Die bürgerliche Rechte

Ich bin stolz darauf, zu denen zu gehören, denen Franz Josef Strauß Prügel angeboten hat. Wir haben damals eine seiner Veranstaltungen in Dießen am Ammersee etwas aufgemischt.

Sein Postulat, rechts neben der CSU dürfe es keine weitere politische Option geben, habe ich damals als Beweis dafür verstanden, wie unmöglich weit rechts die CSU steht.

Wie Recht Strauß hatte, zeigt sich jetzt, wo wir rechts neben der Union die Afd zu stehen haben.

Er wurde 1915 in München in eine Metzgerfamilien hineingeboren und hat als katholischer junger Mann sehr wohl mitbekommen, wie sehr die Nazis bedrohlich, ja existenzbedrohend waren, für das, was er von zu Hause mitbekommen hatte. Am Maximiliansgymnasium hatte er darüber hinaus eine profunde humanistische Erziehung genossen. Trotz aller berechtigter Kritik am späteren Politiker konnte und wollte ihm niemand seine demokratischen Überzeugungen absprechen.

Das hob ihn von der bürgerlichen Rechten seiner Zeit ab, wo man die Demokratie als willkommenes Vehikel zur Verfestigung des status quo und insbesondere des Besitzstandes sah.

Der ehemalige BfV Chef Hans Georg Maaßen hat das nach dem Dammbruch in Thüringen wunderbar klar in Worte gefasst: „Hauptsache, die Sozialisten sind weg.“

Bei der bürgerlichen Rechten geht es nur darum, welche Partei für sie das erhält, was sie trägt und ernährt.

Alle, die mein fortgeschrittenes Alter haben, werden sich noch daran erinnern, wie die Mitgliedschaft in der NSDAP in der Nachkriegszeit kleingeredet wurde. Es wurde als nicht so schlimm erachtet, erstens wie Viele Mitglied waren und zweitens, weil sie ja nicht aus Überzeugung beigetreten waren, sondern um sich und ihren Status zu retten. Motto: „Ich werde nicht zulassen, dass die Scheiß Nazis meinen Betrieb ruinieren, also trete ich der Partei bei.“

Die DDR war später das willkommene Gegenbeispiel: „Du glaubst doch nicht, dass das da drüben 17 Millionen Kommunisten sind. Die machen doch nur mit, damit sie das Leben haben. Das war bei den Nazis auch nicht anders.“

Es begann die Gleichsetzung von linksradikal mit rechtsradikal. Das war ja auch sofort einleuchtend, weil man annehmen konnte, dass es einem Gefangenen, sei er in einem KZ oder einem GULAG eingekerkert, vollkommen egal war, wes Geistes Kind sein Mörder war.

Mit Der Linken kann man nicht zusammenarbeiten, weil das die Nachfolgepartei der Bonzen ist, die auf ihre eigenen Landsleute schießen lies. Da ist was dran.

Es wird dabei allerdings übersehen, dass Die Linke seit 30 Jahren unbestreitbar in demokratischer Weise das politische Geschehen in der Bundesrepublik mitgestaltet, während die AfD neben manchem anderen Sündenfall, die Verbrechen der Nazis an Millionen Menschen zu verharmlosen versucht, Stichwort „Vogelschiss“.

Wir müssen uns darüber klar werden, dass viele der bürgerlichen Rechten in Deutschland sich politisch auf einer schiefen Ebene verortet haben, die sich bedenklich nach rechts neigt.

Man kann die Verfehlungen, die Sauereien, die Skandale der Parteien im politischen Spektrum der Bundesrepublik gegeneinander aufrechnen. Das ist aber nicht weiterführend, zumal es dann zynisch wird, wenn man darüber diskutiert, ob die Linken oder die Rechten mehr Menschen umgebracht haben.

Wie immer, so gilt auch hier: „Wehret den Anfängen!“ Die bürgerliche Rechte ist verführbar. Man braucht ihr nur zuzuraunen, jemand wolle ihr ans Eigentum, schon sind ihr rechtsradikale Positionen wohlfeil.

Kommentar verfassen