Der Bankräuber

Der Walder wuchs in einem winzigen Dorf auf, mitten im Steigerwald.

Als er sechzehn Jahre alt geworden war, radelte er nach Haßfurt und bestand dort die theoretische Fahrprüfung, was ihn fortan zum Führen eines Mopeds berechtigte.

Er hatte aber kein Moped. Der Großvater und der Nachbar und der Vater von der Ramona, seiner Freundin, hatten in der Scheune noch je eine Ruine dessen, was vorher mal eine NSU Quckly gewesen war. Tatsächlich gelang es, aus diesen drei Vehikeln ein neues zusammenzuschrauben. Der Walder malte es feuerrot an, und wenn man auf den Gepäckträger ein Kissen legte, dann saß auch die Ramona recht bequem.

Die beiden erkundeten die Weiten und die Büsche des Steigerwaldes, nur bei Regen und im Winter war es schon irgendwie unbequem mit der roten Quickly.

Aber bald schon waren zwei Jahre vergangen, und der Walder konnte den Führerschein machen. Er hatte darauf gespart.

Zu einem Auto reichten seine Ersparnisse aber nicht. Auch gilt leider die Regel nicht, dass wer eine NSU Quickly in der Scheune hat, auch ein kaputtes Auto dort verwahrt.

Der Walder sparte weiter, aber irgendwie reichte es nie, um ein gebrauchtes Auto kaufen zu können. Die Ramona aber drängelte, und ab und zu sprach sie davon, dass der Siggi zwar ein Auto habe, aber keine Freundin, was den Walder durchaus alarmierte.

Und so reifte in ihm der Plan, die Kreissparkasse zu überfallen. Er wusste, dass einige Dörfer weiter einmal in der Woche der Sparkassen Bus vor der Kirche hielt. Ein paar Mal hatte er sich die Sache angesehen, dann ging er zur Tat über. Mit einer Spielzeugpistole und einem Tuch vor dem Gesicht stürmte er den Bus und schrie: „Fünfdausend Märgla, oder s‘ gnalld.“

An dem Tag war der Breuers Oddo zum Dienst im Sparkassen Bus eingeteilt. Er trainierte damals die Jugendmannschaft des SV Rapid Ebelsbach und konnte gut mit jungen Männern umgehen. Zwar hob er die Hände, aber gleichzeitig verwickelte er den Bankräuber in ein Gespräch: „Bürschla, du bist doch noch jung. Du versaust dir des ganz Lähm.“ Der Walder aber entgegnete, dass er ein Auto brauche, weil die Quickly bald den Geist aufgeben würde. Das verstand der Oddo natürlich, aber er versuchte weiter, die Straftat zu verhindern: „Bass auf, du haust edserd ab und ich vegess den Aufdridd. Morchn kummsd auf Haßfurt und nacher säh mer amol, wie des mid an Gredid is.“

Das verstand der Walder und verließ unverrichteter Dinge den Sparkassen Bus.

Der Breuers Oddo hatte sich gerade vom Schrecken erholt, als der Bankräuber wieder in den Bus stürmte: „Ich hab’s mir annersch überleechd, ich will doch des Gäld.“

Da drückte der Oddo den Alarmknopf und ein ohrenbetäubendes Geheul ging los. Dem Walder gelang zwar die Flucht, aber seine feuerrote Quickly sprang nicht an und so konnte der Breuers Oddo den Walder festhalten bis die Polizei kam.

Man legte ihm Handschellen an. Der Walder aber deutete mit dem Kinn auf die am Boden liegende NSU Quickly und brüllte zum Breuers Oddo hinüber:

„Sixdes edserd, wieso ich a Audo brauch?“

 

 

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