Stolz auf Soldaten

Als neulich der unsägliche Ausspruch rundging, man könne auch als Deutscher stolz darauf sein, was unsere Soldaten in den beiden Weltkriegen geleistet haben, kam mir dieser Satz zunächst vollkommen normal vor.

In meiner Kindheit habe ich nichts anderes gehört. Mein Großvater war kaiserlicher Berufssoldat gewesen, mein Vater war Gleiches in der Wehrmacht, meine Großmutter war eine in der Wolle gefärbte Militaristin und meine Mutter wurde sauer, als ich die einmal fragte, weshalb die Deutschen denn dauernd Kriege verlören, immerhin die beiden letzten.

Dem stand in keiner Weise entgegen, dass ich alle vier abgöttisch liebte, ich hatte als Kind keine Wahrnehmung, die dem widersprach, was um mich gedacht und geredet wurde.

Soldat zu sein, war eine riesige Ehre, in der Bibliothek standen bebilderte Bücher, die 1914 bis 1918 in den hehrsten Farben schilderten, unsere Großmutter las uns abends auch Bücher von Pearl S. Buck vor, aber das Leben auf dem U-Bott oder dem Panzerkreuzer wurde uns von ihr vor dem Schlafengehen ebenso nahegebracht.

Vom Gefühl her ist mir all das ganz nah, was die Neonazis nun wieder propagieren. Ich bin sicher, dass die Mehrheit der Deutschen, die in den 50er Jahren aufgewachsen sind, ebenso wie ich eine tendenziell rechtslastige Erziehung erhalten haben.

Es ist unseren Lehrern zu verdanken und dann natürlich auch den 68ern, dass unsere Generation aus dem Cocon der Nachkriegsdenke herausgefunden hat.

Als die Mauer fiel, war mir sofort klar, dass dies auf die Dauer zu einem Rechtsruck in der deutschen Politiklandschaft führen würde. Wo das Denken gelenkt wird, wird der Bodensatz des alten Denkens nicht weggespült, und wo der Staat per se den Antifaschismus für sich gepachtet hat, ist Vergangenheitsbewältigung nicht notwendig. Dann blubbert eben weiter das Gerede, dass es in den Nazi- Jahren noch Arbeit, Wohlstand, Ordnung und Ehre gab. Übrigens, und das mag ein Knackpunkt sein, das war für einen Arbeitslosen aus Hoyerswerda gefühlsmäßig zum letzten Mal so „beim Adolf“ so.

Da kommt es gut an, wenn einer sich mal wieder traut und einen „man-wird-sowas-doch-noch-mal sagen-dürfen“ Satz rauslässt. Nicht umsonst stand auf den blau-roten Wahlplakaten „Trau dich, Deutschland!“

Die Beißhemmungen entfallen zunehmend und wir, die wir einen intellektuell anderen Weg zur deutschen Vergangenheit gefunden haben, stehen mehr oder weniger hilflos herum. Die „Waffen“, die wir bisher in der politischen Auseinandersetzung gebraucht haben, taugen plötzlich nicht mehr. Ich meine das Wort. Wer nicht zuhören will, kann nicht diskutieren. Dabei ist das gesprochene oder geschriebene Wort das einzig legitime Mittel, das in der demokratischen Auseinandersetzung gebrauch werden darf. Wir dürfen nicht zulassen, dass Demagogie, Pöbelei, Hass und Gewaltbereitschaft normal werden.

Wir in Deutschland haben immerhin allen Grund, sehr zufrieden zu sein mit unserer Bundeswehr. Mit wenigen Ausnahmen hat sie sich stets als demokratisches Heer verstanden und benommen.

 

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