Auf halbem Weg zwischen Viterbo und Rom liegt links auf einem Hügel sehr malerisch das Städtchen Sutri. Im Tal befindet sich ein altes Mitras Heiligtum, das heute zu einem Marien-Heiligtum umgewidmet ist. Man verehrt jetzt die Madonna del Parto.
Wer die Karte von Sutri näher studiert, stößt dort auf Unerwartetes, ja Unerhörtes: Es gibt eine Piazza Bamberg. Dort wird Markt abgehalten, von Obst und Gemüse über Unterhosen und echten Gucci Taschen bis zu Fisch bekommt man alles auf der Piazza Bamberg.
Was war da passiert?
Das Dilemma der deutschen Könige des Mittelalters war stets, dass sie die Würde des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nur durch den Papst in Rom erhalten konnten. Und so machte sich auf auch Heinrich der Dritte mit Agnes seinem vertrauten Weibe, auf dass sie sich krönen ließen in Rom, dem „caput mundi“.
Auf dem Weg dorthin stellte Heinrich fest, dass in der Kirche ein heilloses Durcheinander herrschte: Man hatte drei Päpste, Benedikt IX, Gregor VI und Silvester II. Heinrich III berief eine Synode nach Sutri ein, die alle drei Päpste absetzte. Silvester war offenbar so unbedeutend, dass man ihn mit ein paar Ohrgeigen versehen zurück in sein Bistum Sabina schickte, Gregor wurde nach Deutschland verbannt, nachdem er gestanden hatte, Benedikt mit viel Geld wenn schon nicht zum Rücktritt, so doch dazu gebracht zu haben, dass er auf die Ausübung des Amtes verzichtete. Wohin er mitsamt des Geldes verschwunden war, konnte nicht festgestellt werden.
Heinrich III aber brauchte nun einen neuen Papst. Er bot dem mitreisenden Bischof Adalbert von Bremen den Posten an. Der lehnte dankend ab und meinte, er wüsste da wen, der machert‘s, den Bischof Suitger von Bamberg. Und so ward in Sutri ein Bamberger Bischof zum Papst gewählt, der sich fortan Clemens II nannte und auch brav ein paar Tage später Heinrich III in Rom zum Kaiser krönte.
Ein knappes Jahr später war Clemens II mausetot. Sein Nachfolger wurde der plötzlich wieder aufgetauchte Benedikt IX, der eigentlich Benedikt der Neunte, der Zehnte und der Elfte heißen müsste, denn er wurde insgesamt drei Mal zum Papst gewählt. Diesmal konnte er sich allerdings nur ein Jahr lang halten, dann wurde er von Heinrich III, der mit Krieg drohte, erneut abgesetzt. Sein Nachfolger war der Bischof von Brixen, der auf den schönen Namen Poppo hörte. Kein Wunder, dass er als Papst den Namen Damasus II annahm.
Was aber passierte mit unserem Clemens? Nun man packte ihn in einen Bleisarg und brachte ihn nach Bamberg, wo er seither zum Stolz der Bamberger beiträgt, denn siehe, sie haben neben Rauchbier auch das einzige Papstgrab nördlich der Alpen. Der Sarkophag ist im Westchor zu besichtigen, also etwas hinter dem Epitaph von Onkel Anton Rotenhan.
Ich erinnere mich daran, dass in den 50er Jahren meine Großmutter aus dem Fränkischen Tag vorlas, man habe das Papstgrab geöffnet und in den darin liegenden Knochen alles Mögliche gefunden, was da nicht hineingehört, kurz, er sei vergiftet worden.
Ob’s wahr ist, ist eh schon wurscht, denn die Bamberger haben einen toten Papst und Sutriner eine Piazza Bamberg.
Pech für Bremen, die haben nur Werder.