Der Putzteufel

Ich werde keine Namen nennen. Solches zu tun, würde mein Wohlbefinden, mein ruhiges Leben, ja, meine Sicherheit gefährden.

Aber es gibt ihn, den Putzteufel. Er ist wie alle Teufel unsicht- aber merkbar. Er überfällt Menschen ohn Ansehn der Person, wiewohl, das will ich schon zugeben, meist sind es solche weiblichen Geschlechts.

Ich kannte eine Dame, die beileibe keine Langschläferin war. Um sieben Uhr stand sie auf, trank ein Glas Apfelsaft für die ungetrübte Verdauung und hörte sich im Radio die neuesten Meldungen an.

Es gab aber Tage, da stand sie schon um sechs Uhr in der Früh auf. Das war immer dann, wenn sie die ihr von den Kindern oktroyierte Putzhilfe erwartete. Sie putzte vor, denn, so argumentierte sie, einen solchen Saustall könne man einer Putzfrau nicht zumuten. Von Saustall konnte keine Rede sein, sie war stets auf`s Penibelste darauf bedacht, ihren Haushalt picobello zu halten. Ihre Kinder berichteten hinter vorgehaltener Hand, das Vorputzen sei ein stiller Protest gegen ihre Brut, um diesen unterdessen erwachsen gewordenen Blagen zu beweisen, dass sie gar keine Putzhilfe brauche.

Das Beispiel zeigt, dass der Putzteufel nicht delegierbar ist. Wer von ihm befallen wird, kann sich einfach nicht vorstellen, dass irgendjemand auf dieser weiten Welt die eigenen Vorstellungen von Sauberkeit und insbesondere die Wege dorthin so in die Tat umsetzen kann, wie die Befallene selbst.

Allerdings, und das sage ich nur, weil ich über Dritte davon erfahren habe, gibt es eine Ausnahme:

Es soll Damen geben, die von ihrem Ehemann verlangen, ihre Vorstellungen von Sauberkeit und den Weg dorthin in die Tat umzusetzen, obwohl sie davon überzeugt sind, dass er das nicht schafft, nicht schaffen kann.

Ich bin davon nicht betroffen, aber es soll Arbeitskreise geben, bei denen unter Anleitung einer Diplom Psychologin, Männern beigebracht wird, das ständige Gefühl des Versagens zu sublimieren. Ziel ist es nicht das Unmögliche zu erreichen, der Leser ahnt, was ich meine… Nein Ziel ist es, unter den genannten Umständen, das Leben dieser erbärmlichen homunculi erträglich gestalten. Am Ende kommen sie von selbst auf die Idee, für die Ehefrau regelmäßig einen Blumenstrauß nach Hause zu bringen. Nicht umsonst werden die Diplom Psychologinnen vom Bundesverband „Pro Flora“ bezahlt.

Ich kann nur wieder betonen und wiederholen (um Missverständnissen vorzubeugen), dass ich von dem, was ich hier niederschreibe nicht betroffen bin. Ich sehe mich daher als objektiven Beobachter.

Wie ich feststellen durfte, hat der Putzvorgang etwas Sakrales. In der Messe wird den Gläubigen „misterium fidei“ zugerufen. Ähnlich ist es mit dem Putzen: Das Geheimnis der Sauberkeit. Es ist, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Frage nach der Notwendigkeit, nicht zu verstehen. Es bleibt ein Geheimnis, an das man glauben muss.

Wenn man es so weit gebracht hat, dann erkennt man die Anmut des Putzens. Wischen, kehren, Staub wedeln, Chemikalien versprühen ist in erfrischender Weise sinnfrei, es folgt seinen eigenen Gesetzlichkeiten, die allerdings an einem Ort verwahrt werden, von dem Richard Wagner getondichtet hätte, er sei unnahbar unsren Schritten, wobei er mit „uns“ die Männer gemeint hätte.

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