Gelogen wurde schon immer. Manchmal wurde sogar zum Wohle des Volkes gelogen. Als Merkel und Steinbrück in der Kuppel des Reichstages versicherten, die Einlagen der deutschen Sparer seien sicher, wussten sie zumindest nicht, ob sie die Wahrheit sagten, eher ist anzunehmen, dass die eine „fromme Lüge“ verbreiteten. Allerdings wäre eine andere Aussage damals eine Katastrophe gewesen.
Ich erinnere mich, als Kind ein Interview mit Adenauer gesehen zu haben. Er wurde darin gefragt, ob er als Politiker je gelogen hätte. Er hat die Frage nicht beantwortet und sich war entsetzt. Adenauer ein Lügner? Das haute mein damaliges Wertesystem in kleine Stücke.
Man log damals nicht, oder besser, man ließ sich nicht dabei erwischen. Als Strauß und viel später Schäuble dabei erwischt wurden, hatte das einen gewaltigen Karriereknick zur Folge.
Es gehört einiges Geschick dazu, nicht die Wahrheit zu sagen. Die Unwahrheit muss ja plausibel klingen, und wenn die Sauerei auffliegt, muss erkennbar werden, weshalb gelogen worden war. War es eine „fromme Lüge“ (s.o.), war es eine diplomatische Lüge, war es eine Notlüge? Das war alles verwerflich, aber verständlich, weil man für die „res publica“ log. Nicht geduldet wurden Lügen, die die eigene Bereicherung verdeckten oder deutlich den Versuch erkennen ließen, die eigene Person zu schützen.
Sehr beliebt war der charmante Lügner, der jedes Telefongespräch mit einer Dame stets damit begann, zu versichern, gnädige Frau sähen heute Morgen wieder phantastisch aus.
Bismarck hat die Trilogie der Lügen wunderbar auf den Punkt gebracht: „Nirgend wird so viel gelogen wie vor der Wahl, im Krieg und nach der Jagd.“
Da wusste an, woran man war, Lügen waren einschätzbar und ihrem Zweck nach zuzuordnen.
Offenbar hat sich das unterdessen geändert. Neulich hat der Bundestag darüber diskutiert, ob das rechtsunverbindliche UN Migrationsabkommen nicht etwa doch gegen den Text desselben doch rechtsverbindlich sein könnte. Es ging nur darum, die Lüge zu streuen, die eigenen Anhänger würden ja sowieso nur das aufnehmen oder nur das sehen, was ihnen verhackstückt durch die sozialen Medien vorgelegt wird.
Dann glauben auf einmal ganz viele Menschen einem Sardellen legenden Phrasendrescher, in Afrika säßen Millionen auf gepackten Koffern, um sich baldmöglichst in von Deutschen bereitgestellte Hängematten zu legen. Das ist schon einmal deshalb zynisch und unwahr, weil diese bedauernswerten Mitmenschen weder das Geld haben, sich einen Koffer zu kaufen, und noch viel weniger Eigentum haben, das sie in denselben verstauen könnten.
Es geht nurmehr darum, die zweckdienliche Unwahrheit in die Welt zu blasen, aliquid haeret. Irgendwas bleibt hängen, das wusste schon Cicero.
Was nützt es, wenn Lügen noch so kurze Beine haben? Dem professionellen Lügner ist es vollkommen egal, wenn seine Gegner das von ihm Gesagte als die Unwahrheit entlarven. Es reicht, wenn die Gefolgsleute es glauben, oder gar hämisch grinsen, weil „der Unsere“ den anderen mal wieder so richtig heimgeleuchtet hat.
Lügen, ob notwendig, fromm oder diplomatisch immer sind widerlich und bisher noch nicht zur Maxime eines allgemeinen Handelns geworden.
Wirklich?
Gerade ist in Buenos Aires der G20 Gipfel zu Ende gegangen. Dort haben sich die Gottsöberschdn von China, Saudi-Arabien, Russland und der USA getroffen. Deren Bosse haben die Lüge zur Maxime ihres Handelns gemacht.