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Antiislamismus

Wenn Wasser nicht mehr weiter kommt oder darf, sucht es sich einen neuen Weg.

Angesichts des bedingungslosen und begründungslosen Antiislamismus in den sozialen Netzen, frage ich mich, ob dieses derzeit noch tolerierte gesellschaftliche Verhalten nicht einfach eine Ersatzhandlung für etwas ist, was man nicht mehr soll oder darf.

Ich spreche vom Antisemitismus.

Wer sich schnell im gesellschaftlichen Aus wiederfinden will, der outet sich als Antisemit. Wir müssen ja nicht so tun, als ob es diese nicht mehr gäbe, es gibt sie zu Hauf und in wachsendem Maß. Aber wenige nur geben sich als Antisemiten zu erkennen.

Sich allerdings als Antiislamist zu erkennen zu geben, wird je nachdem, in welchen Kreisen man sich bewegt, mit Applaus bedacht.

Ehen zwischen Muslimen und Christen schrecklich zu finden, blöde Witze von Bratwurst essenden und Bier trinkenden Moslems zu machen, das geht durch. Wenn man die vorgetragenen Meinungen hinterfragt, kommt bares Nichtwissen über den Islam zutage. Oft auch werden Suren des Koran zitiert, von denen alle Welt weiß, dass sie kämpferisch sind, von der muslimischen Theologie aber unterdessen ebenso eingeordnet wurden, wie das alttestamentarische „Zahn um Zahn“. Schließlich gibt es Antiislamisten, die sagen, sie hätten lange in arabischen Staaten gelebt und wüssten deshalb aus eigener Anschauung, wie böse der Islam ist.

Ich habe lange genug im evangelisch-pietistischen Unterfranken gelebt, um zu wissen, wie eine Religion zu einer menschenfeindlichen Einschüchterungsmaschine umfunktioniert werden kann. Dennoch käme ich nie auf die Idee, das Christentum als böse zu brandmarken.

Es gibt keine böse Religion, es sind wir Menschen, die sie zu bösen Zwecken missbrauchen.

Antiislamismus und Antisemitismus haben gemein, dass man sich an der fremden und unverstandenen Religion hochranken kann. Es ist ja noch nicht allzu lange her, da war es eine Katastrophe, wenn es zu einer evangelisch-katholischen Mischehe kam. Also, um wie viel „schlimmer“ ist es, jemanden in die Familie zu bekommen, dem erstmal erklärt werden muss, was es mit dem Pfingstwunder auf sich hat, der unter dem Weihnachtsbaum nicht mitsingen kann und unvermittelt einen Monat lang tagsüber weder isst noch trinkt.

Fast alle Anti-Haltungen richten sich gegen das Fremde. Vor dem Fremden hat man Angst. Deshalb wird es abgelehnt.

Viele Menschen brauchen einen Angstgegner. Es fällt mir schwer, zu verstehen, wie man Angst vor einer fremden Kultur oder einer fremden Religion haben kann. Geschieht das aus einem Gefühl der eigenen Schwäche heraus?

Was haben wir denn vom Fremden zu befürchten? Das Fremde bereichert kulturell und wirtschaftlich. Den Islam oder welche Religion auch immer zu verunglimpfen bringt gar nichts.

Und hier kommt mein „ceterum censeo“: Hetzen führt zu nichts. Wir müssen die Zugezogenen auf die bei uns geltenden Werte leiten: Gleichberechtigung, Menschenwürde, Schutz von Minderheiten, Respekt vor dem Anderen.

Aber mal ganz unter uns: Haben die jüdischen Mitbürger, die vor dem Holocaust Deutschland lebten, diese Werte nicht auch ganz selbstverständlich gelebt? Waren sie nicht integriert? Wie konnte es dann sein, dass aus dem deutschen Volk von Bildungsbürgern ein Volk wurde, das es tolerierte, dass in seinem Namen gemordet wurde?

Ich sehe Parallelen und mache mir große Sorgen um die geistige Verfassung meiner deutschen Nachbarn.

A la chose, chérie! (II)

In der Auvergne sind die Straßen steil und kurvenreich. Irgendwann standen Schorsch und ich verlassen in einem Wald an der Landstraße und versuchten, mitgenommen zu werden. Nichts half. Hände flehend falten, verzweifeltes Fallenlassen der Arme, Haare raufen, niemand hielt an. Plötzlich kam ein kleiner weißer Peugeot auf uns zugeschossen. Als klar war, dass der Fahrer die Geschwindigkeit nicht reduzieren würde, weinten wir herzergreifend. Da quietschten die Reifen auf dem Asphalt und 100 Meter weiter stand das Auto auf der Straße. Wir rafften unsere Siebensachen zusammen und rannten hin. Der Fahrer entpuppte sich als eine junge Dame, die uns mit den Worten begrüßte „Vous êtes des bonnes acteurs, quand même.“ Schorsch setzte sich nach hinten, ich saß neben ihr. Was nun geschah, ist in seiner gesamthistorischen Dimension nicht mehr nachvollziehbar. Die Dame sagte, sie sei „professeur de mathe“ und verzauberte uns durch leicht dahingeträllerten französischen Singsang. Schorsch behauptet noch heute, sie hätte ihm durch den Rückspiegel verheißungsvolle Blicke zugeworfen. Das kann allerdings nicht stimmen, denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt, beim häufigen Schalten wie zufällig mein Knie zu berühren. In der Nähe von Lyon ließ sie uns verklärt aussteigen und noch heute ist „la professeur de mathe“ als Verheißung von Nichterfülltem aber auf jeden Fall Großem in unserem Gedächtnis.

In Annecy angekommen trafen wir auf zwei engelsgleiche schwedische Schwestern, in die wir uns, la professeur de mathe“ schmählich vergessend, sofort verliebten. Wir hatten keine Chance, die einheimische Jugend war mutiger und wohl auch exotischer. Wir beschlossen, es gut sein zu lassen. Regen begann, der Sommer neigte sich seinem Ende zu und wir stellten und an die Straße, die nach Norden aus der Stadt führt und hielten den Arm raus. Schon ziemlich bald tat es einen dumpfen Schlag und ein uralter Citroën Kleinbus hielt vor uns. Hinter einer schwarzen Wolke, die aus dem Auspuff kam, erkannten wir einen würdigen Priester in Soutane, der uns sogleich half, das Gepäck zu verstauen. Er war mit einer Bande vom Sommercamp zurück nach Paris unterwegs. Es waren etwa zehn Buben, alle etwas jünger als wir. « On vous emmènera à condition que vous racontez de la vie en Allemagne ». Monsieur l’Abbé, so wurde er genannt, hatte das, was man eros pedagogico nennt: Er wollte, das seine Buben, statt Quatsch zu machen, ihren Horizont erweiterten. Ob wir je in Paris ankommen würden, war äußerst fraglich, denn bei jedem Runterschalten knallte es aus dem Auspuff. In einem Tunnel sahen wir sogar beim Knall einen Feuerschein.

Irgendwann machten wir Picknick und da fragte uns Monsieur l’Abée, ob wir Vézelay schon gesehen hätten? Wir waren natürlich schimmerlos. Nun begannen die Augen des Priesters zu leuchten. Er sprach von „un tout petit détour qui vaut la peine“ und tatsächlich, nach vielen Kurven und noch mehr Explosionen hielten wir in einem Dorf, das von einer riesigen romanischen Kirche gekrönt wurde. Wir hatten so etwas noch nicht gesehen: Eine helle, hohe romanische Kirche mit abwechseln roten und weißen Steinen in den Rippen der Gewölbe! Hier haben die Kreuzzüge begonnen. Bernard de Clairvaux hatte hier gepredigt, Philippe II vereinigte hier sein Heer mit dem von Richard Löwenherz und Thomas Becket war auch hier gewesen!

Monsieur l’Abbé war ein glühender Verehrer der Heiligen Magdalena. Reliquien der Heiligen schlugen ihn in ihren Bann. Wir und seine Buben aber stellten uns vor, wie die Kreuzritter in voller Rüstung um den Altar ritten wo ihnen der Bischof die Hostie reichte.

Vézelay ist bis heute eine meiner Lieblingskirchen. Ich werde Monsieur l’Abbé immer dankbar sein für „le tout petit détour“.

Von Paris fuhren wir mit dem Zug zurück. Zu berichten ist, dass wir uns einig waren, dass man in Speisewagen nur dann isst, wenn dieser auch rollt. Nachdem ich schon gegessen hatte, bekam Schorsch sein Mahl erst, als wir in den Bahnhof von Bar le Duc einfuhren. Wegen der Passkontrollen hatten wir dort eine halbe Stunde Aufenthalt. Aber er war standhaft. Er verspeiste sein Essen fahrend, kalt und auf deutschem Boden.

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A la chose, chérie!

Unsere Französischkenntnisse waren noch rudimentär, als mein Vetter Schorsch und ich beschlossen, einen gemeinsamen Patenonkel in Frankreich zu besuchen. Bis Paris kamen wir mit einer Mitfahrgelegenheit. Die französische Dame hatte ein deutsches Nummernschild und fuhr wie eine gesengte Sau. „Das mache in Frankreich immer so, damit die Franzosen auf die „boches“ schimpfen können“.

Als wir nachts in Paris ankamen, ließ sie uns irgendwo raus und wir legten uns unter den nächsten Busch in unsere Schlafsäcke. Im Morgengrauen weckten uns zwei Flics auf, die mit allen Anzeichen des Entsetzens klarmachten, wir könnten froh sein, mit dem Leben davongekommen zu sein. Wir waren mitten in der Stricher- und Drogenszene gelandet.

Wir packten unsere Sachen zusammen und liefen zum nahen Triumphbogen. Außen, auf einer der Bänke stellten wir den Camping Gaz Kocher auf und machten Kaffee. Mit der Blechtasse in der Hand überwand ich die Gefahren des Verkehrs auf der Place de l’Étoile, weil ich mir den Arc de Triomphe etwas näher anschauen wollte. Dort wurde ich fast verhaftet, weil die Wachhabenden dachten, ich wolle meinen Kaffee über der ewigen Flamme wärmen.

Schorsch hatte kurz vor unserer Abreise den Film „Zur Sache, Schätzchen“ gesehen und wollte unbedingt, dass ich ihn mir auch anschaute. Ich wand ein, dass wir doch gar nicht wüssten, wie der Film auf Französisch hieße. „Ist doch vollkommen klar: “A la chose, chérie“. Der Film war offenbar noch nicht synchronisiert worden, und so sahen wir uns an einem verregneten Nachmittag einen Film von Louis de Funès an, den wir nicht verstanden. Ich erinnere mich noch, dass viel Rad gefahren wurde. Danach folgten wir dem rat des Kellners auf einer Terrasse und tranken ein Pollanäre. Groß war das Erstaunen, als er zwei Gläser Paulaner Bier brachte.

Nach einigen Tagen Paris, Schwindelgefühl auf dem Eiffelturm und Enttäuschung vor der Mona Lisa (die ist ja so winzig) inbegriffen, fuhren wir mit der Bahn nach Chérence zu unserem Patenonkel. Der war aber grad in Deutschland. Immerhin erlaubte uns der Hausdrachen, unser Zelt auf dem Rasen vor dem Haus aufzubauen. Sie berichtete, dass in einer Höhle im Steilufer der Seine ein Clochard wohne. Den wollten wir uns natürlich anschauen. Als wir dessen Behausung näherkamen, griff uns ein riesiger deutscher Schäferhund mit lautem Gebell und Geknurre an. Schorsch blieb stock steif stehen und rief „ne pas, ne pas“, während ich meine Angst vor Hunden nicht zügeln konnte, und einen Salto rückwärts in den Abgrund vollführte. Ein Dornbusch fing mich auf. Schorsch war wütend, weil er mich aus den Dornen befreien musste und ich mich vor Lachen nichtmehr ein bekam. Die „ne pas Nummer“ war einfach zu komisch.

Von nun an trampten wir. Chartres, Orléans, Lyon und schließlich Annecy, wo wir beschlossen, umzukehren.

Wir hatten geübt, die Autofahrer für und einzunehmen. Durch Gesten versuchten wir den Grad unserer Verzweiflung, nicht mitgenommen zu werden, auszudrücken. Einmal hielt ein riesiger LKW und heraus sprang ein winziges Männlein. « Il ne faut pas faire la grimace, quand on n‘arrête pas », schrie er uns an. Dann verschwand er wieder in seinem Führerhaus und brauste davon. Ein andermal hielt ein englischer Kleinbus. Old Swan Boys Club stand darauf. Die etwa zehn „boys“ wollten von uns Geschichten aus dem zweiten Weltkrieg hören. Sie konnten alle britischen Generäle auswendig und hatten überhaupt kein Verständnis dafür, dass uns das Thema weder interessierte noch wir uns darin auskannten. Für uns war neu und fremd, Gleichaltrige zu treffen, die vor Nationalstolz fast platzten. (Fortsetzung folgt)

 

Brexit macht traurig.

Bis vor zwei Jahren war Großbritannien ein blühendes Land mit überproportionalem Wachstum, stabiler Währung und handlungsfähiger Regierung.

Dann haben mit Cameron und May nun schon zwei Mal Premierminister Ihrer Majestät unverantwortlich und aus politischem Eigennutz in die Kloake gegriffen. Nie dagewesene Lügen von Politikern und von Teilen der Presse haben den Wähler dazu gebracht, so abzustimmen, dass das Land nun geschwächt, gespalten, lächerlich und richtungslos vor der Welt dasteht.

Und dann brennt auch noch ein Hochhaus ab und die Regierungschefin macht alles, um dieses Unglück zum Symbol ihrer mangelnden Empathie und der Lage des Landes werden zu lassen.

Der Brexit ist natürlich eine Scheidung, und bei diesen Vorgängen kommen nun wahrlich nicht die edelsten Eigenschaften der Menschen zum Vorschein. Das ist bei Scheidungen zwischen Menschen schon schlimm und folgenschwer genug. Bei Scheidungen zwischen Staaten, sind alle Beteiligten gut beraten, so freundlich und fair, wie nur irgend möglich, miteinander umzugehen.

Das Problem des schwächelnden vereinigten Königreichs ist ja das, dass dort, wo ein Staat eine Machtposition nichtmehr ausfüllen kann, ein anderer nachrückt. Wer das sein wird, weiß derzeit niemand.

Sicher ist nur, dass Großbritannien für Europa schon immer sehr wichtig war und dies natürlich weiterhin ist. Wir erinnern uns alle aus dem Geschichtsunterricht daran, dass es britische Politik über Jahrhunderte war, in Europa ausgleichend zu wirken. Ohne die Beharrlichkeit des britischen Volkes, das hierin Winston Churchill gefolgt ist, wäre der zweite Weltkrieg womöglich anders ausgegangen. Was dann passiert wäre, kann man sich gar nicht schrecklich genug vorstellen.

Die Scheidung von Großbritannien ist gerade für meine Generation so schmerzlich, weil unsere „Menschwerdung“ ohne GB und London sicherlich ganz anders verlaufen wäre. Wer von uns verdankt der Unbekümmertheit der Jugend Europas, die sich im Sommer auf dem Piccadilly Circus traf, nicht den entscheidenden Impuls zur eigenen Emanzipation? Was wären unsere jungen Jahre ohne die Beatles, ohne die Stones, ohne Rod Steward und ohne Jethro Tull? Zwar trugen wir Jeans, aber alles andere was wir anzogen, war in der Carnaby Street kreiert worden. Wer von uns hätte nicht die entscheidenden Impulse in den Theatern am Haymarket, Strand oder in Soho genossen? Schon allein deshalb, weil es in Deutschland damals überhaupt nichts Vergleichbares gab. Was dort geboten wurde, war nicht elitäre Hochkultur, sondern hohe Gebrauchskultur, pars pro toto: Andrew Lloyds Webber.

Nun erleben zu müssen, dass ein für Europa so wichtiger Partner nicht nur weggeht, sondern dabei auch noch taumelt, macht mich nicht nur betrübt, sondern in erster Linie besorgt.

Wo soll das hinführen, wenn das Unterhaus ein Tummelplatz verantwortungsloser Ehrgeizlinge wird?

Wo soll das hinführen, wenn im Wahlkampf eine Premierministerin den Gedanken auch nur zulässt, die Grundrechte einzuschränken?

Wo soll das hinführen, wenn in einer Demokratie die Lüge zum legitimen Mittel der Auseinandersetzung erhoben wird?

Wo soll das hinführen, wenn Politiker ihre Entscheidungen zuerst danach abklopfen, ob sie ihnen persönlich nutzen?

Heute sollen die Brexit Verhandlungen in Brüssel beginnen. Wie man hört, hat die EU Seite das vergangene Jahr dazu genutzt, sich vorzubereiten. Downing Street hat diese Zeit verplempert, so dass es am Ende sogar einleuchtend erschien, wenn die Regierungschefin meinte, keine Einigung sei besser als eine schlechte Einigung.

Winston Churchil, der sich gerade intensiv im Grabe umdreht, hat einmal das Folgende gesagt:

„Perhaps it is better to be irresponsible and right than resonsible and wrong.“

Heute würde er sagen: „Those fellows are irresonsible and wrong“.

Und Sir Winston hat noch etwas gesagt:

„We hope to see a Europe where men of every country will think of being a European as of belonging to their native land, and wherever they go in this wide domain will truly feel, „Here I am an home.“

Angesichts der Lage macht dieser Satz richtig traurig.

Glückliche 6000 Jahre

In der Süddeutschen vom 22.4.2017 wurde ein Artikel publiziert, der die Diskrepanz zwischen US Forschern und US Christen darstellt.

Man muss sich das mal reinziehen: 30.000.000 (in Worten: Dreißig Millionen) Amis glauben, dass die Erde genauso erschaffen wurde, wie es in der Bibel steht.

Beweis: (Finger auf die Bibel) Da steht‘s doch!

Der göttliche Prozess des Erschaffens begann vor 6000 Jahren und dauerte sechs Tage und keinen Moment länger. Nun ist Gott in erster Linie ein vom reformatorischen Arbeitsethos geprägtes Wesen: Wenn er am Samstagabend noch nicht fertig gewesen wäre, hätte er am Sonntag niemals ruhen können, nix da, mit der südlichen „mañana Mentalität“.

Wem das nicht Beweis genug ist, der sei an die Chinesen erinnert: Die wussten vor 6000 Jahren nichts von Gott und das tun sie zum großen Teil heute noch nicht. Dennoch sind sie alle so geschaffen worden, wie es in der Bibel steht. Okay, mit Schlitzaugen zwar, aber das weiß sogar jeder evangelikale Farmer: „Nach hinten fällt der Bulle ab!“

Evolution wird ja bis heute insbesondere von WASPS (white anglo-saxon protestants) geleugnet, weil sie unangenehmerweise suggeriert, man könne nicht nur vom Affen, sondern, fast schlimmer noch, vom Neger abzustammen. Die Leugnung jeglicher Evolution macht es erst möglich zwischen großartigen (awsome) weißen Menschen und – naja – eben Menschen anderer Hautfarbe zu unterscheiden.

Dabei würde die menschgemachte Klimakatastrophe doch so gut in das Welt- und Sündenbild der Evangelikalen passen:

Erbsünde entstand durch Evas Biss in den Apfel. Für so was sind dann Frauen als Protagonisten grad recht. Der Dinosaurier, der bis dahin zahm an Evchen Seite gelebt hatte, wurde durch den Biss in den Apfel zum Fleischfresser. Im deutschen Besinnungsaufsatz hätte mein Lehrer hier mit roter Tinte „Bezug?“ an den Rand geschrieben.

Der Untergang Roms mit gleichzeitigem Aufstieg der Germanen? Ist doch so klar wie der Sieg Deutschlands über das sündige Frankreich 1871. Gott straft den Zügellosen und lohnt des Helden Zucht.

AIDS? Gottes Strafe für Tohuwa Popohu.

Warum ist der Klimawandel nicht Strafe Gottes? Die Ausbeutung der Natur, die Ausbeutung der Welt nach dem Kosten-Nutzen Prinzip, Krieg um Erdöl, Abholzung des Regenwaldes, das sind doch alles menschgemachte Fehlleistungen, oder?.

Seht her, so schnell kann es gehen, dass man falsch denkt: Der Klimawandel kann keine Strafe Gottes sein, weil es ihn gar nicht gibt.

Ich aber auch!

Ich bin wirklich bestürzt, wie die bodenlose Blöd- und Verbohrtheit einiger Christen die ganze Mannschaft in Misskredit bringt, so wie es mich erbost, dass die kriminellen Hassprediger es fertiggebracht haben, den gesamten Islam unter Generalverdacht zu stellen.

Es ist ja schön, einen Glauben zu haben. Das ist eine individuelle Entscheidung. Ich finde aber, es ist keine individuelle Entscheidung mehr, deshalb gleich das gesamte Hirn abzuschalten.

Fundamentalisten gab es schon immer. Nun aber haben diese Fundamentalisten einen 45. Präsidenten gewählt. Der lebt zwar nach allen Messlatten ihres Glaubens vollkommen gottlos, zumal sündig in dritter Ehe und durch Nadelöhre passt der schon mal gleich gar nicht!

Das macht aber nix, denn er leugnet die Erderwärmung.

SANCTA, meinetwegen

SIMPLICITAS aber sicher!

 

 

 

Menschenwürde. Das Recht auf Unvorhersehbarkeit.

Das Gute an den Verwandtenbesuchen über Ostern ist, dass man auf diese Weise freiwillig Menschen trifft, die man sonst nur auf Beerdigungen sieht. Es wird sich noch etwas hinziehen, bis ich alles verarbeitet habe, was ich in Thüngen, wo meine Mutter herkommt, mit Freunden und Verwandten besprochen habe, hier erstmal Eines:

Wir sprachen über Menschenrechte und überlegten, ob das Klonen von Menschen mit der Würde desselben vereinbar sei. Der Bauch sagt natürlich unreflektiert vehement „nein“, auch wenn es irgendwie faszinierend klingt, wenn man sich durch einen Klon ein seelenloses Ersatzteillager an Organen anschaffen kann. Seelenlos deshalb, weil ich natürlich zunächst davon ausgehe, dass alle Menschen Geschöpfe Gottes sind. Ein nicht von Gott geschaffener Mensch ist deshalb per definitionem „seelenlos“.

Das wäre im Lichte der Menschenrechte erstmal unerheblich, denn die Menschenwürde ist losgelöst von jeglichem Credo in unsere Verfassung gekommen. Christen, Buddhisten, Juden, Moslems, Atheisten und Hindus, die Würde aller Menschen ist unantastbar. Deshalb war es mit interessant, die Frage zu diskutieren, ob man einen Menschen klonen darf, ganz unabhängig davon, ob ein Mensch das Geschöpf Gottes ist oder nicht.

Ich sagte, einen Menschen dürfe man schon deshalb nicht klonen, weil dann ein gengleicher künstlicher Mensch entstünde, der allerdings nicht gleich bliebe, weil die Umstände des Lebens, das zu leben ihn trifft, nicht die nämlichen sein werden, die die „Klonmutter“ treffen oder getroffen haben. Sie werden also nie gleich sein. Hinzu kommt, dass auch ein Mensch, der unter Missachtung der Menschenwürde geschaffen wird, natürlich Anspruch auf Menschenwürde hat, er kann also niemals als Ersatzteillager gebraucht und missbraucht werden.

Darüber hinaus ermangelt es dem geklonten Leben einer Eigenschaft, die mir nachhaltig zu denken gibt: Ein Mensch kann nur dann im Sinne der Menschenwürde geschaffen werden, wenn dies zufällig geschieht. Das Zusammentreffen von Samenzelle und Eizelle muss notgedrungen zufällig sein, die Züchtung von Menschen ist rechtswidrig.

Nun ist es ja nicht so, dass unser Leben einfach wäre.

Darum: Und was ist mit der in vitrio Fertilisation? Das ist ja nun alles andere als zufällig. Da gilt der Wille des Paares, das sich Nachkommen wünscht, mehr als das Recht des Ungeborenen auf Zufälligkeit. Alles, was darüber hinausgeht, ist aber deutlich mit der Würde des Menschen nicht vereinbar, also natürlich auch der Versuch, den „idealen“ Germanen zu schaffen, selbst dann, wenn unter Umständen die beteiligten Hitlerjungen und BdM Maiden einverstanden gewesen sein sollten.

Stellen wir uns nur kurz vor, die Zufälligkeit, das Unvorhersehbare wäre plötzlich nicht mehr Teil unseres Lebens: Glück, Unglück, Lebensweg, Partnerwahl und natürlich der eigene Tod wären bekannt und veröffentlicht. Vorzüge hätte das natürlich schon: endlich wäre der Urlaub so planbar, dass man zu Onkel Fridolins Beerdigung grad noch rechtzeitig von den Seychellen zurückkäme. Das gewählte Beispiel zeigt, wie absurd das alles ist, und zeigt auch, welch hohes Gut die Nichtvorhersehbarkeit unseres Lebensweges ist.

Friedrich II, der Staufer, hatte in schon fortgeschrittenem Alter eine Wahrsagerin befragt, die ihm mitteilte, er werde an einem blumigen Ort sterben. Daraufhin beschloss der Listige, der sein ganzes Leben damit zugebracht hatte, Konventionen, Gesetzmäßigkeiten und überkommene Ethik über den Haufen zu werfen, diesmal den Tod zu überlisten und mied „hinfort“ die Stadt Florenz.

Er starb im Castell Florenti

Gegen die Islamhetze

Immer häufiger findet man in den sozialen Medien Aufrufe, sich gegen den Islam zu stellen. Das sei eine verbrecherische, mörderische und rückwärtsgewandte Religion. Autoren, die in Ländern mit mehrheitlich moslemischer Bevölkerung gelebt haben, berichten von Steinigungen, Auspeitschungen, Zensur und Hinrichtungen.

Und sie haben ja Recht, sowas gibt es tatsächlich in Staaten, in denen der Islam Mehrheits- oder Staatsreligion ist.

Das kann aber niemanden verwundern, denn keiner dieser Staaten ist eine Demokratie oder ein Rechtsstaat.

Der Mensch ist schlecht, wenn man ihn lässt. In Deutschland hat man zwischen 1933 und 1945 gesehen, wie innerhalb kürzester Zeit alle Bande frommer Scheu abfielen und der Staat mit Wissen und Duldung seiner Bevölkerung Juden, Schwule, Behinderte und sogenannte Gewohnheitsverbrecher umgebracht hat.

Im demokratischen Deutschland leben etwa 4,5 Millionen Moslems. Kommt es hier zu Steinigungen, Auspeitschungen etc?

Natürlich gäbe es diese Barbareien auch in Deutschland, wenn man die Leute nur ließe. Ich erinnere mich an den Fall eines Sittlichkeitsverbrechers in meiner fränkischen Heimat in den 60er Jahren. Einhellige Meinung vor dem Landgericht: „Zwirnt na nauf!“

Und die wütende Volksseele hätte das auch getan, aber da war der Rechtsstaat in Form der Polizei vor.

Mein Freund Heiner Süselbeck hat neulich gesagt, wir hätten bereits ein Islamgesetz, es hieße allerdings Grundgesetz.

Wer den Islam bei uns verteufelt, tut der Demokratie einen Bärendienst, weil er so die Moslems in eine Schmollecke drängt, wo diese Menschen alles werden außer integriert. Dort, in der Wegwendung von der Gesellschaft, entstehen dann Radikalisierungen und junge Menschen entschließen sich, sich dem Terror zuzuwenden, den ein Islam, der zu politischen Zwecken missbraucht wird, predigt.

Die unbestreitbaren Auswüchse und Widerwärtigkeiten, die im Namen des Propheten geschehen, können nur dort wachsen und gedeihen, wo Demokratie ein Fremdwort ist.

Ich will in keiner Weise behaupten, die Integration unserer muslimischen Mitbürger sei eine einfache Sache. Fehler und Widerstände auf beiden Seiten erschweren das seit Jahrzehnten.

Seien wir doch einfach etwas demütiger, denn im Namen unseres christlichen Gottes wurden auch Kriege geführt, Unschuldige verbrannt und von Staats wegen systematisch Unrecht begangen.

Halten wir an den Werten unserer europäischen Demokratien fest, bewahren und stärken wir sie. Dann haben weder missbrauchte Religionen noch verbrecherische Ideologien auf die Dauer bei uns eine Chance.

 

Islamgesetz

In der CDU denkt man über ein Islamgesetz nach.

Das ist kein Wahlkampfgetöse, das ist höchstens Wahlkampfgeraschel, denn jedem Juristen ist klar, dass es fast unmöglich sein wird, ein Islamgesetz zu erlassen, das nicht die Verfassung verletzen würde.

Jeder versteht, dass ein Gesetz, dass nur diejenigen betrifft, die Schultze heißen, elementar gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstoßen würde. So ähnlich wäre es mit dem Islamgesetz.

Dennoch lohnt es, in dieser Richtung weiter zu denken.

In meiner Jugend gab es die beiden großen christlichen Kirchen und einige versprengte winzige Minderheiten, die demoskopisch überhaupt keine Rolle spielten. Hinzu kam, dass beide Kirchen durch Verträge mit dem Staat gleichbehandelt wurden, ich verweise auf die Kirchensteuer, die durch das Finanzamt einkassiert wird.

Ich hielt bisher immer dieses deutsche Sondergut für einen eklatanten Einbruch in das Prinzip der Trennung von Staat und Kirche, aber selbst ich bin lernfähig.

Die Situation hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend geändert. Es gibt eben nicht mehr nur die beiden christlichen Kirchen. Durch millionenfachen Zuzug aus dem Ausland sind dringend benötigte Arbeitnehmer ins Land gekommen, die zu einem erheblichen Teil dem Islam anhängen. Das ist uns Mitteleuropäern eine vollkommen fremde Religion und deshalb verhalten wir uns so, wie die Soziologie es lehrt: Das Fremde und Neue wird erstmal abgelehnt. Übrigens auch dann, wenn das Fremde schon nichtmehr ganz so neu ist.

Das ist gesamtgesellschaftlich gesehen ein besorgniserregend falsches Verhalten. Der Islam ist nun mal in Deutschland angekommen und da nützt keine Ablehnung, Hass schon mal gar nicht, vielmehr müssen wir uns mit dem Islam befassen.

Und da stellen wir fest, dass sich die Moscheen weder selbst finanzieren noch von Seelsorgern geleitet werden, die Wurzeln in der deutschen Gesellschaft haben. Grob gesagt, schickt und bezahlt die Imame der türkische Staat und die Moscheen finanziert der Petrodollar.

Wer zahlt, schafft an. Und so muss es nicht verwundern, wenn in den islamischen Gotteshäusern nicht auf Deutsch gepredigt wird und es immer wieder zu Hassparolen kommt, mit denen die Gläubigen nicht unbedingt integrationsfähiger werden.

Es muss ein Religionsgesetz her, das für alle Religionen gilt. Darin sollte stehen:

  1. Aus den jeweiligen Heiligen Schriften kann in jedweder Sprache gelesen werden, aber die Predigten werden in deutscher Sprache gehalten.
  2. Die Seelsorger werden in der Regel in Deutschland ausgebildet. Wurden sie im Ausland ausgebildet, haben sie sich einer Sprach- und Eignungsprüfung zu unterziehen.
  3. Jede Religionsgemeinschaft finanziert sich aus den Mitteln ihrer Mitglieder. Das Finanzamt kann, wenn das gewollt ist, Hilfe beim Einzug leisten.
  4. Spenden werden offengelegt.
  5. Alle Religionsgemeinschaften müssen die Werte des Grundgesetzes vorbehaltlos unterstützen.

Wir sollten Schluss machen mit dem Nachdenken über Islamgesetze. Wir müssen aber auch dringend Schluss machen mit der Dämonisierung des Islam, gleichzeitig aber unmissverständlich klarmachen, dass die Freiheit der Religionsausübung nur dann gewährleistet ist, wenn die Werte unserer Demokratie respektiert werden.

Pour l’honneur de la France!

Mein Bruder hat schon gegen alles demonstriert, jetzt aber demonstriert er für etwas, für Europa. Offenbar ist die Erfahrung, für etwas zu sein, erheblich glückhafter, als gegen etwas zu sein. Und es ist witziger, sagt er.

Dass das stimmt, beweist diese Geschichte, die meine Schwester am vergangenen Sonntag auf dem Gendarmenmarkt erlebt hat.

Europafahnen werden geschwenkt und verschiedene, mehr oder weniger bewegende Redner stehen am Mikrophon. Dann wir angekündigt, ein Paar werde von den Fährnissen der Integration in Europa berichten.

Vorne steht nun ein Mann mittleren Alters, der sagt, er komme aus Mecklenburg und er habe ein Jahr nach dem Mauerfall eine Französin geheiratet. „Weitere Intimitäten aus unserer Familie wird nun meine Frau berichten.“

Diese beginnt mit „Bon jour, Berlin!“. Da hat sie den Platz schon in die Tasche gesteckt, ihren französischen Akzent lieben alle und applaudieren entsprechend.

„Vor siebenundszwanzisch Jahren fand das erste Treffen zwischèn meine Eltèrn und denen meines Mannès statt. Isch war sèhr besorgte.“ Der Platz lacht.

„Meine Eltèrn wussten nischt, dass man in der DDR nackt badete. Für meine Eltèrn, Bandanzug de rigeur. Nur in Saint Tropez und Antibes gab es oben ohne. Aber das machten nur die Teutons, dégueulasse!

Wir fuhren an einen sèhr schönnen See in Mecklembourg. Mein Schwiegervatèr zog sich aus und lief ins Wassèr. Meine Eltèrn waren entsetzt. Un ange passait, es war einige Sekundèn vollkommen still. Isch war überzeugt, dass isch meinèn Pètèr nie würde heiraten könnèn. Dann: mon père zog aus die Badehosè. Totalement nu! Er rief laut <pour l‘honneur de la France!> und sprang ins Wasser. Maman zögerte kurz, dann wand sie dem Oberteil um die Kopf, rief <Pour la liberté de la femme française!> und folgte ihrem Mann. Beide sèhr conservateurs. Isch konnte mein Pètèr heiraten. Et voilá, das ist für misch L’Europe.“

Beifall brandete auf und wollte gar nicht wieder enden. Sektflaschen wurden geköpft und im Zeichen der überflüssigen Badehose fand eine allgemeine Verbrüderung auf dem Gendarmenmarkt statt.

Nicht umsonst heißt es in der Ode „An die Freude“, die es immerhin zur Europahymne gebracht hat:

Deine Zauber binden wieder

Was die Mode streng geteilt

Alle Menschen werden Brüder

Wo dein sanfter Flügel weilt

Verfassungsrecht für Flüchtlinge IX

Nun waren einmal mehr afghanische Flüchtlinge dran und damit gewann der Gleichbehandlungsgrundsatz enorme Bedeutung.

An der Universität lernt man, dass es Verfassungsnorm ist, Gleiches gleich und Ungleiches ungleich behandelt werden muss. So weit so gut und auch so theoretisch.

Jedermann versteht, dass ein Mensch ein Mensch ist und jedermann versteht, dass ein Krieg ein Krieg ist. Nur, wenn man Afghane ist, erlebt man an der eigenen Haut, dass ein Mensch aus Syrien anders behandelt wird als ein Mensch aus Afghanistan, weil in Syrien Krieg herrscht und in Afghanistan auch Krieg herrscht.

Die güldenen Worte des Grundgesetzes klingen in den Ohren von Afghanen wie blanker Hohn. Zwei Männer, die für die Amerikaner als Dolmetscher gearbeitet haben, berichten, sie hätten doch genau für die Ziele wie Demokratie und Rechtsstaat gearbeitet. Nun hätten sie fliehen müssen und das demokratische und rechtsstaatliche Land in das sie geflohen seien, zeige ihnen die kalte Schulter.

Es nützt da herzlich wenig, wenn ich erkläre, jede Regierung habe einen Gestaltungsspielraum, der es ihr erlaube autonom zu entscheiden, was ein sicheres Herkunftsland sei und was nicht. Da lachen die Afghanen sardonisch und ziehen eine Liste mit all den nahen Verwandten aus der Tasche, die in den vergangenen Monaten getötet worden sind.

Dass unter Umständen ein Gericht einmal entscheiden wird, dass Afghanistan doch kein sicheres Herkunftsland ist, lässt diese Menschen natürlich eher kalt und ist nicht dazu geeignet, ihr Vertrauen in einen funktionierenden Rechtsstaat zu vermehren.

Man muss sich das vorstellen: „Wir waren in einem Camp in Mazedonien, etwa 1000 Syrer und 50 Afghanen. Dort haben uns Helfer des Roten Kreuzes aus Deutschland gesagt, wir sollten unter keinen Umständen in Mazedonien bleiben. Sie haben geraten, nach Deutschland zu kommen, da sei alles viel besser. Das stimmt ja auch, aber von uns Afghanen hat nicht einer Asyl bekommen und von den Syriern alle.“

Ich habe ihnen erklärt, dass unter der derzeitigen Rechtslange eine Abschiebung nur dann verhindert werden kann, wenn man eine konkrete Gefährdung für Leib und Leben im Herkunftsland nachweisen könne.

Was denn das sei? Zum Beispiel gelte, als Dolmetscher für eine fremde Macht gearbeitet zu haben und nun in Afghanistan als Volksfeind betrachtet zu werden, lediglich als abstrakte Gefahr und sei kein Abschiebungshindernis, wurde ich belehrt.

Ich saß mitten drin in der Bredouille, denn sie hatten ja Recht, wenn sie mir vorwarfen, ihnen hier vom Pferd zu erzählen, denn für sie wären die Freiheiten und Rechte der Demokratie offenbar nicht anwendbar.

Ich suchte nach einem Befreiungsschlag, der die Absurdität ihrer Lage beleuchtet und der gleichzeitig ein homerisches Lachen provoziert. Es hätte auch schiefgehen können, aber ich hatte Glück, als ich in meine alte Trickkiste griff:

“Sie können natürlich immer sagen, sie seien homosexuell, darauf steht in Afghanistan die Todesstrafe. Homosexuell zu sein, ist in der Regel ein Abschiebungshindernis.“

„How could I prove it“ fragte einer der Dolmetscher grinsend.

„Rape the judge“ antwortete ich, und plötzlich war die Spannung draußen. Die Absurdität meiner Antwort ging einher mit der Absurdität ihrer Lage. Ich konnte diese nicht ändern, aber wir konnten gemeinsam lachen.