Das Internet ist voll von Beiträgen, in denen vor der Überhandnahme des Islam in der westlichen Welt gewarnt wird.
„Ich habe 15 Jahre dort gewohnt, ich weiß, wovon ich rede.“
„Das ist überhaupt keine Religion, das ist ein Machtkomplott“
„Wenn die bei ihnen Kirchen erlauben, dann reden wir weiter.“
„Der Papst spinnt jetzt! Er wirbt für Verständnis für den Islam.“
Es gibt leider nur sehr wenige demokratisch verfasste Länder auf dieser Erde, in dem der Islam vorherrschende Religion ist. Es gibt allerdings einige europäische Staaten mit starken islamischen Minderheiten, ich denke an Frankreich, Belgien und Großbritannien.
Gehen diese Länder im heiligen Krieg unter? Nein, sie tun es nicht. Es gibt dort aber islamische Politiker, sogar Bürgermeister, die hervorragende Arbeit leisten.
Der Islam ist eine Religion wie jede andere. Es steht niemandem zu, die eigene oder andere Religionen für besser oder schlechter zu erklären. Jede Religion ist anders, mehr ist dazu nicht zu sagen.
Nun hat der Islam das ausgesprochene Pech, Mehrheitsreligion zu sein in Ländern mit autokratischen Strukturen. Das schadet ihm, weil nicht nur im Westen kurzdenkende Mitmenschen denken, das läge am Islam. Nein, das liegt am saudischen Königshaus, Erdogan und Konsorten.
Es ist erschreckend, wie wenig Vertrauen diejenigen in ihren eigenen Staat und in ihre eigene Religion haben, die sich da als Warner in der Wüste aufspielen.
Die allgegenwärtige Sorge, bald schon könne wieder ein Terroranschlag verübt werden wird vermengt mit der Angst vor dem sozialen Abstieg, dann wird noch mit dem Finger gezeigt auf einige islamistische Spinner in NRW und schon ist der Islam der Buh-Mann, vor dem kleine Kinder weglaufen müssen.
Noch mal zur Erinnerung: Der Islam genießt bei uns Religionsfreiheit, weil alle Religionen diese Garantie des Grundgesetzes haben. Grundrechte sind weder selektiv noch reziprok. Sie gelten für alle.
Unsere Demokratie ist stark, solange ihre eigenen Bürger sie stark machen. Bisher hat sie alle ihre Feinde, die von innen und die von außen, abzuwehren gewusst.
Natürlich sind die islamistischen Anschläge in Europa ein riesiges Problem. Und natürlich reichen Polder nicht aus, um es einzudämmen. Wir sind aber auf einem guten Weg. Es ist hierbei wenig hilfreich, wenn selbsternannte Experten querschießen.
Ich habe den Eindruck, dass diese „Experten“ eigentlich etwas ganz anderes wollen: Sie sehen sich zurück in den autoritären Staat ihrer Großeltern. Damals konnte man Andersdenkende noch ausgrenzen, damals konnte man sogar noch töten – Verzeihung, töten lassen, denn das haben je die Nazis erledigt.