Das letzte mal war die Quarantäne irgendwie aushaltbarer. Vielleicht war es das Wissen, dass alle in Quarantäne stecken, weil der „Lockdown“ ein allgemeiner war.
Damals beobachteten wir unseren Staubsaugerapparat und legten ihm Fallen. Meine Frau tat das, um zu beweisen, dass er um den Dreck rumsaugt, ich tat das um ihr zu beweisen, das dem nicht so ist.
Unterdessen haben wir aufgerüstet und uns einen wunderbaren saugstarken Normalostaubsauger gekauft, der nun die Stellen absaugt, von denen meine Frau annimmt, der Automat sauge drumrum. Dann wird der Automat losgelassen, der nach getaner Arbeit einen Grundriss der Wohnung sendet, auf dem er vermeldet, wo er gesaugt habe: überall!
Aber sowas ist Glaubensfrage.
Ich bin froh, dass wir nun binär staubsaugen, immerhin sorgt es für Gesprächsstoff.
Das mit dem „binär“ habe ich aus der letzten Ausgabe der SZ am Wochenende, wo sich Schauspieler darüber auslassen, sie seien, „homosexuell, bisexuell, trans*, inter, queer, nicht-binär“. Das war ein sehr willkommener Beitrag, denn ich verbrachte einen halben Vormittag damit, zu googeln, was das alles ist. So vergeht auch die Zeit und man hat wieder was gelernt. Ich wusste bisher nichts von dieser blühenden Vielfalt. Aber das kommt davon, wenn man sein halbes Leben auf den Balearischen Inseln verplempert, statt sich unter das muntere Theatervölkchen zu mischen.
Später habe ich gelernt, dass man den halben Vormittag auch dadurch totschlagen kann, dass man einfach später aufsteht, dann allerdings ohne Wissenszuwachs.
Gestern wären wir eigentlich dran gewesen, wir hätten uns freitesten können. Nach irgendeiner Regel, ich glaube, es war die des Saarlandes, war genügend Zeit abgelaufen, so dass wir negativ sein könnten. Wir machten zu Hause je einen Test. Unsere Tochter hatte uns solche vorbeigebracht.
„Die waren ganz billig und die könnt sogar ihr handhaben.“
Das waren wirklich tolle Tests, denn wir waren negativ.
Und so machten sich auf auch Rotenhans zum offiziellen Schnelltest und weil es bis ins Saarland etwas weit ist, absolvierten wir den im heimatlichen Pankow.
Hätten wir nicht tun sollen, denn wir sind jetzt wieder positiv. Unter Umgehung der Quarantäneregeln kauften wir zwei neue Schnelltests. Diesmal nahmen wir den teuren: 5 €! Dafür bekommt man andernorts eine Halbe incl. Trinkgeld!
Aber was soll’s. Ich habe unterdessen eine Coronavorschrift eines anderen, wesentlich größeren Bundeslandes gefunden. Die ist toll, denn jetzt müssen wir noch mal zwei Tage warten, dann können wir den 5 Eurotest machen und wenn der wieder negativ ist, dürfen wir erneut zum offiziellen Schnelltest im heimatlichen Pankow, wo wir wohl wieder positiv befunden werden. Wenn das so eintritt, kaufen wir aus Rache wieder den billigen Schnelltest.
Aber das hat Zeit. Der Bringdienst unterhält ja auch. Neulich habe ich neben Käse, Obst, Beruhigungstee und Joghurt auch Wein dort bestellt. 6 Flaschen Primitivo aus Apulien und 6 Flaschen Riesling aus Deutschland.
Heute Morgen nun habe ich Unmengen Sauerkraut und Ossobuco bestellt in der Hoffnung, dass das weiße Gesöff wenigstens zur Herstellung von Weinsauerkraut taugt. Der Primitivo soll das Fleisch beim Schmoren begleiten.
Übrigens hat die Zusammenstellung der Bestellung beim Bringservice auch einen halben Vormittag gedauert.
Ich will nicht verheimlichen, dass meine Frau findet, die Zeit hätt ich grad so gut im Bett verbringen können, dann hätt ich sie nicht so gestört, während sie ihren Normalostaubsauger durch die Wohnung Gassi führte.