Coronasieger: Globi

In diesen schweren Zeiten finden viele Großeltern ihr Glück darin, abends über facetime ihren Enkeln vorzulesen. Unsere Enkeltochter ist im vergangenen Sommer in die Schule gekommen und liest jetzt uns vor. Derzeit ist ihr bevorzugter Lesestoff Globi. Das muss für Nichtschweizer erklärt werden. Globus ist ein CH Kaufhaus, in dem von der Banane bis zum Kuli alles verkauft wird. Das klingt nach Ramsch, allein, das Gegenteil ist der Fall. Das merkt man spätestens an der Kasse. Ähnlich wie Salamander seinen Lurchi geschaffen hat, betreibt Globus schon seit 1935 Kundenbindung bei Kindern. Globi ist die erfolgreichste Comic-Figur der Schweiz. Bei ihrer Erschaffung stand Pablo Picasso Pate. Dessen Arlequin assis (1901) trägt ein blau-schwarz kariertes Hemd, dessen Karos trotz aller möglichen Verwerfungen des Stoffes stets in der Vertikalen bleiben. So ist es auch mit Globis rot-schwarz karierter Hose. Globi mag hüpfen, tanzen, knien oder bergsteigen, immer verbleiben die Karos seiner Hose parallel zum Bildrand, selbst dann, wenn Globi seine Hose auszieht, um damit Seenot zu signalisieren.

Neulich hat jemand, der meinen Beitrag zum Putzfimmel gelesen hatte, geschrieben, seine Frau sei Schweizerin, habe aber nie in der Schweiz gelebt und habe keinen Putzfimmel. Wie auch? Die Dame ist in ihrer Jugend sicherlich nicht in den Genuss der Globi-Bücher gekommen.

Diese dienen zufürderst dazu, jungen Eidgenossen in Paarversen helvetische Tugenden nahezubringen. Gestern war Globi bei der Feuerwehr, da ging es um Schnelligkeit, Pünktlichkeit und Umsicht. Globi hat sogar einen Knaben (reimt sich besser als Bub) aus der Feuersbrunst gerettet.

1940 kam der Band „Globi, der Soldat“ heraus, in friedlicheren Zeiten besann man sich dann aufs Geschäft, der Band „Hotel Globi“ erschien, gefolgt von „Globi bei der Post“ sowie „Globi und Wilhelm Tell“. Globi macht natürlich auch ein Praktikum bei der SBB und der Band „Globi beim Roten Kreuz“ machts möglich, das Philanthropische, das allen Schweizern innewohnt, den jungen Lesern ins Herz zu pflanzen.

Mehrere Reisen durch die Schweiz, über die Seen und Pässe des Landes ersetzen den Heimatkundeunterricht und begründen schon im zartesten Alter die unerschütterliche Gewissheit, dass es nirgends so gut, gesund, schön und abwechslungsreich ist, wie in der Schweiz, was ja auch zum großen Teil stimmt.

Den Sozialkontakt meiner Frau amüsiert bei den Globi-Büchern immer, wie hemmungslos alles auf Happy End unter besonderer Berücksichtigung helvetischer Sekundärtugenden gebürstet wird. Irgendwie drängt sich jedem Leser die Frage auf, weshalb es in der Schweiz überhaupt eines Strafgesetzbuches bedarf.

Eines aber fällt auf: Es fehlen zwei Bände: „Globi bei der Bank“, da würde die Frage nach dem Strafgesetzbuch möglicherweise doch wiederauftauchen. Auch nicht erschienen ist auch der Band „Globi putzt“. Der braucht auch gar nicht zu erscheinen, aber das können nur Schweizerinnen verstehen, die in der Schweiz aufgewachsen sind.

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