Mid die Schrödn auf’n Hos’nbod’n

Die Jagd spielt in Franken eine riesige Rolle. Im Winter sind ganze Dörfer wie ausgestorben, weil die einen als Schützen, die andren als Treiber mit „naus die Jachd“ gehen. Zurück bleiben Vorschulkinder, stillende Mütter und Bettlägerige. Wer nicht zum Treiben oder zum Schießen gebraucht wird, dem fällt die wichtige Aufgabe zu, Bratwörschd, Lindensuppe und Bier für die Mittagspause vorzubereiten.

Für eine anständige Jagd muss es bitter kalt sein, dann kommt das Wild nicht so leicht aus der Dickung und entsprechend langsamer kommt es dem Schützen vor die Flinte oder Büchse.

„Büchse? Damit schießt man doch Rehe?“

„Ja.“

„Aber Drückjagden sind doch verboten!“

„Ja und?“

„Unn ausser diesen“, sechd der Bedä, „wenn a Sau kummt, mußt a Büchsn dabei ham.“

Die Kälte dient in erster Linie als Begründung für den doch erheblichen Schnapskonsum vor, während und nach jedem Trieb.

Während die Schützen auf der einen Seite des Waldes zu Fuß Stellung bezogen, wurden die Treiber auf Wagen, die ein Traktor zog und auf denen Strohballen als Sitzbänke dienten, auf die andere Seite gezogen. Es war schneidend kalt, zwangsläufig gingen Schnapsflaschen und Thermokannen umher. Mit auf dem Wagen saß auch Frantek, ein aus dem Krieg übrig gebliebener polnischer Zwangsarbeiter. Einer der Mittreiber fragte den Unverheirateten:

„Frandegg, wie mecht mer a gscheids Kind?“

Frantek verdrehte die Augen, blieb jedoch die Antwort schuldig, die sofort nachgeliefert wurde:
„Nüchdern und mid viel Liebe, mechd mer des! Unn, Frandegg, wie mecht ma a dumms Kind?“ Wieder keine Antwort und darauf:

„Freech a mol dein Vaddä!“ Grohlendes Gelächter.

Frantek hatte einen hellblauen Opel Kadett mit dem fuhr er jeden Samstag ins Puff nach Würzburg. Insgeheim wurde er von den Männern des Dorfes beneidet, weil er diese Ausflüge ohne jegliche Heimlichtuerei unternahm. „Brauch ich Auto für irgendwas, oder?“

Besonders am Nachmittag ging es bei den Jagden zunehmend lockerer zu: Schnaps, Bratwürschd, Bier und „nuch a Schnäbsla“ machten träge und man nahm es nicht mehr so genau mit den Vorschriften, besonders bei den Hasenjagden, wo man mit feinem Schrot die Beute erlegte.

Und es begab sich, dass ein Schütze dem Schorsch versehentlich eine Ladung Schrot auf dem Hosenboden dessen Lederhose entlud. Das war nicht gefährlich, geschmerzt hat es aber doch.

Und so brach der Schorsch das Treiben ab, drehte um und stürzte Rache suchend auf den Mordsschützen zu. Der blieb ganz ruhig stehen und schaute dem Wütenden in die Augen.

Als dessen heißer Atem schon zu spüren war, hob der Schütze die Hand und sagte:

„Schorschla, du wennst kann Spaß verstehsd, bleist daham!“

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