Wohin mit dem Bäffchen?

Zunächst auf Ibiza und nach unserem Umzug nach Mallorca auch dort waren, wir aktiv in der deutschsprachigen evangelischen Kirche auf den Balearen.

Im Nachhinein war das eine Fehlentscheidung, weil unsere Kinder in der evangelischen Kirche sagten, deutsch wollten sie unter keinen Umständen sein und in der Schule dem katholischen Religionsunterricht fernblieben, weil sie angaben, evangelisch zu sein.

Strenggläubige mögen aufschreien, aber ich denke, man sollte mit seiner Familie in die Kirche gehen, die ortsüblich ist. Für Nicht-Theologen sind die Unterschiede sowieso nicht so wichtig.

Wie dem auch sei, wir waren aktiv, ich war sogar lange Zeit Lektor, das heißt, ich sollte vorgefertigte Predigten vorlesen. Das habe ich ein Mal gemacht, und dann meine Predigten selbst geschrieben, was ich nicht sollte und was mir streng verboten war.

Das führte dann dazu, dass ich die zehn Gebote in öffentliches Recht (1 bis 3) und Privatrecht (4 bis 10) unterteilte. Es ging mir darum die Gottesverehrung davon zu trennen, dass die Gebote eben auch ein Werkzeug für das Zusammenleben sind. Die Gemeinde fand es interessant, der Pfarrer meinte, das sei grenzwertig. Ich war bei ihm verpetzt worden.

Natürlich war ich auch im Kirchenvorstand, wo es manchmal hoch her ging. Gutes Zureden half nichts, die Streithähne waren nicht zu trennen. Da erinnerte ich mich daran, dass der Bruder meines Urgroßvaters, es hieß euphemistisch, er sei minderbegabt, nie entmündigt wurde. Er war ein wichtiges Glied des Familienrates, denn wenn da die Wogen hochschlugen, stand er auf und betete das Vaterunser, woraufhin alle Vettern ebenfalls aufstanden, um mitzubeten. Danach kann man ja nicht mehr weiter streiten.

Diese Methode wendete ich mit durchschlagendem Erfolg an. Der Pfarrer sagte, das sei ja wohl eine geistliche Keule gewesen.

Alle sechs Jahre wechselte der Pfarrer und die Gemeinde hat es immer geschafft, einen Pfarrer zu wählen, der zumindest einem großen Teil ihrer Mitglieder gefiel.

Vor der Wahl stellten sich die Kandidaten auf Mallorca und Ibiza vor. Einmal traf ich im Flieger zwischen Palma und Ibiza ein würdig aussehendes deutschsprechendes Paar. Ich fragte, ob sie sich als neue Pfarrer präsentieren wollten. Es stellte sich heraus, dass, dass sie auf die Insel reisten, weil sie ein Bordell übernehmen wollten.

Ein Kandidat kam nach Ibiza und erwähnte, seine Frau sei Ernährungsberaterin, worauf einer der Versammelten losgrölte.“Dett müss’s Se wiss’n, hier ess‘n wa keen Salat und sauf‘n viel Wein.“

Der Pfarrer wurde dennoch gewählt und meine Frau ließ sich von der Pastorin zu Trennkost überreden. Wir duldeten still. Bis nach einer Woche unser Sohn sagte:

“Aber vorher waren wir doch auch gesund.“

Ein anderer Kandidat fiel allerdings durch. Er gab sich besonders fortschrittlich und prahlte damit, was und besonders wo er bereits gepredigt hätte, unter anderem auch am FKK Strand.

Nachdem der hoffnungsvolle Mann abgereist war, begann im Kirchenvorstand und bei jeder Begegnung nach dem Gottesdienst eine nicht zu unterdrückende Diskussion. Es ging darum, wo der Pfarrer am FKK Strand das Bäffchen anbringen solle.

Der Kirchenvorstand hat sich dann bei der EKD dafür stark gemacht, den Kandidaten von der Liste zu streichen.