Mit der Begründung, so könne es nicht weitergehen, hat uns meine Frau zur Wassergymnastik angemeldet. Ganz in der Nähe hat ein ReHa Zentrum aufgemacht.
Wir gehen immer zum Termin um 17.30 Uhr weil um 18.30 Uhr riecht es manchmal nach Käsefüßen oder sonst was. Naja, die Dusche vorher ist ja auch nicht „mandatory“, ein Wort, das man in Berlin pandemiebedingt lernt, wenn man S-Bahn fährt.
Dort bezieht es sich aber auf die Maske.
Der Spaß kostet jedes Mal 12 € pro Nase. Ich darf gar nicht daran denken, dass man dafür in jedem fränkischen Gasthaus einen Schweinsbraten mit mindestens einem Kloß bekommt.
Nun gut, zur vorgegebenen Zeit lassen etwa zehn ältere Herrschaften ihre Revuekörper ins vorgewärmte Wasser gleiten, und dann geht es los.
Die Kommandos lauten hopp, zack zack und stopp. Etwas minimalistisch, wie ich finde.
Eine gertenschlanke Dame turnt vorne vor und es scheint anstrengend zu sein, denn sie kommt ganz schön ins Schwitzen. Wir haben Wasserkühlung, dennoch ist es ratsam aus olfaktorischen Gründen den Mindestabstand zu halten, Maske ist nur bis zum Beckenrand „mandatory“.
Das Problem ist die Uhr. Sie hängt hinter der Vorhopserin und geht einfach nicht ums Verrecken vorwärts. Zur Aufwärmung sollen wir Laufvortäuschungen machen und dabei mit den Armen wedeln. Ich langweile mich dabei und studiere die Veränderungen des Tattoos auf dem Rücken der Zweizentnerdame vor mir. Schier endlos laufe ich unter Wasser, dann sind grad mal drei Minuten vergangen. Es ist zum Verzweifeln, denn die Session dauert 45 Minuten.
Manchmal bekommen wir Scheiben, die den Widerstand des Wassers erhöhen sollen. Bis alle so ein Ding haben vergeht locker eine Minute. Hopp, jetzt linker Arm hoch und dabei mit dem rechten horizontale eine Bewegung machen, zack zack. Ich komme mir vor, wie der Schupo am Potsdamer Platz, von dessen akrobatischem Können meine Großmutter so oft erzählt hat.
Gestern bekamen wir einen Besenstiel in die Hand, mit dem wir Bewegungen vorführen sollten, die zu machen ich ohne Besenstiel nicht auf die Idee gekommen wäre. Gestern war ich der einzige Mann und ich muss zu meiner Schande zugeben, dass die neun anwesenden Damen den Besenstiel behänder manipulierten als ich. Offenbar ist es Hausfrauen vollkommen geläufig, mit gekreuzten Händen ein solches Instrument am Rücken auf und ab zubewegen. Die gertenschlanke Dame meinte, das sei eine Dehnübung. Ein Blick auf die Uhr tröstete mich, eine viertel Stunde war schon rum.
„Und jetzt mit Schwung dem Stock aus dem Wasser und über den Kopf.“ Die anwesenden Damen wurden gewarnt, dabei könne es tropfen, wer gerade erst beim Friseur war, müsse nicht mitmachen.
Ich beschloss, einfach nicht mehr zu denken, mal sehen, ob die Zeit dann besser fliest. Nein, aber ich überhörte den Stoppbefehl und erntete missbilligende Blicke der pensionierten Oberlehrerin neben mir. Sie hatte rotgefärbte Haare, passend zum fliederfarbenen Badeanzug.
Dann wurde geklatscht. Damit zeigt man seine Zufriedenheit mit dem, was die gertenschlanke Dame vorgehopst hatte, wenn alles vorbei ist.
An der Pforte riet mir der freundliche Herr, doch einmal zu versuchen, ob die Krankenkasse einen Teil der Kosten übernähme.