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45 verhöhnt die USA

Dass der 45. Präsident keine Lust hat, sich im Impeachment von den Kongressabgeordneten verhören zu lassen, kann man verstehen, wenn man ihn versteht.

Ein normaler nicht krimineller Mensch arbeitet mit den Behörden zusammen, die feststellen sollen, ob Gesetzesverstöße vorliegen. Voraussetzung ist allerdings, dass derjenige, der Subjekt des Verfahrens ist, ein reines Gewissen hat.

Das hat der Präsident nicht, denn auch er ist nicht kindisch genug, nicht verstanden zu haben, dass ihm der Bruch des Amtseides, der Verrat nationaler Interessen und so manch anderes nachgewiesen worden ist. Das spielt allerdings keine Rolle, denn im Senat wird das Amtsenthebungsverfahren keine Mehrheit bekommen.

Es geht also ums Image. Er muss vor seinen Anhängern das Gesicht wahren, denn nur wenn ihm nicht von Angesicht zu Angesicht bewiesen wird, dass er Gesetze gebrochen ist, ist er weiterhin imstande, vor seinen Wählern zu erzählen, er sei Opfer einer Hexenjagd.

Es ist ja schon erstaunlich, mitzuerleben, dass einer der wichtigsten Politiker dieser Welt ungestraft lügt und dass die Wahrheit, heute Fakten genannt, absolut zweitrangig geworden ist.

Nun aber hat in der Impeachment Vorladung an den Präsidenten die Schieflage dessen, was vor drei Jahren noch wahr und richtig war, eine neue Dimension erreicht:

Als Begründung, weshalb er der Vorladung des Kongresses nicht Folge leisten werde, lässt der Präsident verlauten, es sei nicht garantiert, dass er dort ein faires Verfahren erhalten werde.

Dutzende Romane und Filme aus der Geschichte der Vereinigten Staaten werden wieder wach, in denen gegen alle Widerstände und gegen alle Wahrscheinlichkeit unerschrockene Bürger des freien Landes USA dafür sorgen, dass ein Angeklagter ein faires Verfahren erhält.

Es ist geradezu eine Quintessenz der „raison d‘ être“ der Vereinigten Staaten, dass jeder Bürger darauf vertrauen kann, vom Gesetz, von den staatlichen Organen ordnungsgemäß behandelt zu werden. Was ein Rechtsstaat ist, haben wir Europäer doch erst von den Amerikanern lernen müssen!

Und jetzt sagt der oberste Repräsentant der USA, dass dieser Staat ein zweifelhaftes Gebilde ist, dem nicht einmal mehr zuzutrauen ist, ein faires Verfahren gegen wen auch immer zu garantieren, geschweige denn gegen ihn selbst.

Die Gesetze und Traditionen im Kongress, denen das Impeachment Verfahren folgt, haben sich nicht verändert. Weshalb also sollte bei unveränderter Gesetzeslage ein faires Verfahren nicht mehr garantiert sein?

Da gibt es nur eine Antwort: Nicht der Kongress hat sich verändert, wohl aber das Weiße Haus hat sich verändert. Es ist zu einer Mafia Zentrale verkommen, die nach den Vorgaben des „Capo“ funktioniert. Dessen Gesetz gilt und alles, was dem zuwiderläuft, ist der Feind.

Es ist so gut wie sicher, dass der Lügner und Gesetzesbrecher erneut zum Präsidenten der USA gewählt werden wird. Das sagt viel aus über die Verfasstheit der Menschen in „God’s own Country“.

Der Schaden, der in acht Jahren Präsidentschaft dieses Mannes angerichtet sein wird, ist unermesslich. Der Schaden wird nicht nur wirtschaftlich sein. Er wird in erster Linie ein moralischer Schaden sein.

An welche Werte soll denn bitteschön der Normalbürger noch glauben, wenn der Präsident der Demokratie „par excellence“ verbreiten lässt, er halte sein eigenes Land und dessen Institutionen für einen Scheißhaufen?

 

 

USA: Sie werden aufeinander schießen.

Während der jüngst vergangenen Tage habe ich mit großem Interesse die Anhörungen der Zeugen im Impeachment Verfahren des US Kongresses verfolgt und mit großem Vergnügen (ich gebe es zu) das gesehen, was die late night shows dazu zu sagen hatten.

Das traurige Fazit war, dass diese große Bestätigung einer funktionierenden Demokratie absolut für die Katz war. Man hatte den Eindruck, dass die Abgeordneten zwar sprechen können, dass sie aber nicht hören können. Zumindest können diese Leute nur selektiv hören, denn sie blenden all das aus, was ihnen nicht in den Kram passt, und zwar in beiden Lagern.

Das Erschreckendste aber war, festzustellen, dass genau dieses Phänomen außerhalb des Capitols in absolut gleicher Weise gehandhabt wurde. Der eine TV Sender berichtete von einem Präsidenten, der mehrfach gegen die Verfassung und das Strafgesetzbuch verstoßen hat und der andere berichtet mit der absolut identischen Glaubwürdigkeit von einem Präsidenten, der alles richtig gemacht hatte.

Kurz, keiner auf der politischen oder journalistischen Bühne war und ist um Ausgewogenheit oder gar Objektivität bemüht. Es wurde lediglich aus dem Schaufenster heraus geplaudert, um die jeweilig eigene Klientel zu bedienen.

Ich war wirklich entsetzt, bis ich neulich im Flugzeug Zeit hatte, nachzudenken. Dabei bin ich darauf gekommen, dass auch ich immer weniger Lust dazu habe, die Meinung Andersdenkender anzuhören. Zwar lese ich täglich die Süddeutsche Zeitung und verfolge die Nachrichten in den öffentlich-rechtlichen Sendern und – sehr zu empfehlen- der österreichischen Nachrichtensendung ZIP 2 – aber das, was mir bei facebook ungefragt in den PC kommt, da selektioniere ich schon. Da gibt es smarte Mitfünfziger, die in Jeans und offenem Hemde ihre ultrakonservative Weltanschauung verbreiten, da gibt es Damen, die offenbar ohne viel nachgedacht zu haben, eher Fragwürdige Sentenzen Dritter teilen und dann gibt es einen Österreicher, der stets grinsend populistischen Schmäh in die Kamera quatscht.

Ich ertappe mich dabei, diese Beiträge nicht anzuhören, wegzudrücken und doof zu finden, ohne den Inhalt wirklich zu kennen. Das ist genau das Verhalten, das ich gerade hinsichtlich der öffentlichen Wahrnehmung in den USA kritisiert habe.

Wenn eine Gesellschaft so polarisiert ist, dass die eine Seite nicht mehr weiß, was die andere denkt, weil der Gesprächsfaden abgerissen ist, dann entsteht zunächst Häme, dann Geringschätzung und schließlich Hass.

Wie will man in einer Demokratie diskutieren, in einem Parlament reden, wenn die Bereitschaft verloren gegangen ist, anzunehmen, dass der Andere womöglich doch ein Fünkchen Recht hat oder sogar mehr?

Wohin führt es, wenn der Wille und damit die Möglichkeit zu einem Kompromiss zu kommen a priori ausgeblendet wird?

Vor vielen Jahrzehnten hat die Erzieherin einige meiner Onkels, die damals noch Kinder waren, gefragt, aus welchen Ursachen sie sich denn stritten? Antwort: „Wir streiten nich mit Uhrsachen, wir streiten mit de Fäuste“.

Genau so wird es in den USA kommen, wenn die Spaltung der Nation alles durchdringt, von den Eliten bis zum letzten „Naturtrottel“. Man wird aufeinander losgehen. Es wird zum Bürgerkrieg kommen. Aber diesmal nicht mit zwei Armeen, die auf einander prallen.

In einem Land, in dem alle bis an die Zähne bewaffnet sind, werden Einzelne ihre vermeintlichen Feinde vor dem Supermarkt, in der Schule oder bei Sportversammlungen erschießen. Ist ja alles schon vorgekommen, nur wird das zu einem flächendeckenden Ereignis werden, wenn eine Gesellschaft zulässt, dass die Meinung anderer nicht nur nichts gilt, sondern zum Indikator dafür wird, dass so einer ein Feind ist.

Es steckt schon Methode dahinter, wenn der Präsident die Presse als Feinde des Volkes brandmarkt.

España, país a falta de diálogo.

Cuando se construyeron las primeras rotondas, Pau Burguera, mi amigo de Colónia de Sant Jordi, me comentaba: “Esto es en contra del caracter nacional. Si hay un accidente de tráfico , que sea frontal, ya veremos quien ganará.”

Tenia toda la razón. España es un país de confrontación. Solo aquí, la lidia del toro bravo no tiene perdón: o muere el animal o muere el hombre. En Portugal, en Francia y en el cono sur, lo ven de otra manera.

Por ello no hay que extrañarse al observar que en España escasean los acuerdos políticos. Salvo error mío, los únicos de importancia fueron en el año 1977 los acuerdos de la Moncloa, cuando partidos, la patronal y sindicatos pactaron la reforma industrial del país.

Ni una sola vez hubo una coalición gubernamental el las Cortes. Claro, una coalición tiene como primera piedra un convenio entre partidos, un tira y aflojo y luego pasarán cuatro años de constantes acuerdos y de constante colaboración.

Como el político español se sabe conocedor de la verdad, la única verdad, la verdad suya, gobernar con “los otros” en una coalición, rozaría a a traición, alta traición.

Por ello estamos, donde estamos!

Ni a los separatistas catalanas, ni a gobiernos nacionales, ocurrió la idea de hablar con “los otros”.

En vez de hablar, los unos encienden contenedores de basura y los otros mandan la justicia a aplicar la Ley.

Ahora muchos culpan al Supremo por haber fallado con condenas demasiado duras. ¡Craso error! Si tu pones un caso en manos de los jueces,ellos no tienen una sola opción: aplicar la Ley. No pueden respetar consideraciones politicas y ablandar las condenas, porque sería politicamente oportuno. No, la Ley, es la Ley, y si en el juego político los mandatarios resultan incapaces para encontrar soluciones extrajudiciales, no hay que extrañarse, si el resultado fuera judicial y no político.

Ayer, día 18 de octubre de 2019, Pedro Sánchez, nuestro presidente de gobierno, no teniá nada mejor que decir, de que nadie piense que los actos violentos de Barcleona quedarían impunes. En un estado de derecho esto es obvio, no hace falta decirlo. Pero en una democracia lo que es menster, es hablar, lo que hace falta, es escuchar, lo que pide la inteligencia, es calmar a los ánimos.

Actualmente el lío es descomunal, la discordia y el odio mueven a la gente y nadie recuerda que los conflictos que se han resuelto con violencia y sin acuerdo, nunca han llevado a nada bueno.

Estoy pensando en que alguien tendría que bajar del cielo, para poner odern.Lo que pasa es, que en el cielo español escasean almas con vocación reconciliadora.

Me ocurre pensar en Carlos III. Era Duque de Parna, Rey de Nápoles y Sicilia, Rey de España y mejor alcalde de Madrid.

Supongo que tenía experiencia en lidiar lios.

 

A Lady never…

Die Balearischen Inseln sind wohl bestückt mit einer Brigade von britischen Ladies, denen allen einige Merkmale gemein sind:

  • Sie kamen alle, als das Pfund noch wesentlich mehr wert war, vulgo sie sind jetzt eher verarmt.
  • Sie haben alle einen tatterigen Ehemann, der zu Entsetzen der spanischen Mitbürger kurze Hosen trägt, aber dennoch aussieht, wie ein General der Indienarmee.
  • In Ermanglung eines Ehemannes haben sie einen Hund.
  • Sie können kein Wort spanisch.
  • Im Sommer liegen sie stundenlang in der prallen Sonne.
  • Den Rest des Jahres spielen sie Bridge, das hält den Geist wach.
  • Damit dieser nicht zu wach bleibt, wird beim Spielen hart gesoffen.

Die übermäßige Sonnenanbeterei bleibt natürlich nicht folgenlos, man erkennt die Untertaninnen „of her gracious majesty“ unschwer an der geröteten Elefantenhaut.

Wenn wir bei spanischen Freunden eingeladen waren und dort waren auch Gäste aus dem vereinigten Königreich, dann wurde ich immer an die Schnittstelle gesetzt, wo Spanier auf Briten stießen. Unglücklicherweise hatte sich herumgesprochen, dass ich mehrere Sprachen beherrsche. Die Folge war, dass ich die dargebotenen Speisen nicht genießen konnte, weil ich von spanisch nach englisch meist unanständige Witze übersetzen musste und von englisch nach spanisch zu erklären hatte, weshalb Gibraltar unzweifelhaft britisch sei, um dann von spanisch nach englisch die darauffolgenden Verwünschungen rüberzubringen.

Am schwierigsten war das mit den unanständigen Witzen, dazu bedarf es einer einschlägigen Etymologie, die aber dann auch nichts nutzt, wenn der Witz auf Englisch einfach nicht komisch ist.

Das Gibraltarproblem hatte ich schon bald im Griff, indem ich nach jedem Satz ein „ich übersetze nur“ einbaute. So erreichte ich wenigstens, keine entleerten Weinflaschen über den Schädel gezogen zu bekommen.

Bei all diesen Anstrengungen konnte ich zwar nicht essen, wohl aber trinken, so dass ich meistens bereits dann einen sitzen hatte, wenn man zu café y copa überging. Die Spanier tranken dann Brandy aus Jerez de la Frontera und die Briten Pure Malt aus den Highlands.

Einmal saß ich einer englischen Dame gegenüber, neben deren Gedeck der Gastgeber eine Flasche Whisky gestellt hatte. Immer wieder goss er ihr nach. Einmal vergaß er das und so bat mich mein Gegenüber dies zu tun. Erklärend fügte sie hinzu: „A Lady never helps herself, if she is properly brought up”.

Ich habe es mir verkniffen zu erwidern: „A Lady never empties the whole of a bottle if she is properly brought up”.

 

 

No tengas miedo, mi amor.

Natürlich hatte die zweijährige Valeria Angst. Aber ihr Vater hatte ihr gesagt, er werde sie sicher durch den breiten Fluss tragen, am anderen Ufer erwarte sie alle ein besseres Leben.

Während die Mutter und Ehefrau drüben angekommen ist, sind der Vater und die kleine Valeria ertrunken.

Bei allem Schrecknis kann es beinahe tröstlich erscheinen, dass die beiden nicht getrennt wurden, denn solange der Vater in der Nähe war, konnte das Mädchen seinen Worten trauen: „No tengas miedo, mi amor.“

Wasser ist ein gefährliches Element geworden. Seit Jahren ertrinken Verzweifelte im Mittelmeer und nun müssen wir mit Schrecken erfahren, dass auch der Rio Grande eine menschenfressende Bestie geworden ist.

Weder das Mittelmeer noch der Fluss sind daran schuld. Verantwortung tragen wir Menschen, die wir es zulassen, dass andere Menschen derart verzweifelt sind, dass sie ihr Leben aufs Spiel setzen, nur um der gegenwärtigen Misere zu entkommen.

Und wenn die tapfere Kapitänin Carola Rackete ihre aus dem Meer gefischten Passagiere aus menschlicher Notwendigkeit auf Lampedusa gegen den Willen des italienischen Innenministers an Land setzt, dann droht ihr eine jahrelange Gefängnisstrafe, weil opportunerweise soeben die Gesetze entsprechend verändert wurden.

Und wenn dem 45. Präsidenten das Foto der ertrunkenen Valeria vorgehalten wird, dann fällt dem nichts Besseres ein, als zu schimpfen, daran seien die Demokraten im amerikanischen Kongress schuld.

In Europa können wir auf den EuGH bauen, der mit Sicherheit die italienische inhumane Gesetzgebung kassieren wird, aber auf was kann Amerika bauen?

Eigentlich ist mir zum Kotzen, aber wenn ich an die vielen kleinen Valerias denke, dann ist der Drang zu weinen stärker.

Damit aber ist es nicht getan. Wir müssen aktiv werden. Wir dürfen nicht zuschauen, wie andere Menschen ertrinken.

 

 

Wohin mit dem Bäffchen?

Zunächst auf Ibiza und nach unserem Umzug nach Mallorca auch dort waren, wir aktiv in der deutschsprachigen evangelischen Kirche auf den Balearen.

Im Nachhinein war das eine Fehlentscheidung, weil unsere Kinder in der evangelischen Kirche sagten, deutsch wollten sie unter keinen Umständen sein und in der Schule dem katholischen Religionsunterricht fernblieben, weil sie angaben, evangelisch zu sein.

Strenggläubige mögen aufschreien, aber ich denke, man sollte mit seiner Familie in die Kirche gehen, die ortsüblich ist. Für Nicht-Theologen sind die Unterschiede sowieso nicht so wichtig.

Wie dem auch sei, wir waren aktiv, ich war sogar lange Zeit Lektor, das heißt, ich sollte vorgefertigte Predigten vorlesen. Das habe ich ein Mal gemacht, und dann meine Predigten selbst geschrieben, was ich nicht sollte und was mir streng verboten war.

Das führte dann dazu, dass ich die zehn Gebote in öffentliches Recht (1 bis 3) und Privatrecht (4 bis 10) unterteilte. Es ging mir darum die Gottesverehrung davon zu trennen, dass die Gebote eben auch ein Werkzeug für das Zusammenleben sind. Die Gemeinde fand es interessant, der Pfarrer meinte, das sei grenzwertig. Ich war bei ihm verpetzt worden.

Natürlich war ich auch im Kirchenvorstand, wo es manchmal hoch her ging. Gutes Zureden half nichts, die Streithähne waren nicht zu trennen. Da erinnerte ich mich daran, dass der Bruder meines Urgroßvaters, es hieß euphemistisch, er sei minderbegabt, nie entmündigt wurde. Er war ein wichtiges Glied des Familienrates, denn wenn da die Wogen hochschlugen, stand er auf und betete das Vaterunser, woraufhin alle Vettern ebenfalls aufstanden, um mitzubeten. Danach kann man ja nicht mehr weiter streiten.

Diese Methode wendete ich mit durchschlagendem Erfolg an. Der Pfarrer sagte, das sei ja wohl eine geistliche Keule gewesen.

Alle sechs Jahre wechselte der Pfarrer und die Gemeinde hat es immer geschafft, einen Pfarrer zu wählen, der zumindest einem großen Teil ihrer Mitglieder gefiel.

Vor der Wahl stellten sich die Kandidaten auf Mallorca und Ibiza vor. Einmal traf ich im Flieger zwischen Palma und Ibiza ein würdig aussehendes deutschsprechendes Paar. Ich fragte, ob sie sich als neue Pfarrer präsentieren wollten. Es stellte sich heraus, dass, dass sie auf die Insel reisten, weil sie ein Bordell übernehmen wollten.

Ein Kandidat kam nach Ibiza und erwähnte, seine Frau sei Ernährungsberaterin, worauf einer der Versammelten losgrölte.“Dett müss’s Se wiss’n, hier ess‘n wa keen Salat und sauf‘n viel Wein.“

Der Pfarrer wurde dennoch gewählt und meine Frau ließ sich von der Pastorin zu Trennkost überreden. Wir duldeten still. Bis nach einer Woche unser Sohn sagte:

“Aber vorher waren wir doch auch gesund.“

Ein anderer Kandidat fiel allerdings durch. Er gab sich besonders fortschrittlich und prahlte damit, was und besonders wo er bereits gepredigt hätte, unter anderem auch am FKK Strand.

Nachdem der hoffnungsvolle Mann abgereist war, begann im Kirchenvorstand und bei jeder Begegnung nach dem Gottesdienst eine nicht zu unterdrückende Diskussion. Es ging darum, wo der Pfarrer am FKK Strand das Bäffchen anbringen solle.

Der Kirchenvorstand hat sich dann bei der EKD dafür stark gemacht, den Kandidaten von der Liste zu streichen.

Über die Unwahrheit

Gelogen wurde schon immer. Manchmal wurde sogar zum Wohle des Volkes gelogen. Als Merkel und Steinbrück in der Kuppel des Reichstages versicherten, die Einlagen der deutschen Sparer seien sicher, wussten sie zumindest nicht, ob sie die Wahrheit sagten, eher ist anzunehmen, dass die eine „fromme Lüge“ verbreiteten. Allerdings wäre eine andere Aussage damals eine Katastrophe gewesen.

Ich erinnere mich, als Kind ein Interview mit Adenauer gesehen zu haben. Er wurde darin gefragt, ob er als Politiker je gelogen hätte. Er hat die Frage nicht beantwortet und sich war entsetzt. Adenauer ein Lügner? Das haute mein damaliges Wertesystem in kleine Stücke.

Man log damals nicht, oder besser, man ließ sich nicht dabei erwischen. Als Strauß und viel später Schäuble dabei erwischt wurden, hatte das einen gewaltigen Karriereknick zur Folge.

Es gehört einiges Geschick dazu, nicht die Wahrheit zu sagen. Die Unwahrheit muss ja plausibel klingen, und wenn die Sauerei auffliegt, muss erkennbar werden, weshalb gelogen worden war. War es eine „fromme Lüge“ (s.o.), war es eine diplomatische Lüge, war es eine Notlüge? Das war alles verwerflich, aber verständlich, weil man für die „res publica“ log. Nicht geduldet wurden Lügen, die die eigene Bereicherung verdeckten oder deutlich den Versuch erkennen ließen, die eigene Person zu schützen.

Sehr beliebt war der charmante Lügner, der jedes Telefongespräch mit einer Dame stets damit begann, zu versichern, gnädige Frau sähen heute Morgen wieder phantastisch aus.

Bismarck hat die Trilogie der Lügen wunderbar auf den Punkt gebracht: „Nirgend wird so viel gelogen wie vor der Wahl, im Krieg und nach der Jagd.“

Da wusste an, woran man war, Lügen waren einschätzbar und ihrem Zweck nach zuzuordnen.

Offenbar hat sich das unterdessen geändert. Neulich hat der Bundestag darüber diskutiert, ob das rechtsunverbindliche UN Migrationsabkommen nicht etwa doch gegen den Text desselben doch rechtsverbindlich sein könnte. Es ging nur darum, die Lüge zu streuen, die eigenen Anhänger würden ja sowieso nur das aufnehmen oder nur das sehen, was ihnen verhackstückt durch die sozialen Medien vorgelegt wird.

Dann glauben auf einmal ganz viele Menschen einem Sardellen legenden Phrasendrescher, in Afrika säßen Millionen auf gepackten Koffern, um sich baldmöglichst in von Deutschen bereitgestellte Hängematten zu legen. Das ist schon einmal deshalb zynisch und unwahr, weil diese bedauernswerten Mitmenschen weder das Geld haben, sich einen Koffer zu kaufen, und noch viel weniger Eigentum haben, das sie in denselben verstauen könnten.

Es geht nurmehr darum, die zweckdienliche Unwahrheit in die Welt zu blasen, aliquid haeret. Irgendwas bleibt hängen, das wusste schon Cicero.

Was nützt es, wenn Lügen noch so kurze Beine haben? Dem professionellen Lügner ist es vollkommen egal, wenn seine Gegner das von ihm Gesagte als die Unwahrheit entlarven. Es reicht, wenn die Gefolgsleute es glauben, oder gar hämisch grinsen, weil „der Unsere“ den anderen mal wieder so richtig heimgeleuchtet hat.

Lügen, ob notwendig, fromm oder diplomatisch immer sind widerlich und bisher noch nicht zur Maxime eines allgemeinen Handelns geworden.

Wirklich?

Gerade ist in Buenos Aires der G20 Gipfel zu Ende gegangen. Dort haben sich die Gottsöberschdn von China, Saudi-Arabien, Russland und der USA getroffen. Deren Bosse haben die Lüge zur Maxime ihres Handelns gemacht.

 

Umdenken! Der Konsument ist König.

Auf dem Markt wird weniger roter Thunfisch verlangt, seither ist der Fang dieser Fische zurückgegangen. Zwar sind sie immer noch vom Aussterben bedroht, aber es gibt wieder mehr rote Thunfische als zuvor. Ein wahrer Erfolg.

Der Konsum von Plastiktüten ist ebenfalls zurückgegangen, wir haben uns wieder daran gewohnt, mit der Einkaufstüte einkaufen zu gehen, so wie unsere Mütter dies mit dem Einkaufskorb taten.

Unser Verhalten hat direkte Auswirkungen auf diejenigen, die uns etwas verkaufen möchten, die uns von etwas überzeugen möchten oder die auf sich aufmerksam machen möchten.

Auf seiner Irlandreise hat sich Papst Franziskus entschuldigt. Er tat dies angesichts der tausendfachen Entwürdigungen und Missbräuche, die Priester und Nonnen an schutzbefohlenen Minderjährigen begangen haben. Allgemein wurde die bloße Entschuldigung als unzureichend empfunden, weil es der Papst vermied, die Kirche selbst für die Unsäglichkeiten verantwortlich zu machen.

Hätte er aber besser, denn erst dann wäre eine Veränderung möglich gewesen. Erst wenn klar ist, dass der Missbrauch von Körpern, der Missbrauch von Macht, der Missbrauch von anvertrauten Geldern allen Kirchen, den Hierarchien aller Religionen, systemimmanent ist, hätte man beginnen können, daran zu arbeiten, etwas dagegen zu tun, dass die Säkularisierung in riesigen Schritten an Terrain gewinnt.

Die Kirchen verwalten Gott, verwalten den Glauben und sagen ihren „followern“ wo es lang geht. Wer aber Gott verwaltet, fühlt sich ihm automatisch näher, zumal die Masse es nicht wagt, die Kirche zu kritisieren. Das wäre ja fast eine Kritik an Gott selbst.

Man muss Geistliche, seien es Priester, Imame, Rabbis oder Gurus, nur anschauen: Alle umgeben sich mit einer Aura der Erhabenheit, der Unantastbarkeit und der Besserwisserei.

Wir wissen doch alle, dass sich die allermeisten Geistlichen noch immer so vorkommen, als stünden sie über dem Gesetz, als würden ihre Fehler, die Missachtung, mit der sie Frauen behandeln, und ihre Sauereien niemals auffliegen.

Solange das so ist, bleibt es bei der Flucht der Gläubigen.

Das ist keine Flucht vor Gott. Das ist eine Flucht vor Gottes unwürdigen Dienern, das ist eine Flucht vor denen, die Gott verwalten.

Wir sollten alle aus der Kirche austreten. Es ist unbestritten, dass mit dem Geld, das die Kirchen von ihren Gläubigen erhalten, auch viel Gutes getan wird, Stichwort Diakonie. Aber erst wenn den Kirchen das Wasser abgegraben wird, wenn die Geldquellen nicht mehr sprudeln, erst dann werden die Kirchen bereit – da gezwungen – sein, zuzugeben, dass der Missbrauch zur Kirche gehört, wie die Soß zum Kloß.

Es heißt immer, man brauche die Kirchen, um Häresien, falsche Auslegungen der Bibel zu verhindern.

Geschenkt! Wenn man die haarsträubenden, menschenverachtenden, blutrünstigen Fehldeutungen der wahren Lehren der Religionen dieser Welt anschaut, dann ist es „peanuts“ was der Einzelne in seinem Kämmerlein missversteht.

Seit den napoleonischen Kriegen sind erstmals in der Geschichte der Menschheit mehr Menschen in Säkularkriegen umgekommen, als in Religionskriegen. Das muss man sich mal klarmachen, um zu verstehen, wie fragwürdig es ist, einer Religionsgemeinschaft anzugehören.

Verhalten wir uns wie denkende Konsumenten: Erst wenn die Nachfrage nach „Kirche“ nachlässt, wird sich etwas ändern.

Niemandem kommt es in den Sinn, sein Abendgebet damit zu beschließen, Gott möge für das Wohl „seiner Kirche“ Sorge zu tragen. Es sind die Priester, die dies (sonn)täglich tun. Sie haben allen Grund dazu: Sie beten für den Erhalt eines Systems, das sie stützt und schützt.

Er ist ein Feigling

Es war für mich stets unerträglich festzustellen, dass ein unzufriedener Mandant seinen Unmut nicht an mir, sondern an meiner Sekretärin ausließ. Ich hielt das immer für Feigheit, weil der Kritiker nicht mir in die Augen sehen konnte, um mir zu sagen, weshalb sauer war.

Genau so feige handelt der 45. Präsident. Wenn Merkel nicht dabei ist, schimpft er herum, Deutschland finanziere Russland durch den Ankauf von Gas, damit dieses mit dem Geld Waffen kaufe, mit denen es Deutschland bedrohe und die USA dürften dann Deutschland mit eigenem Geld schützen, weil die Deutschen ja nicht genug für die Rüstung täten.

Dann trifft er Merkel und erklärt, die Beziehungen zu Deutschland seien exzellent.

Gleiches Schema mit May, er kritisiert ihre Politik, findet Johnson knorke in Checkers aber findet er, es herrschten Friede, Freude, Eierkuchen.

Niemand hat es verwundert, dass er Russland im Vorfeld des Helsinki Gipfels, als Gegner und Rivalen bezeichnete, erneut die Gas- und Erdölexporte kritisierte. Nachdem er mit Putin zusammengesessen hatte, war aus dem Rivalen, dem Gegner ein Konkurrent auf dem freien Markt geworden und das bezeichnete der Präsident auch noch als Kompliment.

Der dickste Hammer aber ist, dass er in Helsinki sagte, er glaube Putins Argumenten und Erklärungen, es gäbe keinen Grund anzunehmen, die Russen hätten den US Wahlkampf beeinflusst. Die „evidence“ seiner eigenen Geheimdienste wagte er nicht, Putin in die Augen schauend, vorzulegen.

In den USA zurück bekam er wieder Schiss, als eine Welle der Empörung über ihm hereinbrach. Und plötzlich habe er sich versprochen, denn es gäbe keinen Grund, nicht anzunehmen, dass…

Mal abgesehen davon, dass die Welt noch nie eine derart blöde Ausrede gehört hat, ist es erstaunlich, dass die Machthaber dem Präsidenten seine Feigheiten durchgehen lassen.

Warum hat Merkel ihn nicht damit konfrontiert, dass sein Wutausbruch wegen der Gaskäufe nicht nur unbegründet, sondern auch noch mit falschen Fakten unterlegt war?

Warum hat May ihn nicht gefragt, ob er schon mit seinem Freund Johnson gefrühstückt habe?

Und warum lassen es die Berater zu, dass ein unberechenbarer, nicht vorbereiteter Egomane unbegleitet mehrere Stunden lang mit einem berechnenden, erfahrenen, faktenkennenden Egomanen allein gelassen wird?

Und warum wird die Welle der Empörung in den USA nicht stärker, nachdem er nicht nur seine Geheimdienste vorgeführt hat, sondern im Nachgang eine ganze Nation für dumm verkauft. Es muss doch dem Normalbürger der USA die Schamröte ins Gesicht treiben, wenn er merkt, dass der eigene Präsident in Helsinki das Wörtchen „nicht“ vergessen hat.

Das Problem mit Feiglingen ist, dass diese stets darum bemüht sind, diese ihre Schwäche zu vertuschen. Wie macht man das? Mit Drohgebärden natürlich.

Wer sich allerdings immer nur aufmandelt muss irgendwann auch zuschlagen. Wir kennen das alle vom Pausenhof: Irgendwann wird die Aufplusterei nicht mehr geglaubt und der Feigling hat dann nur noch zwei Möglichkeiten: Draufzuschlagen oder den Schwanz einzuziehen.

Beides ist insbesondere dann gefährlich, wenn sich der Präsident der größten Militärmacht der Erde mit diesen beiden Optionen konfrontiert sieht.

Que Díos nos coja confesados.

 

 

Erfahrung, wie langweilig!

Mein Freund und Lehrmeister, der verstorbene Anwalt Paco de Semir, hat zu meinem  Ärger oft seine Altersweisheit gegen mein jugendliches Drängen gesetzt. Er sagte dann immer:

„El diablo es más diablo por viejo que por diablo“ Wenn man weiß, dass “más” mehr heißt, und “viejo” alt, dann kann man das verstehen.

Je älter ich werde, desto mehr gefällt mir der Satz. Die Mischung aus Erfahrung und beginnender Altersweisheit macht‘s eben.

Auch wenn man noch so jung und stürmisch ist, es führt zu nichts, zu denken oder der Umwelt weiszumachen, man könne das Rad neu erfinden.

Nun ist es ja so, dass der 45. Präsident erheblich älter ist als ich und dennoch gefällt er sich in der Rolle dessen, der alles anders und natürlich besser macht, als alle seine Vorgänger zusammen.

Jetzt hat er gestern mit dem vorgestern noch Unhold seienden Kim Jong Un ein paar Minuten geplaudert und danach hat er den Weltfrieden ausgerufen. Friede, Freude, Eierkuchen.

So einfach ist es, Weltpolitik zu machen. Man fragt sich, warum es in grauer Vorzeit, Kriege, Konferenzen, Stillstand, Elend, und Friedensschlüsse gab, wenn es doch genügt, dass zwei richtige Kerle sich zusammensetzen und Tacheles reden.

Jahrhunderte mussten ins Land gehen, Diplomaten, Gelehrte, Militärs und Staatslenker mussten Erfahrungen sammeln, mussten Werkzeuge erfinden, mussten Geduld haben.

Alles Unsinn. Im Stil seiner berühmten „locker room talks“ schafft der 45. Präsident von Mann zu Mann Fakten, und verkündet sogleich der Welt, was er doch für ein dufter Typ sei.

Den Friedensnobelpreis hat er sozusagen schon in der Tasche.

Es ist ja nicht so, dass ich es nicht begrüßte, wenn die Bevölkerung Nord Koreas endlich was zu essen bekäme und wenn die Atomwaffen dort und anderswo abgeschafft würden.

Allerdings erhebt sich der Verdacht, dass der gestrige Umtrieb lediglich den Ex-Unhold aufgewertet hat, ihn aber zu rein gar nichts verpflichtet.

Natürlich ist der 45. Präsident gewählt und die Verfassung der USA stattet ihn mit umfassenden Vollmachten aus. Aber denkt er wirklich, er wisse so viel, dass er des Rates der Erfahrenen dieser Welt entraten kann?

Wie hanebüchen das Ganze ist, wie haarsträubend unprofessionell, zeigt der Satz, man müsse die Vereinbarungen von Singapur eben auch unter dem Gesichtspunkt des Immobiliengeschäftes sehen.

Wenn der Mann nicht den großen Atomknopf hätte, wenn er nicht die Macht hätte, Vereinbarungen, die lange gehalten haben, über den Haufen zu werfen, wenn er nicht der Präsident der mächtigsten Nation der Welt wäre, könnte uns das alles piepe sein.

Er ist aber der Präsident der mächtigsten Nation der Welt und das macht mir Angst.

Ceterum censeo: Wenn Europa jetzt nicht lernt, zusammenzuhalten, dann ist bald Hopfen und Malz verloren.