Fränkisch mt Stolz!

Im Fernsehen kommt fränkisch nur einmal vor, nämlich dann, wenn in Veitshöchheim Fasnacht gefeiert wird. Und dann wird gelacht.

Ja, man lacht über das Fränkische und damit lacht man auch über die Franken. Wir werden nicht ernst genommen und das liegt wohl in erster Linie an den Unbilden der Geschichte.

Wenn man genau sein will, dann hat Franken im Jahr 962 n. Chr. aufgehört zu existieren. Damals kam mit Otto I. der erste Sachse auf den Kaiserthron, der sich natürlich noch daran erinnerte, welches unsägliche Leiden die fränkischen Herrscher über sein Volk gebracht hatten. Darum sorgte er dafür, dass der vakant gewordene fränkische Herzogsstuhl nicht wiederbesetzt wurde.

Titularherzog war seither der Bischof von Würzburg, aber Franken als Staat gab es nicht mehr. Nirgend war der berühmte Flickenteppich kleinkarierter als hier. Man kann das noch heute sehen: Im Dorf A sieht man auf den Toren zu den Bauernhöfen Kugeln, die den Reichsapfel darstellen sollen, die waren reichsunmittelbaren Rittern lehnspflichtig. Im benachbarten Dorf B sind es Zirbelnüsse auf den Toren, die waren klerikalen Herrschern lehnspflichtig.In Gneisenau sind es sogar abwechselnd Reichsäpfel und Zirbelnüsse. Durch die Reformation wurde die Sache nicht besser. Abgesehen von Nürnberg spielte Franken politisch keine Rolle, wollte es auch gar nicht, die verschiedenen Fürstbischöfe und Äbte aalten sich lieber in ihrem Prunk und Protz.

Eines ist sicher: Die Bedeutung einer Sprache geht Hand in Hand mit der politischen Bedeutung des Landes, in dem sie gesprochen wird. Und das Bewusstsein der eigenen Sprache läuft dieser Bedeutung hinterher.

Als Franken in mehreren Etappen zu Beginn des 19. Jahrhunderts bayerisch wurde hatte sich dort längst das „mia san mia-Gefühl“ durchgesetzt. Wenn selbst der König bayerisch spricht, dann ist die Sprache im Wortsinn hoffähig und damit hoffärtig geworden. Klar, dass die aus den angrenzenden Nordgebieten stammenden Neubayern mit ihrer Sprache keinen Fuß auf den Boden bekamen.

Das hat sich bis heute nicht geändert: Wenn im BR über was auch immer in Franken berichtet wird, spricht der Reporter ganz selbstverständlich bayrisch. Die Idee, einen fränkisch sprechenden Reporter nach Wolfratshausen zu schicken traut man sich erst gar nicht zu auch nur zu denken.

Und darum sind wir es gewohnt, dass Schauspieler aus Alt-Bayern nach Veitshöchheim kommen und versuchen, die Fasnachtssendung aufzumischen. Die finden diese Sendung blöd, weil sie den fränkischen Humor nicht verstehen und weil sie in guter alter Tradition den fränkischen Dialekt lächerlich machen.

Im Fernsehen tummeln sich bräsige altbayerische Polzisten und Kommissare. Wenn ein blöder Polizist gebraucht wird, dann spricht der unter Garantie fränkisch.

Gerade las ich auf facebook einen Kommentar vom Liedermacher Wolfgang Buck, dem Gerhard Polt nach einer fränkischen Fasnachtssendung gesagt hat, die Franken müssten sich nicht wundern, wenn man sie nicht ernst nähme.

Offenbar hat Wolfgang Buck das so hingenommen. Mich erbost das, denn die Äußerung des geschätzten Gerhard Polt zeigt doch nur, dass er auf dem Schlitten alter Vorurteile sitzt, Franken nicht verstanden hat und immer noch denkt, Bayern trüge zu Recht einen bunten Rock und dünke sich besser denn seine Brüder.

Scheiserlameisala!

 

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