Der Hradschin atmet wieder

Ob Karel Schwarzenberg ein guter Präsident der tschechischen Republik geworden wäre, weiß niemand, denn er wurde nicht gewählt. Gewonnen hat die Wahl im Jahr 2013 Miloš Zeman, ein Politiker, der noch stark mit dem früheren System verbandelt war. Vor ihm war zehn Jahre lang Václav Klaus Staatspräsident, der durch wertekonservative Sprüche von sich reden machte. Ausgerechnet, als sich die Tschechen mit Freude in die EU zu integrieren begannen, lästerte er über den Brüsseler Dirigismus. Den aus Moskau hatte er vorher offenbar klaglos überstanden. Als Zeman zu seinem Nachfolger gewählt wurde und sogar zu einer zweiten Amtszeit durch das Volk berufen wurde, haute der in genau diese Kerbe, fand Europa doof und flirtete lieber mit Moskau, Peking und, wie auch nicht, mit Budapest.

Beide Präsidenten waren die falschen Männer auf diesem Posten und das für zwanzig Jahre. So war muss ein Land erstmal aushalten. Man fragt sich, was das tschechische Wahlvolk geritten hat, in vier aufeinanderfolgenden Präsidialwahlen derart in die Kloschüssel zu greifen. Václav Klaus, der sich nicht zu schade ist, auf AfD Veranstaltungen aufzutreten und Miloš Zeman waren spürbare Hemmschuhe für die nach Europa strebende tschechische Republik.

Nun sitzt seit gestern ein neuer Präsident in der Prager Burg, Petr Pavel. Er ist Soldat und begann seine Karriere in der Armee der CSSR. Er war Mitglied der kommunistischen Partei und dennoch gelang es ihm nach der Wende in der NATO eine beispielhafte Karriere. Das war auch dem Umstand geschuldet, dass er im Jugoslawien-Krieg eine französische Einheit vor der Umzingelung und Vernichtung rettete.

Pavel hat genügend internationale Erfahrung, als dass der Verdacht aufkommen könnte, er dumpfbrumsele wie seine Vorgänger für nationalistische Engstirnigkeit.

Von ihm kann man erwarten, eine weitere Stimme für die Weiterentwicklung der EU und der Hilfe für die Ukraine zu sein. Mit ihm wir Europa und die Welt den Präsidenten auf dem Hradschin endlich ernst zu nehmen.

Nachdem die Tschechen diesen grässlichen Babiš losgeworden sind atmen nun mit  Petr Pavel als Bewohner die geschichtsgewohnten Mauern der Burg über Prag auf.

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