen Gedanken „verschwendet“ hat.
Ist ja auch nur halb so schlimm, denn diese Leute haben einen Beruf, ein Dach über dem Kopf, sie leiden keinen Hunger. Das ist mal wieder so ein typisches Problem „auf hohem Niveau“ unserer überkandidelten Gesellschaft.
Wie bitte? Mitmenschen, deren Geschlecht sich wegen eines fehlenden Chromosomen nicht eindeutig feststellen lässt, fehlt etwas ganz Essentielles. Es fehlt ihnen an der Identität.
Bin ich Bub oder Mädchen? Das ist doch eine der prägendsten Erfahrungen der frühesten Kindheit! Man wird in kurze Lederhosen oder in Röckchen gesteckt und das determiniert rein äußerlich das künftige Leben nachhaltig.
Man muss sich in einen jungen Menschen hineinversetzen, der als Bub oder Mädchen aufwuchs und auf einmal feststellen muss:
„Eltern, Ärzte, womöglich Lehrer haben mir all die Jahre etwas vorgegaukelt. Ich bin zwar da, aber nach gängigen Regeln bin ich nichts, ein Wedernoch!“
Eine funktionierende Demokratie kann man daran erkennen, wie sie mit ihren Minderheiten umgeht. Ethnische Minderheiten, Minderheiten, die aus der Hochleistungsgesellschaft herausfallen, religiöse Minderheiten aber auch Minderheiten von denen die meisten gar nichts wissen.
Es ist traurig, dass unsere Regierenden nicht selbst erkannt haben, dass, eine eigene Identität zu haben, der Kern der Menschenwürde ist. Wer bin ich, wenn ich nicht weiß, was ich bin?
Aber es ist tröstlich, dass wir in Deutschland ein hervorragend funktionierendes Verfassungsgericht haben. Wir können stolz sein auf diese Juristen in roten Roben, die den Regierenden heimleuchten. Sie rücken nicht nur Vieles zurecht, sie zeigen uns Normalbürgern auch auf, wie unaufmerksam wir mit unseren Mitmenschen umgehen, wenn wir die Probleme unserer Minderheiten gar nicht wahrnehmen.