Neulich sah ich in der österreichischen Nachrichtensendung ZIB 2 das Interview, in dem Armin Wolf, der Moderator, den FPÖ Spitzenkandidaten für Niederösterreich Udo Landbauer als ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden der Burschenschaft „Germania zu Wiener Neustadt“ interviewte.
Ein Liederbuch dieser Burschenschaft war bekannt geworden, in dem antisemitische und rassistische Lieder abgedruckt sind. Zunächst kam Christian Strache ins Bild, der FPÖ Chef. Er sagte, Landbauer träfe keine Verantwortung, denn das Buch sei gedruckt worden, als dieser 11 Jahre alt gewesen war, sprich 1997. Bei Liedern kommt es bekanntlich darauf an, wann man sie singt, nicht wann sie gedruckt wurden. Hauptsächlich aber ist es bedenklich, dass 3 Jahre vor der Jahrtausendwende es noch Burschenschaften gab, die es für notwendig erachteten, derlei Schund drucken zu lassen.
Es sind ja nicht alte Lieder aus der Nazizeit. Wenn „der Jude Ben Gurion“ darin vorkommt, und man werde die siebte Million auch noch schaffen, dann zeigt sich, dass es auch noch nach dem Holocaust Menschen gibt, die blöd, skrupellos und menschenverachtend genug sind, sowas zu erdenken.
Armin Wolf zitierte im Interview einen weiteren Titel: „Negeraufstand ist in Kuba…“, dessen Text so schrecklich sei, dass er daraus nicht zitieren wolle.
Ich bekam einen Schreck. Das Lied kannte ich. Wir haben es als Schüler gesungen und uns nichts dabei gedacht. Ich bin nicht sicher, ob es in einem Liederbuch abgedruckt war, aber wir wissen es ja alle, je blöder und/oder unanständiger ein Text ist, desto leichter prägt er sich ein.
Mit zunehmender Reife, haben wir das Lied nicht mehr gesungen, es ist einfach widerlich und eklig. Offenbar ist diese zunehmende Reife bei den österreichischen Burschenschaftlern nicht immer feststellbar, denn das besagte Liederbuch ist noch im Gebrauch. Bei einer Hausdurchsuchung im „Vereinsheim“ wurden 19 Exemplare gefunden.
Landbauer verteidigte sich, zu seiner Zeit seien die Texte geschwärzt gewesen, einige Seiten sogar herausgerissen worden, und überhaupt er sei ein schlechter Sänger.
Diese Ausreden disqualifizieren ihn nicht als Politiker, aber sie disqualifizieren ihn als seriösen Politiker. Das mit dem Schwärzen und dem Herausreißen glaubt ihm eh keiner, und es ist allgemein bekannt, dass beim Grölen unsäglicher Lieder es noch nie darauf angekommen ist, eine gute Stimme zu haben.
Es war ein Fehler, die österreichische Regierung Schüssel-Haider von Beginn an zu ächten. „An ihren Taten sollt ihr sie erkennen.“ Das gilt auch jetzt wieder. Die schwarz-blaue Regierung in Wien muss die Möglichkeit erhalten, zu beweisen, dass die FPÖ unterdessen die braunen Unterhosen ausgezogen hat.
Es wird sich zeigen, wie Bundeskanzler Kurz und sein Koalitionspartner Strache mit dem Landbauer-Skandal umgehen. Und daran, wie damit umgegangen wird, wird sich auch zeigen, ob man der Regierung in Wien über den Weg trauen kann. Derzeit sieht es schlecht aus, denn der FPÖ-Innenminister Kickl hat in Überschreitung seiner Kompetenzen Ermittlungen ausgeschlossen.
Dass die Staatsanwaltschaft dennoch ermittelt ist ein Lichtblick.
Ich fürchte – genau weiß ich es nicht – das der kubanische Negeraufstand noch bis in die 70er Jahre in der „Mundorgel“ abgedruckt war (gleich nach den blauen Dragonern, wo man den christlichen Nährwert auch nicht so gleich erkennt). Die wird vom CVJM Köln herausgegeben…
Muss ich mich jetzt auch Anzeigen, weil unsere Lehrer heute Pädagogen genannt, dass mit uns gesungen haben. Oder viele ähnliche Lieder aus dieser Zeit? Nein ich bin kein Burschenschafter und kein Rechtsradikaler. Burschenschaften stehen immer wieder in der Kritik, warum werden sie von Gesetz aus nicht verboten?