Die Balearischen Inseln sind wohl bestückt mit einer Brigade von britischen Ladies, denen allen einige Merkmale gemein sind:
- Sie kamen alle, als das Pfund noch wesentlich mehr wert war, vulgo sie sind jetzt eher verarmt.
- Sie haben alle einen tatterigen Ehemann, der zu Entsetzen der spanischen Mitbürger kurze Hosen trägt, aber dennoch aussieht, wie ein General der Indienarmee.
- In Ermanglung eines Ehemannes haben sie einen Hund.
- Sie können kein Wort spanisch.
- Im Sommer liegen sie stundenlang in der prallen Sonne.
- Den Rest des Jahres spielen sie Bridge, das hält den Geist wach.
- Damit dieser nicht zu wach bleibt, wird beim Spielen hart gesoffen.
Die übermäßige Sonnenanbeterei bleibt natürlich nicht folgenlos, man erkennt die Untertaninnen „of her gracious majesty“ unschwer an der geröteten Elefantenhaut.
Wenn wir bei spanischen Freunden eingeladen waren und dort waren auch Gäste aus dem vereinigten Königreich, dann wurde ich immer an die Schnittstelle gesetzt, wo Spanier auf Briten stießen. Unglücklicherweise hatte sich herumgesprochen, dass ich mehrere Sprachen beherrsche. Die Folge war, dass ich die dargebotenen Speisen nicht genießen konnte, weil ich von spanisch nach englisch meist unanständige Witze übersetzen musste und von englisch nach spanisch zu erklären hatte, weshalb Gibraltar unzweifelhaft britisch sei, um dann von spanisch nach englisch die darauffolgenden Verwünschungen rüberzubringen.
Am schwierigsten war das mit den unanständigen Witzen, dazu bedarf es einer einschlägigen Etymologie, die aber dann auch nichts nutzt, wenn der Witz auf Englisch einfach nicht komisch ist.
Das Gibraltarproblem hatte ich schon bald im Griff, indem ich nach jedem Satz ein „ich übersetze nur“ einbaute. So erreichte ich wenigstens, keine entleerten Weinflaschen über den Schädel gezogen zu bekommen.
Bei all diesen Anstrengungen konnte ich zwar nicht essen, wohl aber trinken, so dass ich meistens bereits dann einen sitzen hatte, wenn man zu café y copa überging. Die Spanier tranken dann Brandy aus Jerez de la Frontera und die Briten Pure Malt aus den Highlands.
Einmal saß ich einer englischen Dame gegenüber, neben deren Gedeck der Gastgeber eine Flasche Whisky gestellt hatte. Immer wieder goss er ihr nach. Einmal vergaß er das und so bat mich mein Gegenüber dies zu tun. Erklärend fügte sie hinzu: „A Lady never helps herself, if she is properly brought up”.
Ich habe es mir verkniffen zu erwidern: „A Lady never empties the whole of a bottle if she is properly brought up”.