Neulich las ich in der Zeitung über den unerwartet guten Lauf der Wirtschaft in der Türkei. Zuvor hatte ich von deren Rückgang erfahren, die ausländischen Investoren blieben aus, zumal die Elite des Landes im Gefängnis säße und man daher die guten Fachkräfte des Landes nicht einstellen könne.
An sich interessiert mich die Wirtschaft am Bosporus eher wenig, es reicht, wenn ich mich über Erdogan ärgere.
Diesmal aber bin ich der Sache nachgegangen und habe gelernt, dass es die Baubranche ist, die zu diesem so guten Ergebnis führt.
Das Bauen hat bekanntlich den Vorteil, dass man dazu keine ausländischen Investoren oder importierte High-Tec braucht.
Als in Spanien der Bauboom begann, machten die Banken Menschen, die einen Bauplan nicht verstehen zu Bauunternehmern. „El Pocero“ der Brunnenbauer, stieg zum größten Bauunternehmer des Landes auf: Er brüstete sich damit, dass seine Yacht größer war, als die des Königs. Er war Analphabet.
Das außergewöhnlich große Wirtschaftswachstum Spaniens zu Beginn dieses Jahrhunderts lag nur am Bauboom, der ausschließlich dadurch befördert wurde, dass die Banken zu viel Geld hatten. Hinter vorgehaltener Hand gab man auch zu, dass ein Teil davon aus Medellín stammte. Bedarf an so vielen neuen Wohnungen gab es keinen. Und so stand Spanien 2009 plötzlich mit einer Million unverkauften Wohneinheiten da. Auf jeder lastete eine Hypothek von durchschnittlich 200.000 €. Macht 200.000.000.000 €, zweihundert Milliarden €. Das verkraftet keine Volkswirtschaft.
Doch zurück zu Türkei: Die Bautätigkeit wird durch staatliche Kredite finanziert. Daran ist zunächst nichts Böses. Wenn man aber überlegt, dass der Tourismus, die industrielle Produktion des Landes und die ausländische Investition stagnieren, wenn nicht rückläufig sind, dann fragt man sich, wer die neuen Wohnungen, Büros und Hotels nutzen wird?
Es steht zu befürchten, dass in der Türkei Ähnliches passiert wie damals in Spanien: Fremdfinanzierte Immobilien stehen unverkauft herum und verrotten. Das wäre an sich schon ein riesiger volkswirtschaftlicher Schaden. Aber auch in der Türkei binden fremdfinanzierte unverkaufte Immobilien das in sie investierte Geld und auch in der Türkei laufen die Zinsen selbst dann weiter, wenn abzusehen ist, dass die staatlichen Kredite abgeschrieben werden müssen?
Es stellt sich daher die Frage, wer die Zeche zahlt? Der türkische Steuerzahler, wer denn sonst?
Im Grunde bedeutet all das, dass Erdogan mit dem Rücken and er Wand steht und er sein Image als Wirtschaftswundermann nur noch durch Kurbelei am Gelddrucker aufrecht erhalten kann.