Wie groß ist Gottes Regierungsbezirk?

Mein Freund Dr. Heiner Süselbeck, er ist Pastor, hat mir einen Aufsatz geschickt, den er in der Zeitschrift „Evangelische Aspekte“ veröffentlicht hat. Titel: „…denn du hast es getan. Die Wirklichkeit des Bösen und die Frage nach Gott“.

An einer Stelle zitiert er Luther, der gesagt hat: „Nichts geschieht, was Gott nicht zulässt.“

Das ist unter Christen jedweder Konfession wohl unzweifelhaft konsensfähig. Wir können nicht an einen allmächtigen Gott glauben, wenn wir in ihm nicht einen „Allstrippenzieher“ sehen würden.

Es stellt sich allerdings sofort die Frage nach der geographischen Ausdehnung von Gottes Allmacht. Nichts geschieht, was er nicht zulässt, gilt das nur in Gottes Regierungsbezirk, das heißt, dort, wo man an ihn glaubt?

Oder gilt das auch anderswo? Um es platt aber verständlich auszudrücken: Gehört es zu seinem Zulassen, wenn der berühmte Sack Reis in China umfällt?

Wir Christen tendieren dazu, anzunehmen, dass der allmächtige und alleinige Gott natürlich weltweit zuständig ist, schließlich hat er die Welt geschaffen.

Da werden uns allerdings die Buddhisten, die Hindus, die Moslems und die Atheisten was husten, denn für die ist ihr Gott, beziehungsweise ihr Nicht-Gott zuständig.

Nicht nur Christen tendieren dazu, anzunehmen, ihr allmächtiger und alleiniger Gott sei weltweit zuständig.

Das lässt nun mehrere Schlüsse zu:

  • Jeder denkt, mein Gott ist der Einzige und alle anderen hängen einem Gott an, den es gar nicht gibt.
  • Es gibt mehrere Götter, die sich die Welt in ihre jeweiligen Regierungsbezirke aufgeteilt haben.
  • Es gibt nur einen einzigen Gott, der lediglich verschieden genannt und angebetet wird.
  • Es gibt überhaupt keinen Gott, was geschieht, passiert aus der Natur oder, was uns Menschen angeht, aus der „conditio humana“ heraus.

Wer hat Recht? Offenbar ist das eine Glaubensfrage und je nach Beantwortung derselben, verhalten sich Religionen anderen gegenüber eher aggressiv oder eher friedliebend.

Es scheint so, als ob diese Aggressivität oder Friedlichkeit Moden unterworfen ist. Christen waren früher extrem blutrünstig, gleichzeitig die Moslems eher philosophisch friedlich. Derzeit ist es umgekehrt.

Der Einfluss von Moden auf die Religionen relativiert selbstredend deren unverrückbaren Wahrheitsgehalt. Das führt zu der Überlegung, die Ausgestaltung der Religionen sei „Tand, Tand, ist das Gebilde aus Menschenhand.“

Darüber aber schwebt Gott, der einmal so, ein andermal Allah, woanders Buddha und am anderen Ende der Welt noch mal anders genannt wird.

Wenn wir uns darauf einigen könnten, wären viele der Probleme, die die Menschheit drücken, leichter zu lösen.

Abschiebehindernis schwul

Neulich habe ich auf facebook eine leidenschaftliche Debatte ausgelöst, weil ich die Meinung vertrat, das BAMF habe sehr wohl das Recht, ja die Pflicht, nachzuprüfen, ob der Glaubensübertritt zum Christentum aus tiefer Überzeugung geschah oder nur deshalb, um ein Abschiebehindernis herzustellen.

Die Wellen gingen hoch, und das zu Recht, denn es ist schon eine diffizile Sache, echten Glaubenseifer von falschem zu unterscheiden, zumal wenn man Beamter eines laizistisch verfassten Staates ist.

Ich habe immer betont, dass in einem Rechtsstaat die Verfassung für alle gilt, der Glaube aber nur für, die, die ihm anhängen, verkürzt: Erst das Grundgesetz, dann die Bibel.

Ich habe bemerkt, dass dies für gläubige Menschen schwer zu verstehen ist: Für Muslime ist es selbstverständlich, dass der Glaube zuerst kommt und dann das Recht, für Christen ist es problematisch anzuerkennen, dass das Recht dann den Glauben prüfen muss, wenn der Verdacht besteht, er werde missbraucht, um damit ein Recht zu erlangen.

Nun höre ich, dass die österreichischen Behörden Flüchtlinge auch dann abschieben, wenn sie angeben, homosexuell zu sein.

Wir alle wissen, dass der homosexuelle Flüchtling bis zu seiner Flucht seine sexuelle Ausrichtung verheimlicht hat, um lebensbedrohenden Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Offenbar denken die österreichischen Behörden, es sei dem abgeschobenen Flüchtling zuzumuten, diese Verheimlichungsstrategien wieder aufzunehmen, sobald er wieder daheim ist.

Was aber, wenn in den Abschiebepapieren steht „Der Asylbewerber gibt an, schwul zu sein. Das wird ihm aber behördlicherseits nicht geglaubt.“ Die Fanatiker in seinem Heimatland glauben ihm das sicher.

Natürlich ist es ein Abschiebehindernis, wenn jemand aus tiefer Überzeugung zum Christen geworden ist und ihm dies zu Hause als Abkehr vom wahren Glauben ausgelegt wird, was u.U. mit dem Tod bestraft wird.

Ebenso ist es ein Abschiebehindernis, wenn jemand schwul ist und dies in seinem Heimatland mit Qualen, Strafen oder dem Tod bedroht ist.

Nur, wie beweist man die eigene Homosexualität?

Als ich Vorträge über Verfassungsrecht für Flüchtlinge hielt, kam ein Mann auf mich zu und sagte, er könne nicht verstehen, weshalb sein Asylantrag abgelehnt worden sei, er sei Chemiker und Deutschland brauche ihn. Es war schwierig, ihm klar zu machen, dass das Asylrecht nicht auf dem Grundsatz der Brauchbarkeit im aufnehmenden Land basiert. Er müsse angeben, in seinem Heimatland verfolgt zu werden, es bestehe dort Gefahr für Leib in Leben etc. Das alles treffe auf ihn nicht zu, er suche in Deutschland lediglich ein besseres Leben. Was könne er denn sonst noch angeben, wir sprachen englisch:

„Tell them to be homosexual,” schlug ich vor. Zunächst erhellte sich seine Miene, und dann fragte er besorgt: “But how can I proof that?“

Ich war zunächst sprachlos. Dann brach es mir heraus: „Rape the judge!“

Was damals von mir unüberlegt und ungebührlich vorgeschlagen wurde, scheint jetzt die Maxime der österreichischen Ausländerbehörde geworden zu sein:

„Treibt’s vor aller Augen, dann haben wir den Beweis fürs schwul sein, aber in‘n Hefn kommts eh: Erregung öffentlichen Ärgernisses.“

Dabei wäre alles doch so einfach:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“.

Das muss der demokratische Imperativ allen staatlichen Handelns sein. Dann kommt man auch nicht auf so absurde Gedanken.

Stehe betend hinter Dir!

Als 1803 mit dem Reichdeputationshauptschluss der Winzigstaaterei in Deutschland ein Ende gesetzt wurde, verloren auch die fränkischen Barone ihre Selbständigkeit ans Königreich Bayern.

Mit gewissem Recht misstraute man den neuen Landesherrn, denn nachdem ganze Museen, Kircheneinrichtungen und Bibliotheken nach München gekarrt worden waren, wusste man nicht, was als Nächstes dran sein würde. Man versuchte nun den Besitz der Familien zu retten oder besser gesagt, zu sichern. Man schuf Fideikommisse oder Kondominate. Miteigentümer am „Zeuch“ waren alle männlichen Namensträger.

Töchter wurden von frühester Kindheit darauf gebimmst, dass sie auf ihren Pflichtteil würden verzichten müssen. Zum Ausgleich bekamen sie Gemälde, Möbel und Teppiche als Mitgift in die Ehe. Das ist der Grund, weshalb man in den wenigsten der fränkischen Schlösser wertvolle Möbel oder andere erwähnenswerte Einrichtungsgegenstände findet.

Als ich in Lausanne meine erste Vorlesung in Gesellschaftsrecht hatte, begann der Professor mit diesem Worten: „Communio est mater rixarum“, die Gemeinschaft ist die Mutter des Streites.

Und so war es auch, die Familienmitglieder aller fränkischen adeligen Familien stritten sich andauernd und heftig. Der Familienmaioratsherr, der „das Zeuch“ verwaltete, wollte stets reinvestieren, die Mitherren, die als Oberste, Ministerialbeamte oder Nichtstuer in Berlin, Frankfurt oder München saßen, wollten lediglich am Ende des Wirtschaftsjahres Geld sehen und sahen nicht ums Verrecken ein, dass das Schloss, das ihnen allen zusammen gehörte, ab und zu „rausgaweisld“ werden musste.

Es war ein ständiger Kampf und der Verwalter, der Majoratsherr war um seinen Posten nun wirklich nicht zu beneiden.

Nachdem aus dem Betrieb immer nur entnommen wurde, immer alle nur über ihre Verhältnisse gelebt hatten, wurde in den 30er Jahren mein Großvater aus Rentweinsdorf an die Spitze der Betriebe der Familie gestellt. Der war in erster Linie Offizier und hatte nach dem ersten Weltkrieg Forstwirtschaft studiert. Seine Expertise in Landwirtschaft, Weinbau, Brauerei und Sägewerk war im Zweifel eher begrenzt. Darüber sah er mit einer beneidenswerten Nonchalance hinweg, denn das Einzige, was er wirklich tat, was sparen. Er zwang die Familienmitglieder, ihren Lebenstandard den Realitäten anzupassen, worauf die Betroffenen unfroh reagierten. Noch heute werden schaurige Geschichten, die im Zweifel womöglich sogar wahr sind, über seinen „Regierungsstil“ erzählt. Er hat den Familienbesitz gerettet, aber die Familien zu Tode gespart, ohne dass da wirklich jemand verhungert wäre.

Natürlich nagte der ständige Streit und der nicht enden wollende Ärger an seinen Nerven. Befragt, was er sich denn zu Weihnachten wünsche, sagte er ohne eine Sekunde der Überlegung: „Einen Weihnachtsbaum und an jedem Ast ein Mitherr.“

Einer seiner Brüder war Pfarrer in Berlin und konnte zu einer sehr wichtigen Familienratssitzung nicht persönlich erscheinen. Statt zu kommen telegrafierte er: „Sehe betend hinter Dir!“

Wütend warf der Empfänger das Telegramm auf den Schreibtisch und rief weithin hörbar: „Kämpfend neben mir, das ist dein Platz“.

Glücklicherweise wurden im Zuge der Bodenreform fast alle Fideikommisse aufgelöst. Seither ist ein unerwarteter, nie gekannter Friede in die Familien eingekehrt. Man redet wieder miteinander, lädt sich gegenseitig zu Jagden, Taufen, Abendessen und Hochzeiten ein.

Es ist eine Wonne, mitansehen zu können, wie leicht das Leben wird, wenn es von der Last gemeinsamen Eigentums befreit ist.

Schnaps für alles

In Franken spielt der Schnaps eine wenig besprochene aber um so wichtigere Rolle. Wie jeder gute Alkoholiker erwähnt auch der Franke das Getränk, das er zu sich nimmt, nur im Diminutiv, a Schnäpsla halt. Dass das durchaus auch einmal mehrere werden können, ist geduldet und manchmal auch gewollt.

Heute gibt es wieder unzählige kleine Brennereien, deren Betreiber in geschickter Weise die Brennrechte derer aufkauften, die im Zuge der allgemeinen Rationalisierung der Landwirtschaft, Vieh, Obst und solche Frucht abschafften, die man nur im Matsch des Herbstwetters ernten konnte, ich denke da an Kartoffeln und Zuckerrüben.

In Rentweinsdorf wurde neben etwas Kornschnaps in erster Linie Zwetschgenwasser, gebrannt. Der Schads Jürch war es, der diese Aufgabe übernahm. Zunächst standen riesige Bottiche mit „gagnödschdn“ Zwetschgen auf dem Gutshof in der Sonne. Wenn die Masse Blasen schlug, schmeckte der Jürch ab und nun wurde aus dem übel riechenden Gemaisch Schnaps gebrannt. Das war ein langwieriges Geschäft. Der Jürch saß wochenlang in der kleinen Brennerei und schaute zu, wie ein Rinnsal unten aus der Destille herauskam. Gelagert wurde das Produkt in Kanistern, von denen es bei Bedarf in alte Limoflaschen mit Bügelverschluß abgefüllt wurde. Für eigene Flaschen reichte es offenbar nicht.

Die Schorns Marie, die meiner Mutter im Haushalt half, war bekannt dafür, dass sie gern mal zwischendurch „a Schnäpsla“ genoss. Als Bub habe ich mir den Scherz erlaubt, eine Limoflasche mit einem Etikett zu versehen, auf das ich „Schnaps“ geschrieben hatte. Dann füllte ich die Flasche bis zu Hälfte mit Wasser und stellte sie auf den Eisschrank.

Es dauerte nur wenige Tage, bis „die Schorna“ mir auf den Kopf zusagte, ich sei der Übeltäter gewesen, eine solche Sauerei könne nur einem wir mir einfallen. So könne man mit alten Leuten nicht umgehen, das sei einfach unanständig. Ihr Zorn prasselte auf mich nieder, denn sie fühlte sich ertappt. Doch stärker war ihre Empörung von der festen Überzeugung genährt, dass man mit Schnaps einfach keinen Spaß macht.

Das Rentweinsdorfer Zwetschgenwasser war nicht transportfähig. Zu Hause schmeckte es ganz vorzüglich, begleitete auf klirrend kalten Jagden, bei der wir Buben die Treiber machten, mit ihm wurde, als dies Mode wurde, auf Deibel komm raus flambiert, und der Schnaps war auch durchaus als Ersatzwährung zu gebrauchen. Aber, wie gesagt, das funktionierte nur in Franken.

Ich war noch nicht lange verheiratet, da versuchte ich bei meiner Schweizer Neufamilie mit Rentweinsdorfer Zwetschgenwasser zu punkten. Die Limoflasche erweckte schon einen Anfangsargwohn, der nach kurzer Verkostung als zutreffend bezeichnet wurde. Gegen einem Pflümli Schnaps aus dem Jura kam halt „dem Schads Jürch sei Wasser“ nicht an. Ich habe nie wieder versucht, mit deutschen Lebensmitteln in der Schweiz anzugeben.

Für unsere Mutter war Schnaps in erster Linie Medizin. Als sie meinem Bruder Prügel angedroht hatte, der Vater aber nicht da war, um die Strafe auszuführen, habe ich gesehen, wie sie „zwa Schnäpsla“ kippte, ehe sie den Delinquenten übers Knie legte.

Hartnäckige Halsbeschwerden bei ihren Kindern wurden behoben indem wir mit Schnaps gurgeln mussten, und als unsere Kinder mit der obligaten Zahnspange ihre Großeltern besuchten, wurden die mitgelieferten Kukident Pastillen zur Seite gelegt und die Spangen zum Reinigen in ein Glas mit Zwetschgenwasser gelegt.

„Geht her, Kinder, die Spangen sind jetzt wieder sauber“, rief die Großmutter nach einiger Zeit und zack, ging des Trum direkt aus dem Glas in den Kindermund.

Wenn der Staat dem Staat nicht gehorcht.

Was mich fassungslos macht, ist das Versagen von so mancher Behörde. Die Bremer BAMF Affaire war schon schlimm genug. Zur Katastrophe aber wuchs sich das Behördenversagen aus in der Sache des ausgewiesenen mutmaßlichen Leibwächters Bin Ladens.

Das Entsetzliche daran ist, dass der Normalbürger nicht verstehen kann, was an dieser Sache so schlimm ist, wo doch endlich ein Gefährder abgeschoben wurde. Anderswo werden voll integrierte Bäckerlehrlinge abgeschoben, was auch niemand versteht, aber offenbar legal ist.

Jedermann kann nachvollziehen, dass die Verwaltung, die ausführende Gewalt des Staates, erst dann handeln darf, nachdem ein anhängiges gerichtliches Verfahren abgeschlossen ist. Dabei ist es unerheblich, ob sich ein mutmaßlicher Folterer gegen seine Abschiebung wehrt, weil er womöglich in Tunesien gefoltert würde. Der Richterspruch muss abgewartet werden. Das hat man bei Bin Landes Leibwächter nicht getan. Die Folge ist ganz einfach und unmittelbar: Die Abschiebung war rechtswidrig. Der rechtswidrige Verwaltungsakt „Abschiebung“ muss rückgängig gemacht werden, das gerichtliche Verfahren muss abgeschlossen werden können. Je nachdem, wie das zuständige Gericht entscheidet, kann der Gefährder dann bleiben oder aber, er muss erneut abgeschoben werden.

So funktioniert der Rechtsstaat, wenn er denn funktioniert.

Was mich so erbost, erstaunt und wütend macht, ist der Umstand, dass das allgemeine politische Klima unterdessen die Beamtenschaft offenbar schon so unterwandert und korrodiert hat, dass es möglich ist, dass die Garanten des Rechtsstaates, und das sind auf der Seite der Exekutive die Verwaltungsbeamten, nichtmehr an das denken, was sie im ersten Jahr auf der Verwaltungshochschule gelernt haben:

Der Staat steht auf drei Säulen, der gesetzgebenden Gewalt (Legislative) der ausführenden Gewalt (Exekutive) und der richterlichen Gewalt (Judikative) Diese Gewalten kontrollieren sich untereinander und die eine darf dann nicht handeln, wenn eine andere ihr das verbietet. Das ist grundlegendes Wissen jedes Beamten.

Nun sind es ja keine kleinen Beamten, die in den Behörden sitzen und über Abschiebungen entscheiden, nein, das sind in der Regel hochqualifizierte Juristen, die nach langer beruflicher Erfahrung und Bewährung auf den Posten gekommen sind, von dem aus sie jetzt entscheiden.

Ich erinnere mich, wie sehr an der Uni unsere Professoren davor gewarnt haben, sich mit einem Ministerialbeamten anzulegen. „Die sind auf ihrem Fachgebiet im Zweifel erheblich qualifizierter als Sie, werte Kommilitonen.“

Wenn nun die eine Gewalt der anderen nicht mehr gehorcht, oder wenn sie zur Verhinderung der Maxime „es werde Recht“ schikanöse Anforderungen erfindet (der Antrag wird abgelehnt, weil die beigefügten Kopien keine Farbkopien sind), dann wankt der Rechtsstaat, dann wird der Verfassung vors Schienbein getreten, dann fallen alle Schranken frommer Scheu.

Wie soll der Bürger Vertrauen in den Staat haben, wenn eierseits der Rechtsstaat es gebietet, Gefährder zurückzuholen andererseits aber Flüchtlinge, die perfekt deutsch sprechen, die von Handwerkern ausgebildet wurden und die kurz davorstehen, als Steuerzahler dem Gemeinwohl zu dienen, abgeschoben werden?

Man muss vom Staat nicht verlangen, dass alle sein Handeln verstehen. Aber man muss vom Staat verlangen dürfen, dass er nicht absichtlich unverständlich handelt. Und natürlich muss man von allen staatlichen Stellen verlangen, dass diese sich an Recht und Gesetz halten. Es ist schlimm, so etwas betonen zu müssen.

Andouillette

Meine Eltern liebten es, mit dem Auto durch Südfrankreich zu fahren. Sie genossen das dortige savoir vivre, die Kunstdenkmäler, die Natur und die Zeit alleine ohne ihre fünf Kinder.

Immer wieder fuhren sie hin und kamen dann glücklich und erholt nach Franken zurück.

Nachdem unser Vater gestorben war, unternahm ich mit meiner Mutter eine Reise durch Südfrankreich, sie zeigte mir alte Klöster mit katalanischen Namen, die Ruinen der Burgen der Katharer, wunderbare romanische Kirchen und Kreuzgänge. Sie blühte auf, bekam vor Aufregung rote Bäckchen. Es schien als hüpfte sie durch die Gegend. Ausgerechnet vor einem Wegkreuz sagte sie, hier habe ihr mein Vater einen unanständigen Witz erzählt, und tat dann so, als bringe sie ihn nun nichtmehr zusammen.

Kurz, es war eine Freude, diese Reise auf den Spuren meiner Eltern.

Irgendwann in den 70er Jahren arbeiteten sich die beiden, Autobahnen meidend, in Richtung Heimat zurück. Sie fuhren von Lyon aus nordostwärts und wollten über den französischen Jura in die Schweiz reisen, wo zum letzten Mal Station gemacht werden sollte.

Zu Mittag kehrten sie, noch in Frankreich, in einer kleinen Stadt im einzigen Restaurant am Platze ein. Am Tresen scharten sich die Männer des Ortes, während einige Tische im Hintergrund die Grenze zwischen Bar und Restaurant markierten.

Es war dies eines der Restaurants, in denen damals die Speisekarte noch mit der Hand geschrieben wurde, was die Auswahl der Delikatessen durchaus nicht erleichtert hat. Ärzte und französische Köche haben eine Sauklaue.

Immerhin gelang es ihnen, zu entziffern, dass es „Andouillette“ gab. Darunter stand „spécialité du pays“.

Gut, dann soll es eben Andouilette sein. Der Wirt nahm die Bestellung auf und sagte auf dem Weg zur Küche etwas zu den Männern an der Bar. Die drehten sich daraufhin um und musterten die beiden Fremden. Dann wandten sie sich wieder ab.

Zwanzig Minuten später kam der Wirt wieder und servierte zwei unförmige, verdächtig duftende Würste. Die Männer an der Bar drehten sich erneut um, diesmal stand ein Grinsen in ihrem Gesicht.

Meine Mutter schnitt das unbekannte Wesen als erste an. Heißes Fett spritzte ihr auf die Bluse. Es wurde ziemlich schnell klar, dass Andouillette eine Kuddelwurst in des Wortes verwegenster Bedeutung ist. Die Männer am Tresen beobachteten weiter. Mit viel Rotwein spülten die Gäste das Ungenießbare hinunter, zahlten und verließen fluchtartig das Etablissement. Eine Blöße wollten sie sich vor den Einheimischen unter keinen Umständen geben. Immerhin schlugen einige der Tresenmänner meinem Vater anerkennend auf die Schulter.

Im nächsten Ort tranken die Eltern mehrere starke Kaffees und Mutter kaufte in der Apotheke eine Familienpackung Pfefferminzdragees.

Gleich nach der Schweizer Grenze logierten sie in einem kleinen Hotel. Nach gründlicher Dusche freuten sich die beiden auf ein ausgedehntes Abendessen im angeschlossenen Restaurant.

Mit Wonne lasen sie die mit Schreibmaschine geschriebene Karte: Salate, Steaks, Fisch, alles was das Herz begehrt.

Man gab eine opulente Bestellung auf und zum Schluss sagte Vater noch: „Dazu nehmen wir eine Flasche Rotwein aus der Gegend“.

„Mir sent alkohlofry“ kam als Antwort.

Noch nie habe er seine Frau derart sauer erlebt, berichtete er beim nach Hause kommen.

Die Geheimnisvolle von Saint Germain des Prés

Während unserer Reise nach Paris in der vergangenen Woche erinnerte ich mich an ein denkwürdiges Erlebnis, das ich vor etwa 20 Jahren in der Stadt an der Seine hatte.

Es war Ostern, unsere Tochter behauptete, in Paris Französisch zu lernen, was lag näher, als wieder einmal dorthin zu reisen? Im Flieger saß „tout Palma“, der Enkel von Joan Miró, das halbe Anwaltskollegium, bekannte Hoteliers, aufmüpfige Journalisten und Immobilienmakler mit teuren Uhren am Handgelenk. Im Hotel frühstückte neben uns Felix Pons, der ehemalige Präsident des spanischen Parlaments.

Schon damals versuchten wir, in den Louvre zu kommen. Nach zwei Stunden Wartens vor der Kasse riss mir der Geduldsfaden und ich versicherte meiner Frau, die Mona Lisa sei klein, der in Stein gemeißelte Hintern einer vorgeschichtlichen Venus riesig. An mehr konnte ich mich nicht erinnern, zum letzten Mal hatte ich das Museum als trampender Rucksacktourist im Jahre 1967 besucht.

Wir flüchteten uns in das kleine Restaurant, das damals Victor, unser Verwandter, hinter dem Palais Royal betrieb. Der dachte, er könne uns mit Andouillette schrecken. Das ist eine an sich ungenießbare Kuddelwurst. Ich aber tat ihm den Gefallen nicht und verschlag das Ding mit Genuss. Wenn man gerne „callos a la madrileña“ isst, dann bedeutet eine Andouilette nur noch eine kleine Steigerung.

Es nahte der Ostersonntag und wir beschlossen, den Ostergottesdienst in der Kirche „Saint Germain des Prés“ zu besuchen.

Französische Kirchen sind ja nie sehr hell, zumal dann, wenn es draußen regnet. Die herumstehenden Stühle mit geflochtenem Sitz und Gebetserleichterungen standen im Durcheinander herum, es hatte an dem Tag ja schon mehrere Messen gegeben.

Ich fühle mich in französischen Kirchen sofort wohl. Bänke fehlen,  und so bekommt das Hinsetzen auf diesen Stühlen etwas Beiläufiges, man kann bleiben, man kann aufstehen, man kann umhergehen.

An diesem Ostersonntag saßen wir allerdings, vor uns eine junge Dame mit Hut. Sie trug ein beiges Kostüm, passende Schuhe, Seidenstrümpfe mit Naht. Der Hut verdeckte das Gesicht fast zur Gänze und so bekam die elegante Erscheinung etwas Geheimnisvolles.

Sie folgte der Liturgie schweigend, hörte aber offenbar genau zu, als der Priester sagte, der Herr sei ja nicht gestorben und wieder auferstanden, damit wir das als Freibrief für weiteres Sündigen ansähen. Ich war von der Dame fasziniert, ich gebe zu, dass ich sie mehr beobachtete, als dass ich dem Gottesdienst folgte.

Dann rief der Priester zur Heiligen Kommunion. Meine Wallfahrt nach Medjugorie war noch nicht lange her und daher erinnerte ich mich an den Anpfiff meiner Schwester, weil ich dort als Lutherbock den Leib Christi unrechtmäßig aus rechtmäßiger Hand empfangen hätte. Wir blieben also auf unseren Plätzen.

So auch die enigmatische Eleganz vor uns. Plötzlich zog sie ein kleines Taschentuch aus ihrer Tasche und trocknete sich damit eine Träne ab, die langsam über ihre gepuderte Wange rann.

Dies zu beobachten, führte in meinem Kopf zu einem fertigen Drehbuch: Die Sünderin sucht Trost im Ostergottesdienst, nimmt sich vor, von der Sünde hinfort abzulassen, und, als sie zum Tisch des Herrn gerufen wird, merkt sie dass es die Umstände nicht zulassen, den Lebenswandel zu ändern. Sie fühlt sich der Gnade Gottes unwürdig, sie kann nicht zusagen, ihm nachzufolgen, ihr Stolz verbietet ihr die Lüge. Und all das in Paris!

Ich habe das Drehbuch beim Hinausgehen meiner Frau erzählt. Sie meinte nur, ich sei ein unverbesserlicher Romantiker. Wahrscheinlich hat sie Recht.

Er ist ein Feigling

Es war für mich stets unerträglich festzustellen, dass ein unzufriedener Mandant seinen Unmut nicht an mir, sondern an meiner Sekretärin ausließ. Ich hielt das immer für Feigheit, weil der Kritiker nicht mir in die Augen sehen konnte, um mir zu sagen, weshalb sauer war.

Genau so feige handelt der 45. Präsident. Wenn Merkel nicht dabei ist, schimpft er herum, Deutschland finanziere Russland durch den Ankauf von Gas, damit dieses mit dem Geld Waffen kaufe, mit denen es Deutschland bedrohe und die USA dürften dann Deutschland mit eigenem Geld schützen, weil die Deutschen ja nicht genug für die Rüstung täten.

Dann trifft er Merkel und erklärt, die Beziehungen zu Deutschland seien exzellent.

Gleiches Schema mit May, er kritisiert ihre Politik, findet Johnson knorke in Checkers aber findet er, es herrschten Friede, Freude, Eierkuchen.

Niemand hat es verwundert, dass er Russland im Vorfeld des Helsinki Gipfels, als Gegner und Rivalen bezeichnete, erneut die Gas- und Erdölexporte kritisierte. Nachdem er mit Putin zusammengesessen hatte, war aus dem Rivalen, dem Gegner ein Konkurrent auf dem freien Markt geworden und das bezeichnete der Präsident auch noch als Kompliment.

Der dickste Hammer aber ist, dass er in Helsinki sagte, er glaube Putins Argumenten und Erklärungen, es gäbe keinen Grund anzunehmen, die Russen hätten den US Wahlkampf beeinflusst. Die „evidence“ seiner eigenen Geheimdienste wagte er nicht, Putin in die Augen schauend, vorzulegen.

In den USA zurück bekam er wieder Schiss, als eine Welle der Empörung über ihm hereinbrach. Und plötzlich habe er sich versprochen, denn es gäbe keinen Grund, nicht anzunehmen, dass…

Mal abgesehen davon, dass die Welt noch nie eine derart blöde Ausrede gehört hat, ist es erstaunlich, dass die Machthaber dem Präsidenten seine Feigheiten durchgehen lassen.

Warum hat Merkel ihn nicht damit konfrontiert, dass sein Wutausbruch wegen der Gaskäufe nicht nur unbegründet, sondern auch noch mit falschen Fakten unterlegt war?

Warum hat May ihn nicht gefragt, ob er schon mit seinem Freund Johnson gefrühstückt habe?

Und warum lassen es die Berater zu, dass ein unberechenbarer, nicht vorbereiteter Egomane unbegleitet mehrere Stunden lang mit einem berechnenden, erfahrenen, faktenkennenden Egomanen allein gelassen wird?

Und warum wird die Welle der Empörung in den USA nicht stärker, nachdem er nicht nur seine Geheimdienste vorgeführt hat, sondern im Nachgang eine ganze Nation für dumm verkauft. Es muss doch dem Normalbürger der USA die Schamröte ins Gesicht treiben, wenn er merkt, dass der eigene Präsident in Helsinki das Wörtchen „nicht“ vergessen hat.

Das Problem mit Feiglingen ist, dass diese stets darum bemüht sind, diese ihre Schwäche zu vertuschen. Wie macht man das? Mit Drohgebärden natürlich.

Wer sich allerdings immer nur aufmandelt muss irgendwann auch zuschlagen. Wir kennen das alle vom Pausenhof: Irgendwann wird die Aufplusterei nicht mehr geglaubt und der Feigling hat dann nur noch zwei Möglichkeiten: Draufzuschlagen oder den Schwanz einzuziehen.

Beides ist insbesondere dann gefährlich, wenn sich der Präsident der größten Militärmacht der Erde mit diesen beiden Optionen konfrontiert sieht.

Que Díos nos coja confesados.

 

 

Der Rechtsstaat

Es wäre unbillig, von jedem Bürger zu verlangen, er solle den Rechtsstaat verstehen. Ihn zu achten, muss von jedem Bürger gefordert werden.

Natürlich gibt es Bürger, die den Rechtsstaat weder verstehen noch achten wollen, man findet sie in der äußersten rechten und in der äußersten linken Ecke unserer Gesellschaft.

Dieser Umstand und dieses Wissen müssen uns alle insofern alarmieren, als damit klar wird, dass der Rechtsstaat potentiell immer in Gefahr ist.

Der Bürger kann sich allerdings wohlig zurücklehnen, denn es gibt ja den Verfassungsschutz. Naja, geben tut’s den schon, inwieweit er die Verfassung und damit den Rechtsstaat wirklich schützt, steht gerade nach dem NSU Prozess in Frage, naja, eigentlich stand das schon immer in Frage.

Dennoch, die Mehrzahl der Bürger in Deutschland sind sich darüber einig, dass sie in einem Land leben, in dem Recht und Gesetz nicht nur gelten, sondern auch umgesetzt werden.
Da freut sich jedermann, alles funktioniert. Ich darf sagen, was ich will, ich darf machen, was ich will, ich darf reisen, wohin ich will; der Rechtsstaat ist gut, solange er mich schützt und mir dient.

Die andern, die Asylanten zumal, die braucht der Rechtsstaat nicht so sehr zu schützen, ein bisserl Rechtsstaat ist für die immer noch mehr, als das, was ihnen zu Hause blüht.

Insofern macht die Häme bestürzt, mit der das absolute Staatsversagen überschüttet wird, nachdem ein möglicherweise gefährlicher Asylant nach Tunesien abgeschoben wurde, was sich a posteriori als unrechtmäßig herausgestellt hat.

„Dem geschieht es doch Recht, wenn er dort womöglich ein bisschen gefoltert wird, als Leiwächter von Bin Laden wird er auch nicht gerade zimperlich gewesen sein“, denkt beim kleinen Hellen der deutsche Michl.

Doch darum geht es gar nicht. Im Fall dieses abgeschobenen Mannes hat eine Behörde Unumkehrbares beschieden, bevor das befasste Gericht eine rechtskräftige Entscheidung in dieser Sache getroffen hatte. Es wird zu prüfen sein, ob diese rechtswidrige Entscheidung auf dem Mist eines Beamten gewachsen ist, ob der Behördenchef interveniert hat, oder aber, ob der Rechtsbruch von einem zuständigen oder nicht zuständigen Politiker angeordnet worden ist.

Die Beantwortung dieser Frage ist allerdings eine Nebensächlichkeit angesichts der Tatsache, dass in so heiklen Fragen wie Abschiebung offenbar – es geht ja nur um Ausländer – die Allgültigkeit rechtsstaatlicher Normen relativiert werden kann.

Ein Rechtsstaat zeichnet sich unter anderen dadurch aus, dass die Intensität der Anwendung von Recht und Gesetz immer gleich ist.

Es ist schon schlimm genug, dass allgemein die Ansicht herrscht, Menschen, die aus Diktaturen zu uns geflohen sind, nur so viele Rechte einzuräumen, wie Deutschen in deren Heimat eingeräumt werden würden, Stichwort, wir haben hunderte Moscheen im Land, aber in Saudi-Arabien gibt es keine christlichen Kirchen.

Dass dieses Ungleichgewicht ein unhaltbarer Zustand ist, ist unbestritten. Er zeigt aber nur, dass Deutschland ein Rechtsstaat ist, Saudi-Arabien aber nicht.

Rechtsstaatliche Prinzipien sind nicht reziprok anzuwenden und sie sind jedem Menschen gegenüber gleich anzuwenden.

Mag ein Asylant noch so gefährlich sein, noch so verabscheuungswürdige Meinungen vertreten, mag er ein Attentat planen, mag er Verbrechen begangen haben, er hat Anspruch darauf, so behandelt zu werden, wie es unsere Gesetze für die in Deutschland lebenden Menschen vorsehen.

Politische Opportunitätsgedanken sind da fehl am Platze. Das Primat der Politik gilt dann nicht, wenn es um das geht, was unsere Verfassung uns allen garantiert, da gilt das Primat der Verfassung.

 

 

Chaos: Der SDS ist auferstanden!

SDS, der Schrecken derer, die von den 68ern überrannt wurden. Hinter dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund verbarg sich alles, was als Gefährdung dessen empfunden wurde, was man sich in der Bundesrepublik nach dem Krieg alles erschaffen hatte.

Dann hat der Popanz SDS einige Jahrzehnte geschlafen und nun ist er mit Vehemenz wieder gekommen:

S wie Seehofer

D wie Dobrindt

S wie Söder.

Ich behaupte, dass der neue SDS in einigen Jahren jedenfalls nicht von der Zeitgeschichte so gesehen wird, als habe er die Menschheit irgendwie weiter gebracht. Zeitweise war der neue SDS staatsgefährdender als der damalige Studentenbund.

Ich erinnere mal kurz daran: Wir leben im Jahre 2018, Energiewende, Klimaveränderungen, Zuwanderung, sei sie legal oder illegal, ungenügende Geburtenrate, Kriege allerorten und darüber schwebt auch noch ein amerikanischer Präsident im Delirium.

Und da haben die drei Herren nichts Besseres zu tun, als die Bundesregierung wegen eines Jotas auf’s Spiel zu setzen. Um dieses Jota ging es beim Konzil von Nicäa im Jahre 325. Ist Jesus Gott oder ist Jesus wie Gott? Im Griechischen unterschied diese beiden Auffassungen ein Jota, also ein Buchstabe! Kriege entbrannten deshalb.

Bei unserem New SDS weiß man so richtig nicht, um was es geht, denn der Seehofersche „master plan zur Flüchtlingspolitik“ ist ja noch immer nicht veröffentlicht.

Juristische Fiktionen, wo zurückweisen, wen erpressen, für viel Geld zweimal die EU Premiers zusammentrommeln, zurücktreten, Fraktionsgemeinschaften auflösen, den Beleidigten spielen, es als freundliches Zugeständnis zu deklarieren, wenn man doch nicht zurücktritt, in der Rücken fallen, Andersdenkende abwatschen, die Leut für blöd zu erachten — und dann plötzlich so tun, als ob alles weiterlaufen könne, ohne sich beim Koalitionspartner SPD Rückhalt zu verschaffen, das alles ist ein Schauspiel, das es nicht einmal gab, als Kohl und Strauß sich in inniger Hassliebe in den Haaren lagen.

In meiner Erinnerung stritten die beiden allerdings auf einem etwas höheren Niveau.

Dass das Wahlvolk keine Lust auf Politiker wie SDS hat, dass das Wahlvolk keine Lust mehr hat auf eine Ewig-Kanzlerin, das wird nach dem gehabten Karneval im Frühsommer immer klarer.

Es ist zum Verzweifeln, denn es gibt durchaus gute Politikerinnen und Politiker im Land. Okay, manche von denen sind halt in der falschen Partei, aber das gab’s schon immer.

Mein Vorschlag für eine Kabinettsliste:

Norbert Lammert Bundeskanzler, Sarah Wagenknecht Außenministerium, Olaf Scholz, Verteidigung, Manfred Weber Innenminister, Otto Solms Finanzen, Robert Habeck Umwelt, Heribert Prantl Justiz, und die anderen werden sich auch noch finden lassen.

Die SDS-Gang aber sollte schleunigst im Orkus landen. Leider, und ich weiß es gewiss, ist das alles Wunschdenken.