Wer ist Trump? Das wissen wir. Er ist der 45. demokratisch gewählte Präsident der USA. Das muss vorausgeschickt werden, denn so Manchem scheint das nicht ganz klar zu sein.
Er ist der legitime Repräsentant seines Landes, der alle ihm von der Verfassung verliehenen Befugnisse im Rahmen des Rechts anwenden darf.
Dennoch steht man mit Staunen vor diesem Mann. Was ist des Pudels Kern bei Trump?
Noch nie gab es einen amerikanischen Präsidenten, der einen derart subjektiven Umgang mit der Wahrheit pflegte.
Und was passiert? Nichts!
Noch nie gab es einen amerikanischen Präsidenten, der unter Einmischung / Hilfe einer ausländischen Macht ins Amt gewählt wurde.
Und was passiert? Nothing!
Noch nie gab es einen amerikanischen Präsidenten, der durch geschäftliche Verknäuelungen derartig abhängig ist von einer ausländischen Bank, in dem Fall der Deutschen Bank.
Und was passiert? Nitschewo!
Noch nie gab es einen amerikanischen Präsidenten, der im Wahlkampf innenpolitisch alles versprach, aber, einmal im Amt, nichts zustande bekommt.
Und was passiert? Nada!
Was wir in Europa nur schwer verstehen können, ist der Umstand, dass Trump nur deshalb gewählt worden ist, weil ganz viele Wähler, die sonst nie zur Urne gehen, diesmal gewählt haben. In ihrer Hoffnungslosigkeit sehnen sie sich danach, seinen Versprechungen glauben zu können. Wer im ehemaligen steel belt , jetzt rust belt, lebt, wer sieht, wie alles, was er früher mit seiner Hände Arbeit hergestellt hat, jetzt aus dem Ausland kommt, der hofft, dem glauben zu können, der „America first“ verspricht.
Wer sagt, Klima sei ihm wurscht, aber die „miners“ sollen wieder Arbeit bekommen, der wird zur Lichtgestalt für alle, die seit Jahren arbeitslos sind. Motto: „Est kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“
Auf Trump zu schimpfen, ihn für verrückt zu erklären, sich intellektuell über ihn zu erheben, bringt gar nichts. Dies führt nur zur Verharmlosung, und insbesondere, handelt es sich dabei um eine billige Ausrede: „Der Mann ist so daneben, mit dem muss ich mich nichtauseinandersetzen“.
Vielleicht muss man sich tatsächlich nicht mit Trump direkt auseinandersetzen. Wohl aber mit seinen Wählern. Denn wir haben in Europa auch potentielle Trump-Wähler! Nur mal ein paar Beispiele:
- Die Jugend in den Vorstädten belgischer und französischer Städte.
- Eigentlich ganz Griechenland.
- Hartz IV Empfänger in der dritten Generation.
- Arbeitslose Jugendliche aus Spanien oder Italien.
Perspektivlosigkeit ist ein ganz schlimmes Gift. Und Arbeitslosigkeit ist das Vehikel zur Perspektivlosigkeit. Wenn Helmut Schmitt sagte, ein Prozent mehr Inflation sei ihm lieber als ein Prozent mehr Arbeitslosigkeit, dann sprach er nicht als Wirtschaftspolitiker, sondern als Sozialpolitiker.
Trump ist kein allein amerikanisches Phänomen. Wenn abgehobene Politiker sich mehr um die Börsenwerte als um die Lohntüte der Wähler kümmern, dann haben es die leicht, die das Blaue vom Himmel herunterversprechen.
Lehnen wir uns also nicht bequem zurück und belächeln die Amis, die Trump gewählt haben. Passen wir vielmehr darauf auf, dass bei uns keine Situation entsteht, die einen Trump auch in Europa zum Erfolg führen könnte.