Leider stimmt das nicht wirklich, denn es gab die schrecklichen Kriege im ehemaligen Jugoslawien. Dennoch gilt: Dies hat es noch nie gegeben: In Mitteleuropa herrscht seit 73 Jahren Frieden. Das ist die Lebenszeit von zweieinhalb Generationen.
Alle, die diese Zeilen lesen, wissen von einem Vater oder Großvater, der im Krieg war, alle wissen von Angehörigen, die gefallen sind oder die aus ihrer Heimat flüchten mussten.
1939 – 1945, 1914 – 1918, 1870 – 1871, 1848 und die napoleonischen Kriege, all das steht für unsägliches Leid und Blutvergießen. Diese Kriege sind mehr oder weniger im kollektiven Gedächtnis geblieben. Man hat den Eindruck, die Kriege seien lediglich unterbrochen worden von jeweils etwa 30 Jahren des Verschnaufens.
Ist unsere Welt so friedfertig geworden, dass wir nichtmehr auf uns schießen?
Sicherlich nicht, aber seit dem Ende des 2. Weltkrieges haben die Staaten, ihre Politiker und nicht zuletzt die Menschen dafür gesorgt, dass es nicht wieder zum Krieg kam. Ob da das Gleichgewicht des Schreckens, die Nachrüstung und die Abrüstungsvereinbarungen immer die adäquaten Mittel waren, das wird die Geschichtsforschung finden müssen. Immerhin: Funktioniert hat’s.
Alle männlichen Leser müssen sich klar sein, dass sie in der Logik der europäischen Geschichte gefallen sein müssten, nur noch mit einem Bein rumlaufen könnten, den Bruder und den Vater verloren haben müssten und ein großer Teil der weiblichen Leserinnen wäre Witwe, hätte den Bruder oder Bräutigam verloren.
Davon kann keine Rede sein! Gott sei Lob und Dank!
Wenn man sich das klar macht, dann ist es einfach kleinlich und widerlich, die täglichen Verunglimpfungen anderer, die täglichen Tatsachenverdrehungen, den täglichen Hass in den sozialen Medien miterleben zu müssen.
Vergessen wir nicht: Bevor der Krieg 1933 losgehen konnte, mussten die Köpfe der Menschen manipuliert werden.