Zaster für alle – Arbeit für alle!

Das mit dem Bürgergeld ist so eine Sache, denn von Sozialpolitik verstehen ja nur die Wenigsten wirklich etwas.

Ich sehe mich außerstande, beurteilen zu können, ob das Bürgergeld wirklich dazu führen wird, dass viele finden, nichts zu arbeiten sei lohnender als in die Hände zu spucken.

Ich befürchte, dass da viel Sozialneid und viel Vorurteil im Spiel sind.

Was ich weiß, ist, dass in meiner Jugend ganz viele meiner Altersgenossen keinen Beruf erlernt haben, weil man als Hilfsarbeiter aus dem Stand mehr verdiente als jeder Lehrling. Dass es dann später nicht mehr wurde, war eben die „Spatz in der Hand – Mentalität“ von damals. Gleich eine Kreidler Florett unter den Hintern zu bekommen, war ein begehrenswertes Ziel und sich vom Meister anscheißen, ja gar ohrfeigen zu lassen, war auch nicht wirklich ein Fröhlichmacher.

Einen Anreiz zu geben, einen Beruf zu erlernen, das fände ich gut. In die Jugend zu investieren, passt immer.

Ein Fragezeichen ist bei den Erwachsenen zu setzen. Hier hat Hartz IV ja schon genügend Anreiz geboten, den Sozialstaat zu hintergehen: Vormittags Schlage stehen für Staatsknete und Nachmittags schwarz Taxi fahren. Es sage niemand, das sei nicht vorgekommen, ganz zu schweigen vom Arbeitslosen, der im Ferrari vor dem Job-Center vorfuhr.

Einzelfälle ich weiß. Dennoch sehe ich mit endlosem Bedauern Menschen, die mit der Bierflasche in der Hand mit müd gewordenem Blick, wie der Rilke’sche Panther durch die Straßen Berlins wanken. Denen hilft auch kein Bürgergeld mehr. Denen hat die Gesellschaft schon lange den Schneid abgekauft und sei es – quia absurdum – weil man ihnen nie einen Anreiz zum Arbeiten gegeben hat.

Der Mensch realisiert sich durch Arbeit, egal ob Arbeit mit dem Hirn oder Arbeit mit der Hand. Wenn die Verhältnisse so sind, dass junge Menschen den primären, den materiellen Sinn der Arbeit nicht mehr erkennen können, machen wir irgendetwas falsch.

Und wenn wir schon mal dabei sind, darüber nachzudenken, was falsch läuft, dann müssen wir dringend auch an die jungen Menschen denken, die in Notunterkünften, Containern oder Turnhallen bei uns wohnen und denen man das Arbeiten verbietet.

Auch wenn ich meine Phantasie noch so sehr anstrenge, wenn ich mein politisches Verständnis noch so sehr auf verständnisvoll stelle, es geht mir nicht in den Kopf, warum man diesen Mitmenschen das Arbeiten verbietet und sie stattdessen mit Geld aus dem Job-Center alimentiert. Nachdem die Geflüchteten – von woher auch immer – einen ersten Rudimentärsprachkurs hinter sich gebracht haben, müssen sie arbeiten können.

Als ich vor 52 Jahren bei Kugelfischer in Ebern am Fließband gearbeitet habe, hatte ich neben mir Kollegen aus Jugoslawien und Spanien, die fast kein Wort Deutsch konnten. Ja und? Sie fühlten sich nützlich, konnten von ihrer Hände Arbeit leben, zahlten in die Rentenkasse ein und Steuern haben sie auch noch berappt.

Erkläre mir einer, weshalb das bei jungen Menschen aus Syrien und Afghanistan nicht gehen soll.

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