Mein Freund Dr. Heiner Süselbeck, er ist Pastor, hat mir einen Aufsatz geschickt, den er in der Zeitschrift „Evangelische Aspekte“ veröffentlicht hat. Titel: „…denn du hast es getan. Die Wirklichkeit des Bösen und die Frage nach Gott“.
An einer Stelle zitiert er Luther, der gesagt hat: „Nichts geschieht, was Gott nicht zulässt.“
Das ist unter Christen jedweder Konfession wohl unzweifelhaft konsensfähig. Wir können nicht an einen allmächtigen Gott glauben, wenn wir in ihm nicht einen „Allstrippenzieher“ sehen würden.
Es stellt sich allerdings sofort die Frage nach der geographischen Ausdehnung von Gottes Allmacht. Nichts geschieht, was er nicht zulässt, gilt das nur in Gottes Regierungsbezirk, das heißt, dort, wo man an ihn glaubt?
Oder gilt das auch anderswo? Um es platt aber verständlich auszudrücken: Gehört es zu seinem Zulassen, wenn der berühmte Sack Reis in China umfällt?
Wir Christen tendieren dazu, anzunehmen, dass der allmächtige und alleinige Gott natürlich weltweit zuständig ist, schließlich hat er die Welt geschaffen.
Da werden uns allerdings die Buddhisten, die Hindus, die Moslems und die Atheisten was husten, denn für die ist ihr Gott, beziehungsweise ihr Nicht-Gott zuständig.
Nicht nur Christen tendieren dazu, anzunehmen, ihr allmächtiger und alleiniger Gott sei weltweit zuständig.
Das lässt nun mehrere Schlüsse zu:
- Jeder denkt, mein Gott ist der Einzige und alle anderen hängen einem Gott an, den es gar nicht gibt.
- Es gibt mehrere Götter, die sich die Welt in ihre jeweiligen Regierungsbezirke aufgeteilt haben.
- Es gibt nur einen einzigen Gott, der lediglich verschieden genannt und angebetet wird.
- Es gibt überhaupt keinen Gott, was geschieht, passiert aus der Natur oder, was uns Menschen angeht, aus der „conditio humana“ heraus.
Wer hat Recht? Offenbar ist das eine Glaubensfrage und je nach Beantwortung derselben, verhalten sich Religionen anderen gegenüber eher aggressiv oder eher friedliebend.
Es scheint so, als ob diese Aggressivität oder Friedlichkeit Moden unterworfen ist. Christen waren früher extrem blutrünstig, gleichzeitig die Moslems eher philosophisch friedlich. Derzeit ist es umgekehrt.
Der Einfluss von Moden auf die Religionen relativiert selbstredend deren unverrückbaren Wahrheitsgehalt. Das führt zu der Überlegung, die Ausgestaltung der Religionen sei „Tand, Tand, ist das Gebilde aus Menschenhand.“
Darüber aber schwebt Gott, der einmal so, ein andermal Allah, woanders Buddha und am anderen Ende der Welt noch mal anders genannt wird.
Wenn wir uns darauf einigen könnten, wären viele der Probleme, die die Menschheit drücken, leichter zu lösen.