Bauen auf Ibiza.

In den Siebziger und Achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war jeder auf Ibiza sein eigener Bauunternehmer.

Viele aus dem Ausland zugewanderte junge Abenteurer haben damals mit wenig Geld und viel Phantasie verfallene Fincas gekauft und wieder hergerichtet, wobei, es muss gesagt werden, die Frage der Baugenehmigung eine Marginalie war.

Das wirkliche Problem war der Mangel an Geld. Wer den Mörtel bei 35 Grad Celsius mit der Hacke anrührt, der sehnt sich nach dem Betonmischer, den er sich nicht leisten kann.

So kam einer meiner Freunde auf eine kluge Geschäftsidee: der Verleih von Baumaschinen. Er kaufte einen gebrauchten Dumper und eine gebrauchte Betonmaschine und verbreitete die gute Mär in den einschlägigen Bars rund um Santa Eulalia und Santa Gertrudis, in denen sich die erschöpften Bauherren abends trafen.

Bald schon bemerkte der Neuunternehmer, dass es unerlässlich war, die Geräte gegen Vorkasse zu vermieten, denn wenn das Dach repariert war und die Zisterne abgedichtet, war plötzlich kein Geld da und er guckte in die Röhre. Leider hat die Sache mit der Vorkasse dem Geschäft keinen Auftrieb gegeben, denn wenn jemand überhaupt Geld hortete, dann war es zu dem Zweck an Wochenenden den jam sessions im La Nada in der Calle Virgen teilnehmen zu können.

Wir dachten alle schon, die an sich brillante Geschäftsidee werde an den berechtigten Eigentümlichkeiten der sogenannten Hippies scheitern, als eines Tages Lutz mit einem etwas zu großen Auto vorfuhr und Dumper und Betonmischer gegen Vorkasse für zwei Wochen mietete.

Es entstand Aufbruchstimmung. Nachforschungen ergaben, dass Lutz ein Bauunternehmer, der erst kürzlich aus Deutschland zugezogen sei in den Bergen hinter San Rafael eine Finca gekauft habe, die er nun zu renovieren gedenke.

Etwas eingehendere Nachforschungen ergaben, dass Lutz in den vergangenen Jahren fast ausschließlich Bunker für die Bundeswehr gebaut hatte. Dabei war er sehr reich geworden und er war gern gesehener Gast bei allerlei militärischen Festlichkeiten.

Die Sache nahm ein abruptes Ende, als bei einer Umbaumaßnahme, die die Bundeswehr in Eigenregie vornahm, sich herausstellte, dass die Bunkermauern zwar tatsächlich einen Durchmesser von die Metern hatten, aber von außen nach innen betrachtet, aus einer Backsteinmauer, einem Hohlraum und dann wieder eine Backsteinmauer bestanden. Allerdings, und das wurde allgemein anerkannt, sah der Verputz einer fachgerechten Verschalung sehr ähnlich.

Wie dem auch sei, die Tage von Lutz, dem Bunkerbauer, waren in Deutschland gezählt und er zog nach Ibiza um. Damals war das noch eine erfolgversprechende Maßnahme, zumindest, was die Vermeidung eines polizeilichen Zugriffs anging.

Da der Herr alles im Voraus bezahlt hatte, war die Besorgnis nicht sehr groß, als nach vierzehn Tagen die Baumaschinen noch nicht wieder zurückgebracht waren. Nach drei Wochen aber machten sich der Jungunternehmer ein Freund und ich auf, um auf der Finca nach dem Rechten zu sehen. Immerhin, die Geräte waren noch da. Lutz und einige Kumpane lagen vollkommen bekifft auf einigen Polstern vor dem Kamin, wenn ich mich recht erinnere waren da auch noch einige wenig bekleidete junge Damen.

Bei der weiteren Besichtigung der Finca stellten wir fest, dass Lutz ein riesiges Badezimmer gebaut hatte, an dessen Decke etwa acht Duschköpfe angebracht waren.

Als wir uns fragten, was das denn wohl sollte, kam Lutz schwankend aus dem Haus und erklärte uns, viele Weiber brauchten eben viele Duschen.

Später hörte man immer wieder von legendären Orgien, die sich in den sanitären Anlagen von C‘an Xicu de Dalt zugetragen haben sollen. Wir drei wurden nicht eingeladen, weil wir im Unfrieden von Lutz geschieden waren:

Sowohl die Mischmaschine als auch in der Landefläche des Dumpers war voll mit festgewordenem Beton. Es hat Tage gebraucht, das rauszumeißeln. Darüber hinaus war es das Ende der Firma „Alquier de Maquinaria de Construcción.”

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