Hat Trump Recht?

Der Berliner Kreis der CDU hat verlauten lassen, statt gegen den 45. Präsidenten zu argumentieren, sei es besser, sich auf das zu besinnen, was man aus dem Klimawandel an Positivem sehen könnte.

Natürlich hat der Klimawandel auch Vorteile, schon mal den, dass für die Inselbewohner im Pazifik, deren Heimat überflutet werden wird, Weidegrund in Grönland frei wird. Natürlich hat der Klimawandel auch den Vorteil, dass man bald in Baden-Württemberg statt Wein Pfirsiche, vielleicht sogar Orangen wird ernten können.

Man muss sich das mal vorstellen: Da sitzen die Leute vom Berliner Kreis zusammen und denken nachhaltig darüber nach, wie man den Ausstieg aus den Pariser Verträgen positiv bewerten könne. Nicht etwa, weil positive Bewertungen auf der Hand lägen, sondern, weil man der konservativen Gefolgschaft Argumentationshilfen geben muss. Wenn ich meinen Wählern keinen bull shit vorsetze, glauben sie den bull shit, den andere ihnen vorsetzen, sprich die AfD. Der Berliner Kreis hat mit seiner Verlautbarung nun für jeden deutlich gemacht, was viele konservative Politiker von ihren Wählern halten: Je weniger die nachdenken, desto besser!

Damit schaden diese Leute nachhaltig dem konservativen Gedankengut, das ja entgegen der Meinung Vieler nicht nur und nicht immer rückwärtsgewandt ist.

Perfider als die Plumpheit des Berliner Kreises ist ein Artikel in der Basler Zeitung. Dort wird unter dem Titel „Trump hat Recht“ gesagt, es sei für Politiker einfach, für die Pariser Verträge zu sein, weil damit den Wählern suggeriert werde, man gehöre zu den Guten. Wenn, wie der Artikel zu erkennen gibt, das ganze Umweltsgedöns zur kommenden Jahrhundertwende sich als Bluff erweisen wird, sind die jetzigen Befürworter des Pariser Vertrages längst tot. Im Übrigen sei der Pariser Vertrag sowieso schlecht, weil ein Kompromiss unter 195 Staaten, von denen die wenigsten demokratisch seien, sowieso ein fauler Handel sein müsse.

Natürlich ist das Pariser Klimaschutzabkommen nicht perfekt. Aber wir haben nur dieses! Immerhin ist es gelungen, mit 195 Staaten ins Gespräch zu kommen und einen Kompromiss zu finden.

Nun treffen sich die Repräsentanten dieser Staaten regelmäßig. Allein das ist ein Erfolg. Es ist doch so, dass die Mehrheit der Bewohner dieser Erde subjektiv die Folgen des Klimawandels überhaupt nicht wahrnimmt. Jetzt, nach dem Pariser Abkommen, erfahren sie wenigstens aus dem Fernsehen davon.

Und noch etwas: Trump kann nicht Recht haben, weil er mit seiner Entscheidung, den Vertrag von Paris zu kündigen, allen sagt: „Ich schere mich um das Völkerrecht einen Dreck, Leute, wenn ihr das auch so seht, meinen Segen habt ihr!“

Trump tut so, als beginne die Zeit neu, seit er die Amtsgeschäfte übernommen hat. Alles was vorher gut und richtig war, ist es nun nicht mehr. Alles steht zur Disposition, er braucht ja nur was zu unterschreiben. Und so finden sich die USA auf einmal in einem Club wieder, der aus Syrien, Nicaragua und den USA selbst besteht, Paris Gegner alle drei. Wäre ich Ami, ich würde mich schämen. Ich schäme mich aber auch so, einfach deshalb, weil ich zusehen muss, wie der Rechtsstaat, die Demokratie und die Völkerverständigung, an denen seit dem Ende des zweiten Weltkrieges beharrlich gearbeitet wurde, plötzlich unwichtig geworden sind.

Wenn ein Präsident der derzeitigen Hegemonialmacht dieses Planeten sagt, er trage Verantwortung für die Leute in Pittsburgh, nicht aber für die in Paris, dann zeigt das nicht nur Ignoranz, sondern, und das ist schlimmer, es zeigt auch, dass dieser Präsident noch überhaupt nicht begriffen hat, was sein Posten ihm abfordert.

Peinlich und widerlich die Leute, die jetzt auf dessen Boot aufspringen. Die versprechen sich doch davon was, oder?

 

 

 

 

 

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