Nein! Missbrauch hat gar keine Konfession, zumal diese Untat überall vorkommt. Seien es katholische oder evangelische Typen, die seltsamerweise Würdenträger genannt werden, Missbrauch gibt es weltweit, auch in Moscheen, auch in buddhistischen Klöstern, Hindu Tempeln und Synagogen.
In meiner Jugend wurden immer wieder Leiter von Kinderchören wegen Missbrauchs angeklagt. Das zeigt aber nur, dass man sich gegen Kleriker nicht getraut hat, aufzustehen. Fußballtrainer, Pfadfinder, Theaterintendanten, berühmte Dirigenten und Hollywood Größen, alle wurden dabei erwischt. „Würdenträger“ bezeichnenderweise damals noch nicht.
Nun schon. Das macht nachdenklich, denn bei aller Diskussion um die Opfer, deren Entschädigung und über die Zustände, die den Missbrauch in irischen Gemeinden möglich machten; kam manchmal der Eindruck auf, man müsse „Würdenträger“ sein, um für solch abscheuliche Taten prädestiniert zu sein.
Wenn man näher hinschaut, ist es die Autorität, die die Menschen dazu bringt, sich herauszunehmen, anderen Menschen Gewalt anzutun. Homo homini lupus.
Es ist ja nichts Neues, dass von vielen Menschen das Ausleben ihres Sexualtriebes als Waffe zur Unterdrückung anderer, zur Gewalt genutzt wird.
Der Unterdrücker, der Tyrann, der Diktator muss immer in der Machtstruktur, in der Hierarchie über seinem Opfer stehen. Wenn dem nicht so wäre, könnte es ja zu einvernehmlichem Sex kommen, eine Horrorvorstellung für jeden Missbraucher.
Überall dort, wo ein Mann unumstößliche Wahrheiten verkündet, überall dort, wo ein Mann über Karrieren entscheidet, ist Widerspruch nicht geduldet und deshalb ist es für die Opfer schwer, über die Tat selbst zu sprechen oder gar den Aggressor anzuzeigen.
Es sind nicht die Kirche oder die Religion denen man allein die Verantwortung für das Geschehene zurechnen muss.
Schuld sind die Verhältnisse. Natürlich muss es Hierarchien geben, natürlich muss es Vorgesetzte geben. Aber solange die Verhältnisse es zulassen, dass jemand, der aufsteigt, denkt, für ihn hatte das geltende Recht nur sehr eingeschränkt Bedeutung, solange wird es Missbrauch geben. Hinzu kommt, dass das Leben diesen Typen ja sogar Recht gab. Wer hat sich denn gegen fingernde Popen, grapschende Dirigenten und schweinigelnde Produzenten und Vergewaltiger am Arbeitsplatz geweht?
Es ist doch ganz neu, dass die Opfer klerikalen Missbrauchs sich melden und die „Me Too“ Bewegung ist auch noch recht jung.
Natürlich muss von jedem Mächtigen korrektes Verhalten erwartet werden. Aber was passiert, wenn dies nicht eingefordert wird? Er wird übergriffig. Zuerst ein wenig, dann mehr und schließlich merkt er, dass er sich ungestraft alles erlauben kann.
Wenn die Mächtigen denken, sie könnten sich über die Rechte anderer hinwegsetzen, ohne dass das Konsequenzen nach sich zieht, dann ist das ein Strukturproblem unserer Gesellschaft. Dem kann man nur so begegnen, dass allen klargemacht wird, dass das Grundrecht auf Unverletzlichkeit des Körpers, auf Selbstbestimmung etwas ist, das jeder auf den eigenen Fingerspitzen tragen muss.
Wenn „die da oben“ meinen, solcher Firlefanz gelte für sie nicht, dann müssen „die da unten“ in die Lage versetzt werden, ihre Rechte zu verteidigen.
Das beginnt leider oft damit, dass erstmal klar gemacht werden muss, dass jeder Mensch unveräußerliche Grundrechte hat, die sich in dem Satz „die Würde des Menschen ist unantastbar“ zusammenfassen lassen.
Man sollte das Fach Zivilcourage an den Schulen einführen.
Doch, Mißbrauch ist katholisch. Natürlich gibt es ihn auch anderswo, aber systemisch ist er katholisch, da beißt die Maus kein` Faden ab und wenn Du was anderes verbreitest ist das … ich will es nicht benennen