Radikal bringts?

Gestern las ich einen Beitrag, dessen Autor sich angesichts des durch die Bundeskanzlerin angerichteten Desasters nun auf das politische Wirken der AfD hofft und darauf vertraut, sie werde ihn nicht enttäuschen.

Ich habe in einem Kommentar dazu geschrieben, die AfD werde ihn ganz bestimmt enttäuschen und ich will mal versuchen zu begründen, weshalb das so sein wird.

Es gehört zu den „essentials“ radikaler Gruppierungen, mit einprägsamen Versprechungen Anhänger zu finden:

Das vergangene Jahrhundert war ein wunderbarer Nährboden, auf dem radikale Ideen und Bewegungen nicht nur entstehen konnten, sondern sogar enormen Erfolg hatten.

Und wer wollte es abstreiten, dass das russische Kaiserreich verknöchert, überkommen und korrupt war? Es war es wert, zugrunde zu gehen. Noch dazu mit den schönen Versprechungen, es werde nach dem Zaren nur noch Wohlstand für alle geben.

Ebenso war es mit den Nazis: Die unfähige Weimarer Republik mit ihrer „Quatschbude“ in Berlin, ist nicht fähig, die Probleme der leidenden und hungernden Bevölkerung in den Griff zu bekommen. Wir, die aufrechten Deutschen, werden nicht nur zeigen, wo der Hammer hängt, sondern auch Arbeitsplätze für alle beschaffen.

Beide, Kommunisten wie Nazis hatten auch tatsächlich Anfangserfolge: Das Land erlebte es, dass Arbeitsplätze wie Pilze aus dem Boden wuchsen.

Nur, radikale Politik findet immer ihre Gegner und das wissen die Radikalen. Sie brauchen die Gegner sogar dringend. Das Kapital, die Bourgeoisie, die Juden, die Kulaken, die Flüchtlinge. Wenn man keine Gegner hat, erfindet man sie. Deshalb bauen Radikale, kaum an der Macht, einen landesweiten Spitzel- und Überwachungsstaat auf. Widerspruch oder gar Widerstand sind Verrat an der „Sache“. Liberté? Perdue!

Hinzu kommt, dass die auf wirtschaftlichen Erfolg basierende Radikalität nicht gegen die Gesetze der Ökonomie realisierbar ist. Um schnelle Erfolge zu haben, muss aber radikal durchgegriffen werden, es werden riesige Investitionsprogramme aufgelegt, nennen wir sie Schwer- und Rüstungsindustrie oder den Bau von Autobahnen. Ob das wirtschaftlich Sinn macht, ist erstmal zweitrangig. Es sind keine ökonomischen Ziele sondern politische.

Irgendwann kommt es zu inneren Problemen, und dann muss der äußere Feind her, wodurch irres Aufrüsten gerechtfertigt wird, was wieder Arbeitsplätze schafft. Aber was macht man nun mit rumstehenden Panzern?

Jawoll, man führt Krieg.

Das hat beim letzten Versuch in Europa an die 60 Millionen Todesopfer gekostet.

Der sowjetische Kommunismus hat sich noch bis zum Ende des Jahrhunderts halten können, was auch daran lag, dass die UdSSR dank amerikanischer Waffenhilfe zu den Gewinnern des 2. Weltkrieges gehört hat. Aber viel Gutes hat es den Staaten Osteuropas nicht gebracht, nennen wir es Auskommen gegen Maulhalten. Not gab es nicht, aber es gab Unterdrückung und zerrissene Familien von Warschau über Prag bis nach Berlin.

Wir können es drehen und wenden wie wir wollen, aber Radikalität hat auf die Dauer nie zu etwas Gutem geführt.

Und deshalb ist es so sicher wie das Amen in der Kirche, dass die AfD unseren hoffnungsfrohen Beitragsschreiber enttäuschen wird.

 

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