Brexit macht traurig.

Bis vor zwei Jahren war Großbritannien ein blühendes Land mit überproportionalem Wachstum, stabiler Währung und handlungsfähiger Regierung.

Dann haben mit Cameron und May nun schon zwei Mal Premierminister Ihrer Majestät unverantwortlich und aus politischem Eigennutz in die Kloake gegriffen. Nie dagewesene Lügen von Politikern und von Teilen der Presse haben den Wähler dazu gebracht, so abzustimmen, dass das Land nun geschwächt, gespalten, lächerlich und richtungslos vor der Welt dasteht.

Und dann brennt auch noch ein Hochhaus ab und die Regierungschefin macht alles, um dieses Unglück zum Symbol ihrer mangelnden Empathie und der Lage des Landes werden zu lassen.

Der Brexit ist natürlich eine Scheidung, und bei diesen Vorgängen kommen nun wahrlich nicht die edelsten Eigenschaften der Menschen zum Vorschein. Das ist bei Scheidungen zwischen Menschen schon schlimm und folgenschwer genug. Bei Scheidungen zwischen Staaten, sind alle Beteiligten gut beraten, so freundlich und fair, wie nur irgend möglich, miteinander umzugehen.

Das Problem des schwächelnden vereinigten Königreichs ist ja das, dass dort, wo ein Staat eine Machtposition nichtmehr ausfüllen kann, ein anderer nachrückt. Wer das sein wird, weiß derzeit niemand.

Sicher ist nur, dass Großbritannien für Europa schon immer sehr wichtig war und dies natürlich weiterhin ist. Wir erinnern uns alle aus dem Geschichtsunterricht daran, dass es britische Politik über Jahrhunderte war, in Europa ausgleichend zu wirken. Ohne die Beharrlichkeit des britischen Volkes, das hierin Winston Churchill gefolgt ist, wäre der zweite Weltkrieg womöglich anders ausgegangen. Was dann passiert wäre, kann man sich gar nicht schrecklich genug vorstellen.

Die Scheidung von Großbritannien ist gerade für meine Generation so schmerzlich, weil unsere „Menschwerdung“ ohne GB und London sicherlich ganz anders verlaufen wäre. Wer von uns verdankt der Unbekümmertheit der Jugend Europas, die sich im Sommer auf dem Piccadilly Circus traf, nicht den entscheidenden Impuls zur eigenen Emanzipation? Was wären unsere jungen Jahre ohne die Beatles, ohne die Stones, ohne Rod Steward und ohne Jethro Tull? Zwar trugen wir Jeans, aber alles andere was wir anzogen, war in der Carnaby Street kreiert worden. Wer von uns hätte nicht die entscheidenden Impulse in den Theatern am Haymarket, Strand oder in Soho genossen? Schon allein deshalb, weil es in Deutschland damals überhaupt nichts Vergleichbares gab. Was dort geboten wurde, war nicht elitäre Hochkultur, sondern hohe Gebrauchskultur, pars pro toto: Andrew Lloyds Webber.

Nun erleben zu müssen, dass ein für Europa so wichtiger Partner nicht nur weggeht, sondern dabei auch noch taumelt, macht mich nicht nur betrübt, sondern in erster Linie besorgt.

Wo soll das hinführen, wenn das Unterhaus ein Tummelplatz verantwortungsloser Ehrgeizlinge wird?

Wo soll das hinführen, wenn im Wahlkampf eine Premierministerin den Gedanken auch nur zulässt, die Grundrechte einzuschränken?

Wo soll das hinführen, wenn in einer Demokratie die Lüge zum legitimen Mittel der Auseinandersetzung erhoben wird?

Wo soll das hinführen, wenn Politiker ihre Entscheidungen zuerst danach abklopfen, ob sie ihnen persönlich nutzen?

Heute sollen die Brexit Verhandlungen in Brüssel beginnen. Wie man hört, hat die EU Seite das vergangene Jahr dazu genutzt, sich vorzubereiten. Downing Street hat diese Zeit verplempert, so dass es am Ende sogar einleuchtend erschien, wenn die Regierungschefin meinte, keine Einigung sei besser als eine schlechte Einigung.

Winston Churchil, der sich gerade intensiv im Grabe umdreht, hat einmal das Folgende gesagt:

„Perhaps it is better to be irresponsible and right than resonsible and wrong.“

Heute würde er sagen: „Those fellows are irresonsible and wrong“.

Und Sir Winston hat noch etwas gesagt:

„We hope to see a Europe where men of every country will think of being a European as of belonging to their native land, and wherever they go in this wide domain will truly feel, „Here I am an home.“

Angesichts der Lage macht dieser Satz richtig traurig.

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