Corona: Wem darf man noch trauen?

Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Menschen, die in einer Diktatur leben und denen, die in einer Demokratie leben;

Erstere müssen den Medien trauen, dürf(t)en aber nicht und Letztere dürfen ihren Medien trauen, müssen aber nicht.

In Zeiten wie diesen, in denen eine Pandemie die Welt lahmlegt, werden immer wieder Stimmen laut, die uns weismachen wollen, die Maßnahmen, die unser aller Freiheiten einschränken, die zweifellos Schaden über die Wirtschaft bringen werden, seien übertrieben und dafür werden stets Zeugen genannt, die diese Meinung mit Fakten untermauern.

Dem stehen die demokratischen Regierungen gegenüber, die sich von Wissenschaftlern beraten lassen, deren beruflicher Werdegang und deren internationale Reputation darauf schließen lassen, dass sie ihr Fach verstanden haben.

Natürlich ist es in einer Demokratie legitim auch die Meinung anerkannter Experten zu hinterfragen.

Das Problem ist nur, dass 90% der Bevölkerung von Viren nichts versteht und ihre divergierenden Meinungen auf die Aussagen von Menschen stützen, die sich bei genauerem Hinsehen entweder als selbsternannte Experten oder aber als fachfremde Zeitgenossen mit erstaunlichem Halbwissen herausstellen. Deren Diskussionsbeiträge dienen später dazu, von ihren Anhängern als Fakten verbreitet zu werden. Dies geht oft einher mit Verdächtigungen, etwa der, deutsche Virologen arbeiteten mit Hilfe amerikanischer Millionäre und Weltorganisationen der Pharmaindustrie zu, damit diese noch mehr verdient. In dieser Argumentationskette fehlt eigentlich nur noch das internationale Judentum.

Manchmal wird auch einfach der eigene Kopf ausgeschaltet: Beispiel:

Das Robert Koch Institut lügt, denn die Zahlen stimmen gar nicht. Es werden ja bekanntlich nicht genügend Tests gemacht.

Aha, meinen Sie, dass es deshalb eine Dunkelziffer gibt und die Zahlen eigentlich viel höher sind?

Nein, die Zahlen sind viel geringer, deshalb sind die Zwangsmaßnahmen ja auch so ungerechtfertigt.

Da scheint das Virus aber wirklich nicht die Lunge angegriffen zu haben.

Was mich so besorgt macht, ist dass die Verharmloser alle auf der extrem rechten Seite des politischen Spektrums zu finden sind. Ich habe noch nicht herausgefunden, was die Verleugnung einer Pandemie mit rechtem Gedankengut zu tun hat. Da kann man nur spekulieren. Das sollte man aber besser unterlassen, weil sonst die Gefahr besteht, sich selbst in Verschwörungstheorien zu verwickeln.

Intellektuelle Querschüsse hat es schon immer gegeben. Ich habe festgestellt, dass sie derzeit von Wissenschaftlern stammen, die entweder im Ruhestand sind oder aber in ihrem Leben nicht die gradlinige Karriere gemacht haben, die sie anderen neiden. Kein Wunder, dass sie nun die Gelegenheit suchen, die Anerkennung zu finden, die ihnen bisher – wahrscheinlich zu Recht – versagt wurde.

Noch mal zum Anfang: Wir haben das Glück in einer Demokratie zu leben, in der das Primat der freien Berichterstattung gilt. Wer jetzt angesichts der schweren Zeiten, die wir alle gemeinsam durchmachen müssen, behauptet, die Bundesregierung in Berlin oder Wien, oder jedwede andere demokratische Regierung stelle absichtlich Experten an, damit diese die Bevölkerung mit falschen Fakten versorge, der outet sich als Verschwörungstheoretiker.

Es ist gut, wenn auch in schweren Zeiten freie Diskussion möglich ist, wer aber absichtlich Falsches als Fakten verbreitet, der macht sich mitschuldig am Tod ungezählter Mitmenschen.