Was im übrigen Deutschland Hausschuhe oder Puschen heißt, wird in Franken Dabbn genannt. Leicht zu verstehen, weil man in solchen Schuhen herumtappt, rumdabbd.
Allein schon das Wort suggerierte, dass es sich um ein Utensil handelt, das sich der Vornehmheit entzog. Ich habe meine Großeltern oder Eltern nie in Hausschuhen, geschweige denn Dabbn gesehen.
Ich glaube, wir Kinder hatten auch keine Hausschuhe, mit dem Erfolg, dass, wenn wir im Winter in den dunklen Gängen Verstecken spielten, dies „strümpfich“ geschah und wir die ganze kalte Jahreszeit mit Rotznasen herumliefen.
Dabei wünschte ich mir nichts sehnlicher als Dabbn. Es gab knöchelhohe in beige gehalten, die ein dunkelbraunes Gittermuster überzog. Genau die wollte ich und genau die fand unsere Mutter besonders unmöglich, weil darin die Bauern, der Schmied, der Kaufmann, der Wirt, der Postbote, der Bäcker, der Schuster und der Schreiner nach Feierabend vor der Haustür standen, ja schlimmer noch, damit durchs Dorf „dabbten“.
Alle meine Freunde hatten solche Dabbn, ihre Eltern sowieso. Es gab sie für billiges Geld beim „Schmiddla“, dem Schuhhaus Valentin Schmitt in Ebern zu kaufen. Es wäre ein Leichtes gewesen, meinen Wunsch zu erfüllen, aber nein, an gewissen Regeln der Ästhetik, des Anstands und der Vornehmheit hielt meine Mutter eisern fest.
Später, als ich in Spanien lebte, brauchte ich natürlich keine Hausschuhe, es war da so warm, da hätte ich sogar „strümpfich“ Versteck im Dunkeln spielen können.
Nun wohne ich in Berlin, sogar im Ostteil der Stadt, was man daran merkt, dass die Besucher an der Haustür die Schuhe ausziehen. Begründung: In der DDR Zeit seien die Bodenbelege so schlecht gewesen, dass man sie mit Straßenschuhen nicht malträtieren konnte.
Nun, ich habe mich bisher an die Vorhalte meiner Mutter gehalten und des Ankaufs von Hausschuhen entraten.
Bis heute.
Wer ist schuld? „El puto Putin“, wer sonst?
Wir haben beschlossen nicht zu heizen. Leider haben das unsere Nachbarn auch beschlossen. Früher waren die Wände zu den Wohnungen immer warm. Dennoch halten wir daran fest, den Thermostat nicht klicken zu lassen. Dabei haben wir festgestellt, dass man mit kalten Füssen noch mehr friert als eh schon.
Drum haben wir heut, nach allen Seiten sichernd, damit uns auch ja niemand sieht, Pantoffeln gekauft.
Ich empfinde diesen Zwang als Demütigung. Das werde ich diesem Kerl im Kreml nicht vergessen.
Und meine Mutter auch nicht. Ich nehme an, dass sie gerade im Himmel beim Bedrus vorstellig wird, damit er mir diesen Sündenfall nicht zu arg anrechne, wenn ich dereinst an seine Pforte klopfen werde.