Im Juni 2018 bekam ich einen Brief vom Sozialamt Charlottenburg-Wilmersdorf, in dem mir mitgeteilt wurde, einer meiner syrischen Mündel sei nun 15 geworden und somit sei für die Leistungen ab sofort das jobcenter (alias Arbeitsamt) zuständig. Ich möge mich kümmern und Vollzug melden.
Also ging ich zum jobcenter am Goslarer Ufer, wo man mir sagte, man sei nicht zuständig, nach der Geburtsdatumsregelung sei das jobcenter in Steglitz zuständig.
Dort stellte ich mich etwa eine dreiviertel Stunde an, um dann fast nicht weiterzukommen, weil ich zwar die Meldebestätigung meines Mündels dabeihatte, nicht aber meine eigene. „Dat Se inner Berliner Straße wohn tun, steht in Ihrm spanschn Personalausweis. Wat wees ick, wat die Spaniokln da rinschreim?“ Schließlich bekam ich eine Nummer und wartete noch eine halbe Stunde. Dann durfte ich bei einer sehr netten Dame vorsprechen, die zunächst erneut ihre Zuständigkeit prüfte und mir dann einen Haufen Antragsformulare übergab. Mit denen solle ich samt dem Mündel am 9.8. wiederkommen.
An besagtem Tag hielt sich die Warterei in Grenzen, ein anderer Sachbearbeiter prüfte allerdings erneut seine Zuständigkeit und stellte dann fest, dass die Dame, die mir obigen Brief geschrieben hätte, eine Bescheinigung hätte ausstellen müssen, aus der hervorgeht, dass sie nicht mehr zuständig ist.
Ich rief die Dame an, sie versprach alles zu erledigen, und es geschah nichts. Nach einem erneuten Telefonat, kam der sogenannte Einstellungsscheid, den ich flugs ans jobcenter in Steglitz weiterreichte. Der Beamte meinte, was er nun noch brauche, sei eine Zuweisung des Wohnungsamtes Charlottenburg-Wilmersdorf, damit er, bzw das jobcenter, die Wohnkosten übernehmen könne.
Dieses Papier wollte ich heute besorgen. In etwa 600 Metern vom Rathaus Charlottenburg fand ich einen Parkplatz. An der Tür von Zimmer 104 hing ein Zettel. Darauf stand, dass heute die Sprechstunde in der Königin Elisabeth Straße 49 stattfände. Dort bekam ich in 400 Meter Entfernung einen Parkplatz. In Zimmer 2073 war ich erstaunlicherweise sofort dran, fand mich aber erneut vor der Hirsebreimauer der Zuständigkeitsfeststellung wieder. „Dat der Kolleje in Stegliz jeprüft hat, schützt und ja nich vor Fehlern.“
Nach einigen Minuten der Zuständigkeitsfeststellungsarbeit hellte sich das Gesicht der Sacharbeiterin auf: „Steglitz is nich zuständich.“
Sie kramte einen Zettel hervor und erklärte „Det is n internet Rundschreibn vom Januar 2016, det liest keena. Drinne steht aba, dat wenn Vawandte zusammlebn, det Jeburtsdatum vom Familjenoberhaupt zuständichkeitsbejründend is.“
Sie gab mir einen Schrieb mit und schickte mich wieder zum jobcenter am Goslarer Ufer, wo ich einen Parkplatz in 700 Metern Entfernung fand. Nach 40 Minuten Schlange stehen kam ich dran, übergab das Schreiben worauf die Dame zunächst ihre Zuständigkeit prüfte. Nachdem sie damit nicht zurande kam, rief sie Martin an. Martin war nicht da. „Ick liebe et, wenn die Kollejn nich am Platze sin.“ Nun rief sie Stefan an und erklärte die Sache mit dem Geburtsdatum des Familienoberhauptes, in dem Fall der Tante meiner beiden Mündel.
Na jut, Stefan, aber die Tante is ja nu der Familjenoberhaupt (sic) und danach sin wa zuständich, wa?“ Offenbar bestätigte Stefan diese Vermutung und nachdem ich bereits sechs Stunden heute Morgen in dieser Sache verbraten hatte, bestellte man mich für Donnerstag um 8 Uhr ein, „weil, wir sin ja nu zuständich, aba die Anträje müssn se neu ausfülln.“ „Könnten Sie mir die Formulare gleich mitgeben?“ Nee, det is streng vabotn.“
„Aber in Steglitz hat man mir die Antragsformulare ausgehändigt.“ Wat die Kollejn in Steglitz machen tun, jeht mir nüschte an, hier isset vabotn.“
¡LA VIRGEN DE LOS COJONES!